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Full text of "Germanistische Abhandlungen"

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■ 


I 


Bermanistische  Abhandlungen 


begründet 

von 

Karl  Weinhold 

herausgegeben 

von 


XV.  Heft, 


Der  üebepgang 
vom  Mittelhoehdeutsehen  zum  Neuhoehdeutsehen 

in  der  Sprache  der  Breslauer  Kanzlei 


Bruno  Arndt. 


Breslau. 
Verlag  von   M.  &  H.  Marcus. 

1898. 


Der 


Übergang  vom  MittelhoeMeutselien  zum 
Neuhoehdeutsehen 

in  der  Sprache  der  Breslauer  Kanzlei 


von 


Bruno  Arndt. 


*#^ 


Breslau. 
Verlag  von  M.  &  H.  Marcus. 

1898. 


FD 

AS 

H^^t  16' 


Vorwort. 


Die  nachfolgenden  Untersuchungen  über  die  Entwicklung 
der  Breslauer  Kanzleisprache  vom  Mittelhochdeutschen  zum  Neu- 
hochdeutschen entstanden  1896/7  und  wurden  nach  Ostern  1897 
von  der  Breslauer  philosophischen  Fakultät  als  Inaugural- 
Dissertation  genehmigt.  Als  solche  erschien  separat  gedruckt 
der  Abschnitt,  der  den  Vokalismus  behandelt  (Breslau  1897  bei 
M.  &  H.  Marcus). 

Die  Anregung  zu  diesen  Untersuchungen  gab  mir  Herr 
Prof.  Dr.  Vogt,  dessen  Ratschläge  mir  bei  der  Abfassung  der- 
selben vorzüglich  von  Nutzen  waren,  und  dem  ich  auch  meinen 
besonderen  Dank  für  die  liebenswürdige  Nachsicht  ausspreche, 
mit  der  er  mir  beim  Druck  dieser  Arbeit  hilfreich  zur  Seite  stand. 

Ausserdem  danke  ich  Herrn  Dr.  Wendt,  Kustos  an  der 
Breslauer  Stadtbibliothek,  für  die  schätzenswerten  Winke,  die 
er  mir  anlässlich  der  Benutzung  des  Handschriftenmaterials  zu 
teil  werden  Hess,  sowie  Herrn  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  Grünbagen, 
der  mir  für  das  Kapitel  »Wortschatz«  erwünschte  Nachweise 
aus  den  handschriftlichen  Wortregistern  des  Königl.  Staats- 
archivs zu  Breslau  zukommen  Hess. 

Ich  hoffe,  dass  meine  Arbeit  nicht  ohne  allen  Wert  für  die 
Kenntnis  der  Entwicklung  der  nhd.  Sprache  überhaupt  sein 
wird,  insofern  sie  manche  Schlaglichter  auf  das  Gesamtbild 
dieser  Entwicklung  fallen  lässt. 

Breslau  1898. 

Bruno  Arndt. 


Berichtigungen. 


S.  1,  Z.  9  u.  5  V.  u.  1.  Thime  st.  Thune. 

S.  34,  Z.  4  V.  0.  1.  au  st.  an. 

S.  57,  Z.  13  V.  0.  1.  marggrafen  (2)  st.  margrafen  (2). 

S.  69,  Z.  12  V.  u.  1.  iczunt  st.  iczundt. 

S.  71,  Z.  11  V.  0.  1.  dreisig  st.  dreissig. 

S.  82,  Z."  13  V.  0.  1.  umb  st.  umbe. 

S.  94,  Z.  3  V.  0.  1.  fromen  st.  formen. 


Im  Folgenden  handelt  es  sich  um  eine  Untersuchang  des 
Überganges  der  Breslauer  Kanzleisprache  von  den  md.  Dialekt- 
formen aus  zu  der  nhd.  Schriftsprache.  Diese  Entwicklung  in 
ihren  einzelnen  Phasen  festzustellen,  ist  der  Zweck  dieser 
Arbeit. 

Die  Quellen,  die  ich  für  die  Untersuchung  benutzt  habe, 
sind  Handschriften  aus  der  Zeit  von  1352 — 1560.  Sie  gliedern 
sich  nach  Zeit  und  Charakter  in  4  Gruppen:  A,  B,  C,  D. 

Unter  A  sind  2  Urkunden  aus  den  Jahren  1352,  1359  zu- 
sammengefasst. 

Sie  sind  dem  Copialbuch  (Breslauer  Stadtarchiv  D  2)  ent- 
nommen, das  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  in  Breslau 
entstand.  Es  enthält  Originalurkunden  und  deutsche  Über- 
setzungen von  lateinischen  Texten,  wobei  die  deutschen  und 
lateinischen  Texte  nebeneinander  gestellt  sind.  Das  Copialbuch 
ist  eine  Pergamenthandschrift  und  zeichnet  sich  im  Gegensatz 
zu  den  Signaturbüchern  durch  saubere,  schöne  Schrift  aus. 

Unter  B  sind  zusammengefasst  die  streng  md.  Urkunden 
des  Thune  von  Coldicz  und  der  Breslauer  Signaturbücher  aus 
den  Jahren  1389 — 1447,  wie  sie  von  Stobbe  in  der  Zeitschrift 
für  Geschichte  und  Altertum  Schlesiens  Bd.  VI — X  heraus- 
gegeben sind. 

Die  Urkunde  des  Thune  von  Coldicz,  houptman  von  Breslaw 
(Breslauer  Stadtarchiv  N  27  b — h  [M  9  c^]),  stammt  aus  dem 
Jahre  1370.  Über  die  Signaturbücher  vgl.  die  einleitenden  Be- 
merkungen Stobbes  in  der  Zeitschr.  f.  Gesch.  u.  Alt.  Schles.  B.  Vf. 
S.  335  ff. 

Arndt;  Entwicklung  der  Breslauer  Kanzleisprache.  1 


Der  Text,  den  Stobbe  in  jenen  Bänden  von  historischen 
Gesichtspunkten  aus  veröffentlicht  hat,  ist  jedoch,  wie  aus  einer 
Vergleichung  mit  den  Handschriften  (Breslauer  Stadtarchiv  G  5) 
hervorgeht,  für  eine  sprachliche  Untersuchung  sehr  fehlerhaft 
wiedergegeben.  Ich  habe  daher  nicht  den  Stobbeschen  Text, 
sondern  die  entsprechenden  handschriftlichen  Originale  untersucht. 

Es  erscheint  verlockend,  die  Entwicklung  während  des  Zeit- 
raumes 1389 — 1447  nach  den  einzelnen  Stadtschreibern  zu  ver- 
folgen, die  jene  Urkunden  geschrieben  haben,  zumal  da  der 
weiteren  Untersuchung  Eschenloers  Urkunden  vorgelegen  haben. 

Dieser  Gesichtspunkt  lässt  sich  aber  nicht  festhalten. 

Wie  aus  der  Abhandlung  von  Alwin  Schulz:  Die  Breslauer 
Stadtschreiber  im  14.  und  15.  Jahrhdt.  (Zeitschr.  d.  V.  f.  Gesch. 
u.  Alt.  Schles.  B.  X,  S.  158  ff.)  hervorgeht,  sind  stets  zwei  Stadt- 
schreiber angestellt  gewesen.  Ausserdem  aber  folgten  sich  die 
einzelnen  Schreiber  im  Amte  nicht  so,  dass  der  Nachfolger  erst 
beim  Tode  bezw.  Amtsaustritt  des  Ersten  eintrat,  sondern  die 
Thätigkeit  des  einen  griff  in  die  des  andern  über. 

Um  dies  deutlich  zu  machen,  will  ich  im  Folgenden  die 
Parallelreihen  der  Stadtschreiber  nebeneinander  stellen. 

Die  eine  Reihe  wird  ausgefüllt  von  Paul  Lynke  1384  bis 
1489  und  Jacobus  Haselberg  1408—1463. 

Die  zweite  Reihe  bilden  Erasmus  1370—1391.  Von  1391 
bis  1400  ist  eine  Lücke,  während  der  Lynke  allein  angestellt 
gewesen  sein  mag. 

Sodann  Nicolaus  Hubener  1400—1409. 
Jacob  Haselberg  1412—1427. 
Peter  1417—1424. 
Johannes  Lozak  1422—1437. 
Vincencius  Bela  1424—1433. 
Peter  Heger  1431—1453. 

Diese  Parallelreihen  erklären  daher  die  Unmöglichkeit,  die 
einzelnen  Texte  nach  den  Autoren  zu  sichten.  In  den  Hand- 
schriften stehen  auch  unvermittelt  nebeneinander  Texte  von 
verschiedener  Hand,  und  wir  haben  keinen  Anhalt  dafür,  wem 
der  eine,  wem  der  andre  zuzuweisen  ist.  Auch  handelt  es  sich 
ja  bei  unserer  Untersuchung  nicht  darum,  die  Sprache  der 
einzelnen  Schreiber,  jede  für  sich,  zu  betrachten,  sondern  es  soll 


ein  Bild  der  Entwicklung  der  Breslauer  Kanzleisprache  im 
grossen  und  ganzen  gegeben  werden.  Auf  etwaige  fremde  Ein- 
flüsse, die  ihren  Grund  in  der  Herkunft  der  Stadtschreiber 
haben  können,  habe  ich,  soweit  sie  überhaupt  mit  Sicherheit 
sich  nachweisen  lassen,  in  der  Untersuchung  selbst  aufmerksam 
gemacht. 

Als  nächste  Etappe  der  Entwicklung  wurden  Eschenloers 
Urkunden  untersucht,  soweit  sie  in  den  Script,  rer.  Silesiac. 
B.  XII  von  Dr.  Kronthaler  und  Dr.  Wendt  veröffentlicht  sind. 
Sie  führen  in  unsrer  Untersuchung  den  Buchstaben  C  und  um- 
fassen die  Jahre  1470—1477,  stammen  also  aus  der  letzten 
Zeit  von  Esch.  Thätigkeit  und  geben  darum  ein  festes,  ab- 
geschlossenes Bild  seiner  Schreibweise. 

Eschenloer  selbst  ist  zwar  Nürnberger  Kind,  ist  aber  schon 
in  seiner  Jugend  nach  Schlesien  gekommen.  Sein  Vater  Nikolaus 
Hess  sich  in  Görlitz  nieder;  Peter,  der  zweite  Sohn,  erhielt  eine 
gelehrte  Erziehung,  erwarb  die  Magisterwürde  und  wurde  wahr- 
scheinlich 1453  Rektor  der  Görlitzer  Stadtschule. 

1455  übernahm  er  an  Stelle  des  verstorbenen  Peter  Heger 
das  Amt  eines  Stadtschreibers  zu  Breslau,  das  er  bis  1481 
inne  hatte. 

Über  Esch.  Leben  und  Thätigkeit  vgl.  A.  Schultz:  Einige 
biograph.  Nachrichten  über  den  Breslauer  Stadtschreiber  Peter 
Eschenloer  (Zeitschr.  d.  V.  f.  Gesch.  u.  Alt.  Schles.  B.  V,  S.  57  ff.) 

—  ganz  besonders  aber  die  Einleitung  zu  der  Historia  Wratis- 
laviensis  von  Magister  Peter  Eschenloer,  herausgegeben  von 
Dr.  H.  Markgraf  in  Script,  rer  Silesiac.  B.  V,  Breslau  1872. 

Esch.  Sprache  ist  die  der  Breslauer  Kanzlei.  Die  Unter- 
suchung zeigt,  dass  sie  sich  ohne  weitere  Besonderheiten  in  die 
sprachliche  Entwicklung  glatt  einordnet. 

Aus  der  Zeit  nach  Esch.  sind  die  Signaturbücher  nicht  aus 
allen  Jahren  erhalten.  Es 'fehlen  die  Jahre  1480—1489  und 
1495 — 1500.  Der  sprachlichen  Untersuchung  wurden  daher  unter 
dem  Buchstaben  D  zu  Grunde  gelegt  die  Handschriften  aus  den 
Jahren  1490,  1494,  1507,  1510,  1515,  1520,  1524,  1530,  1534, 
1540,  1545,  1550,  1555,  1560.  —  Stadtschreiber  aus  dieser 
Zeit  sind:  Gregorius  Morenberg  1494 — 1518.  —  S.  Prüffer  1508. 

—  Laurentius  Corvinus  f  1528.    —   Vipertus  Schwab  1526.   — 

1* 


Mathias  Strobitz  1528;  f  1532.  —  Johannes  Scharf  1530;  f  1552. 
—  Franciscus  Faber  1542;  f  1565.  —  Valentin  Nitius  1552. 
^  Vgl.  cod.  dipl.  Siles.  B.  XI,  S.  254. 

Im  übrigen  gilt  für  die  Signaturbücher  D  dasselbe  wie  für 
B.  Auch  in  D  stehen  Texte  von  verschiedener  Hand  neben- 
einander. Eine  Einteilung  nach  Stadtschreibern  ist  auch  hier 
unmöglich.  Mit  dem  Jahre  1560  schliesst  die  Untersuchung,  da 
von  der  Mitte  des  16.  Jahrhdts.  an  die  Entwicklung  so  weit 
vorgeschritten  ist,  dass  die  nhd.  Sprachstufe  in  allen  wesent- 
lichen Erscheinungen  erreicht  ist. 


Litteratup. 

1.  J.  Aufrecht  und  A.  Kuhn:  Zeitschrift  für  vergleichende 
Sprachforschung  etc.     B.  I,  IL     Berlin  1852. 

2.  K.  V.  Bahder:  Grundlagen  des  nhd.  Lautsystems.  Strass- 
burg  1890. 

3.  Burdach:  Vom  Mittelalter  Z.Reformation.  HeftL  Halle  1893. 

4.  P.  Drechsler:  Wencel  Scherffer  und  die  Sprache  der 
Schlesier.     (Germ.  Abb.  XI).     Breslau  1895.     (Drechsl.) 

5.  F.  Frangk:  Ein  Kantzley  ||  und  Titelbüchlin  |  da  |j  rinnen 
gelernt  wird  |  wie  man  ||  Sendebriefe  förmlich  schrei  ||  ben  | 
und  einem  jdlichen  ||  seinen  geburlichen  Ti  ||  tel  geben  sal.  || 
Orthographia  ||  deutsch  |  Lernt  recht  ||  buchstäbig  schreiben  || 
durch  M.  Fabian  ||  Frangken. 

Herausgegeben  in  den  »Quellenschriften  zur  Geschichte  des 
deutschsprachlichen  Unterrichts  bis  zur  Mitte  des  16.  Jhdts.« 
von  Johannes  Müller.     Gotha  1882. 

6.  J.  u.  W.  Grimm:  Deutsches  Wörterbuch. 

7.  C.  Grtinhagen:  Zeitschrift  des  Vereins  für  Geschichte  und 
Altertum  Schlesiens,  B.  V— X.     Breslau  1862—1869. 

8.  V.  d.  Hagen:  Germania  IX.  153 — 70:  E.  Förstemann: 
Die  nd.  Mundart  von  Danzig. 

9.  M.  Lexer:  Mhd.  Handwörterbuch. 

10.  H.  Paul:  Grundriss  der  german.  Philologie,  B.  I.   Behaghel: 
Geschichte  der  deutschen  Sprache.     S.  526  ff.     (Grdriss.) 

11.  H.  Paul:  Mhd.  Grammatik.     4.  Aufl.     Halle  1884. 


5 


12.  H.  Rückert:  Entwurf  einer  systematischen  Darstellung  der 
schlesischen  Mundart  im  Mittelalter.  Mit  einem  Anhange 
von  P.  Pietsch.     Paderborn.     (Rück.  Entw.) 

13.  G.  Waniek:  Zum  Vokaiismus  der  schlesischen  Mund- 
art.    (Wa.) 

14.  K.  Wein  hold:  Mhd.  Grammatik.  2.  Aufl.  Paderborn  1883. 
(W.  mhd.  Gr.) 

15.  K.  Weinhold:  über  deutsche  Dialektforschung.  Wien  1853. 
(W.  Dial.) 

16.  Wilmanns:  Deutsche  Grammatik.     2.  Aufl.     1897. 

17.  Wilmanns:  Kommentar  zur  Preussischen  Schulorthographie. 
Berlin  1880. 


Ich  wende  mich  nun  zu  der  Untersuchung  der  Gruppen 
A,  B,  C,  D. 

Vokalismus, 
a. 

a  =  mhd.  a  bietet  keine  Besonderheiten. 

über  umlautloses  a  vgl.  e  =  mhd.  e. 

Sehr  selten  tritt  o  für  a  ein.    Nur  in  vorfollen  1437;  jormorgt 

1476  —  verochten  1473. 

Ausser  diesen  3  Worten  ist  belegt  Olbrechte  1437  — 
Ulbricht  1520  (2).  Doch  ist  dieser  Name  in  dieser  Gestalt  auch 
ins  nhd.  übernommen. 

Schliesslich  ist  noch  zu  nennen  dor  (in  Zusammensetzungen 
z.  B.  doran,  dorumbe,  dorczu  etc.).  A  1352  (2),  1359  (2). 
B  1370,  1389,  1393  (4),  1396,  1399,  1403  (5),  1408  (9),  1410, 
1411,  1413(2),  1414(2),  1417  (25),  1418(6),  1420(3),  1421(8), 
1423  (6),  1424  (11),  1426  (2),  1427,  1428  (5),  1429  (2),  1431  (4), 
1433,  1437  (6),  1438  (2),  1440  (3),  1442  (4),  1445,  1447  (8). 
C  1470  (10),   1471  (14),   1472  (8),  1473  (3),  1474  (6),  1476  (4), 

1477  (9).     D  1490,    1507  (3),    1510  (2),    1515  (2),    3524  (5), 
1530  (3),  1534  (2),  1540,  1545  (2). 

Nach  1545  ist  mir  dor  nicht  mehr  begegnet.  Bei  der 
Verdunklung  des  a  zu  o  hat  in  diesem  Falle  die  Tonlosigkeit 
des  Wortes,  sowie  die  Analogie  von  do  mitgewirkt,  dem  mhd. 
da  und  do  zu  Grunde  liegen,  vgl.  S.  8,  9. 


6 


Aus  allen  Beispielen  geht  hervor,  dass  o  nur  vor  r  und  1 
erscheint.  Vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  30.  -  Wa.  §  20,3.  —  Rück. 
Entw.  S.  39. 

a  =  mhd.  ä. 

Neben  dieses  a  tritt  als  md.  Eigentümlichkeit  o,  das  sich 
sehr  zäh  hält  und  spät  verschwindet,  a  ist  an  und  für  sich  im 
Übergewicht,  doch  währt  es  geraume  Zeit,  ehe  es  allein  herrschtjj 
Das  Nähere  wird  die  Statistik  zeigen.  W.  mhd.  Gr.  §  90.  — 
Rück.  Entw.  S.  39.  —  Bahder  S.  50. 

über  den  Lautwert  des  6  vor  bestimmten  Konsonanten  vgl. 
Wa.  §  18. 

Beispiele  aus  schlesischen  Denkmälern  späterer  Zeit  bringt 
Drechsl.  S.  25.  —  Über  das  heutige  Schlesisch  vgl.  W.  Dial. 
S.  28. 

hat  A  1352.  B  1370  (3),  1389  (2),  1392,  1393  (15), 
1394  (4),  1396  (3),  1399  (3),  1403  (2),  1407  (5),  1408  (14), 
1409,  1410(2),  1411(3),  1412(2),  1413(6),  1415(4),  1417(35), 
1418  (15),  1419  (6),  1420  (6),  1421  (9),  1422  (6),  1423  (9), 
1424  (35),  1425  (3),  1426  (13),  1428  (2),  1429  (2),  1430  (4), 
1431  (8),  1433,  1434,  1436  (7),  1437  (2),  1438  (2),  1439  (3), 
1440  (12),  1442  (24),  1444  (4),  1445  (19),  1446  (17),  1447  (2). 
C  1470  (2),  1471  (15),  1472  (25),  1476  (4),  1477  (11).  D  1790 
(10),  1494  (10),  1507  (7),  1510  (8),  1515  (7),  1520  (4),  1524  (14), 
1530  (19),  1534  (5),  1540  (2),  1550  (12),   1555  (6),  1560  (10). 

hot  B  1421,  1430,  1432  (4),  1435,  1437  (3),  1440,  1441  (3), 
1443  (4),  1445,  1447  (2j.  C  fehlt.  D  1490  (4),  1507.  —  Seit 
1530  ist  die  gekürzte  Form  hott  belegt:  1530  (5),  1534  (6), 
1540  (13),  1545  (2),   1550. 

Beachtung  verdient,  dass  in  C  die  o-Form  fehlt 

Nach  1550  ist  mir  o  nicht  mehr  begegnet. 

rat  B  1389  (3),  1407,  1417  (3),  1419,1420,  1421,1422(2), 
1423  (4),  1424  (8),  1426,  1428,  1429  (4),  1430,  1447  (2). 
C  1471  (2).  D  1494,  1510,  1515,  1524.  ratt  D  1530. 
rath  B  1417  (2),  1424  (6),  1436,  1446.  C  fehlt.  D  1494 
1524,  1534. 

rot   B  1435.     C  fehlt.     D  1490  (3). 


rate  A  1352,  1359.  B  1389  (4),  1393,  1413  (2),  1417  (2), 
1421,  1424  (3),  1428,  1430,  1447.  C  1470  (2),  1471  (4), 
1477  (2).  D  1494,  1515,  1520. 

rote  nur  B  1389. 

rates  B  1417  (2),  1439,  1447.  C  fehlt.  D  1510  (3), 
1515,  1520  (2). 

rathis  D  1520.  rathman  A  1352.  rathraannen  A  1352. 
rathsfrund  D  1494,  1520.  ratsfreundt  D  1530.  rathsfreund 
D  1540.  rathe  D  1494.  raten  C  1471,  1472  (2).  A  1359. 
ratende  C  1471.     geraten  C  1471. 

Zu  all  den  letzten  Formen  sind  die  o- Formen  nicht  belegt. 
Aber  hausroth  D  1520  —  ungerothen  D   1494. 

nach  B  1393  (4),  1394,  1396  (2),  1399,  1403  (5),  1414  (3), 
1417  (4),    1418  (4),    1419  (2),    1420,  1421  (2),    1422,  1423  (2), 

1424  (9),  1426  (3),  1428  (3),  1429  (2),  1430  (3),  1433  (2), 
1436,  1437  (5),  1439  (2),  1442  (8),  1445  (3),  1447  (6). 
C  1477  (3).  D  1490  (6),  1494  (6),  1507  (5),  1510  (9),  1515  (8), 
1520  (3),  1524  (20),  1530  (21),  1534  (7),  1540  (9),  1545  (5), 
1550,  1555  (11),  1560  (5). 

noch  B  1370  (3),  1394,  1407,  1408  (6),  1410,  1411  (2), 
1413  (2),  1415  (2),  1417  (7),  1418  (3),  1419  (2),  1430  (3), 
1432  (5),  1433,  1436  (3),  1440,  1441  (4),  1444  (2),  1446  (5), 
1447.  C  1470  (2),  1471  (16),  1472  (5),  1473  (3),  1477  (5). 
D  1490  (2),  1507,  1510  (2),   1515  (2),  1520  (9),  1530  (3),  1550. 

Bemerkenswert  ist  die  Häufigkeit  von  noch  in  C.  Im 
übrigen  ist  das  Zurücktreten  in  D  auch  ersichtlich. 

lassen  (lasen,  lazin)  B  1370,  1393,  1396,  1399,  1403  (3), 
1408,    1412,    1413,   1414,    1421,    1422  (2),    1423  (5),    1424  (4), 

1425  (2),  1426  (3),  1428,  1431,  1433  (3),  1437  (4),  1438, 
1439  (3),  1442  (2),  1444  (4),  1445,  1447  (3).  C  1471,  1477. 
D  1490,  1494,  1515  (2),  1524,  1530  (6),  1560. 

lossen  A  1352.  B  1417  (3),  1419,  1421,  1425,  1530  (2), 
1433,  1436  (2),  1441  (3),  1445,  1446.  C  1470,  1471  (5), 
1472  (2),  1476,  1477  (2).  D  1490,  1494,  1515,  1524  (2), 
1530,  1534,  1540,  1555. 

gelassen  B  1418,  1424,  1433,  1445  (3).  C  fehlt.  D  1494  (2), 
1515  (5),  1520,  1524  (7),  1530  (8),  1534  (8),  1540  (2),  1545  (4), 
1550,  1555  (3),  1560  (5). 


gelossen  B  1430,  1431  (2),  1436,  1440  (3),  1443,  1444, 
1447  (2).  C  1470,  1472,  1476.  D  1490  (2),  1510,  1515  (3), 
1520  (4),  1530  (3),  1534  (2),  1540  (5),  1550,  1555. 

Das  Anwachsen  der  a-F'ormen  in  D  im  Gegensatz  zu  B,  C 
verdient  Beachtung. 

lasset  C  1476,   1477.    losset  C  1471,    1477.    losse  C  1471. 

gefraget  B  1393  (2).  aber:  frogen  B  1413  (2).  frogeten 
B  1413.     froge    B  1427. 

abende  B  1393  (2),  1396,  1417  (2),  1408,  1409,  1424, 
1429,  1437.  C  fehlt.  D  1490.  abunde  B  1393  (3),  1396, 
1397,  1445.     abund   B  1399,  1433. 

owande  B  1399.  obinde  B  1419,  1420,  1421,  1426,  1431, 
1434  (2),   1442,   1446  (5).      C  1470,   1476  (2).      D  1515,   1524. 

Ein  abschliessendes  Urteil  über  diese  Fälle  lässt  sich  nicht 
geben.  Es  sind  zu  wenig  Beispiele  belegt,  besonders  aus  der 
späteren  Zeit. 

jar  B  1370,  1407,  1408  (2),  1415,  1418,  1426  (2),  1428, 
1435,  1443,  1447.  C  fehlt.  D  1490,  1494  (2),  1510,  1520  (2), 
1524  (4),  1530  (5),  1534,  1540(2),  1545(3),  1555  (4),  1560(2). 

ior    B  fehlt.     C  1472,  1476  (3).     D  1515  (2),  1530. 

Bemerkenswert  ist,  dass  Eschenloer  nur  die  o- Formen  kennt. 
Im  übrigen  ist  das  Verhältnis  klar. 

iare  A  1352.  B  1370,  1408  (3),  1421,  1423,  1436  (2), 
1445.     C  fehlt.     D  1510,  1524. 

iore    B  fehlt.     C  1471  (3),  1472,  1477.     D  fehlt. 

jares   B  1417,  1426  (2).     C  fehlt.     D  1530,  1534(2),  1540. 

iores    B  fehlt.     C  1472.     D  fehlt.     Vgl.  oben. 

Auch  hier  also  ist  nur  die  o-Form  in  C  vertreten. 

iaren    B  fehlt.     C  1477.     D  1530,  1534,  1540. 

ioren  B  fehlt.  C  1472.  D  1530  (2).  Das  Verhältnis 
ist  klar. 

da  B  1399,  1413,  1446.  C  1471,  1473.  D  1490  (4), 
1494,  1507  (5),  1510,  1515  (2),  1520  (2),  1524  (8),  1530  (22), 
1534  (5),  1540  (4),  1545  (5),  1550  (6),  1560  (3). 

do  A  1352.  B  1370,  1389,  1393  (7),  1399  (2),  1403  (5), 
1407,  1408  (5),  1409  (3),  1410,  1411  (3),  1413  (3),  1414, 
1417  (8),  1418  (10),  1419  (2),  1420,  1421  (7),  1423  (6), 
1424   (10),    1426   (4),    1427    (6),    1428    (6),    1429    (4),    1430, 


9 


1431  (3j,    1433  (6),    1434  (4),    1437,  1438  (3),   1441  (4),   1443, 

1446  (4).  C  1479  (8),  1471  (12),  1472  (25),  1473  (14), 
1474  (6),  1476  (6),  1477  (7).  D  1490  (4),  1494  (2),  1510, 
1515  (5),  1520,  1524  (3),  1530  (5),  1524  (4),  1540  (2). 

Das  Zurückgehen  von  do,  sowie  das  Anwachsen  von  da 
ist  augenscheinlich.  Der  Charakter  von  do  ist  insofern  nicht 
ganz  klar,  als  es  nicht  nur  mhd.  da  lautlich  vertreten,  sondern 
auch  durch  das  temporale  do  beeinflusst  sein  kann. 

getan  B  1418,  1421,  1424  (5),  1428,  1433,  1442,  1446. 
C.  1470  (3),  1471  (4),  1472  (4),  1473  (3),  1476,  1477  (3). 
D  1560.  gethan  B  1476.  C  fehlt.  D  1490  (4),  1494  (2), 
1515,  1530,  1540,  1555  (7),  1560.  gethanen  D  1540,  1560. 
gethaner  D  1550. 

geton  B  1417,  1418,  1434,  1446.  C  fehlt.  D  fehlt,  gethon 
B  fehlt.     C  fehlt.     D  1534.     gethoner  D  1520.    gethonen  D  1530. 

Die  0- Formen  erlöschen  vor  der  Mitte  des  16.  Jahrhdts. 

genaden  A  1352  (2),  1359  (2).  B  1370,  1421.  C  fehlt. 
D  fehlt,  gnaden  B  1421  (3),  1424  (11),  1426,  1433,  1434, 
1437,  1443,  1446.  C  1471  (5),  1477  (4).  D  1530,  1534. 
gnoden  B  1408.     C  fehlt.     D  fehlt. 

gnade  B  1421,  1424  (2),  1439,  1446.  C  1470,  1471  (3), 
1477  (5),      D  1510,  1524.      gnode  B  1412.      C  fehlt.      D  fehlt. 

Das  Verhältnis  ist  also  auch  hier  klar. 

gedachte  D  1515  (2).  gedachter  D  1524,  1530  (5), 
1534  (2),  1550.  gedachten  D  1530,  1534,  1540,  1545.  ge- 
dachtem D  1530  (4),  1534  (2).  unverdacht  B  1424.  obgedacht 
D  1530.     gedacht   D  1534.     unbedachten   D  1550. 

gedocht  C  1472.  gedochte  D  1490,  1507  (4),  1515  (3). 
gedochten  D  1530.  unbedocht  D  1540,  1550.  A  1352.  ge- 
dochter  D   1540  (2).      wolbedochtem    B    1417.      A   1352,  1359. 

Die  a- Formen  überwiegen. 

bracht  B  1397  1424  (2).  C  fehlt.  D  1530.  furbrachten 
D  1550. 

brocht  B  1408,  1417,  1424,  1427,  1433  (2),  1436,  1443  (4), 

1447  (2).  C  1470  (2),  1471  (3),  1472  (2).  D  fehlt,  brochten 
D  1490,  1515,  1520. 

Die  0- Formen  werden  also  von  den  a- Formen  abgelöst. 


10 

masse  B  1399  (2),  1403,  1408,  1409,  1414,  1417,  1419, 
1423  (2).    mosse  B  1419,  1421,  1432,  1436,  1445.    D  1490,  1510. 

mals  (in  Komposition  z.  B.  vormals  etc.)  A  1352.  B  1418, 
1424,  1426,   1432,   1444.      C   fehlt.      D    1494  (2),    1515,    1520. 

mols  A  1359.  B  fehlt.  C  1471,  1476,  1477.  D  1490, 
1520.     mol    B  fehlt.     C  1470  (2),  1473,  1476.     D  1534,  1540. 

Hervorzuheben  ist,  dass  C  nur  die  o- Formen  aufweist. 

waren   B  1417,  1429.     C  1470.     D  fehlt,  aber:  wahr  1534. 

woren  B  1417,  1424  (2),  1437,  1444.  C  1470  (2),  1471, 
1477  (4).     D  fehlt. 

Nur  in  C  ist  belegt  worheit  1470  (2);  worhaftiglich  1477; 
worhaftiglichen   1471.     Dagegen:    warlich    1477;   worlich   1471. 

Die  0- Formen  reichen  über  das  15.  Jahrhdt.  nicht  hinaus. 

gaben  D  1534.  goben  B  fehlt.  C  1472.  D  fehlt,  gobe 
D  1510. 

strafen   B  fehlt.     C  fehlt.     D  1534.     straffe   D  1545. 

strofen  B  1421,  1435  (2).  bestrofe  B  1411.  C  1471, 
1477  (3).     D  fehlt. 

Das  Verhältnis  ist  auch  hier  deutlich  ersichtlich. 

Es  schliessen  sich  hier  die  Fälle  an,  wo  a- Formen  und 
0- Formen  ohne  Korrelate  vertreten  sind. 

a- Formen:    bla    1313     —    saffran    1393    —    undirtanen 

1471  (4),  1473  (2),  1477  (3)  —  undirtanig  1477  —  undirtani- 
keit  1472  ~  taten  1472  —  tat  1472  (2)  —  gehat  1424  (2), 
1426  —  goltschlaer  1530  —  dromelschlaer  1530. 

0- Formen  sind:  woge  1352  (2)  —  nedirloge  1359  — 
swoger  1408,  1436,  1445  (2),  1490,  1515  (2)  —  schwoger  1507, 
1524  -  schwogers  1507  —  yo  1393,  1414,  1424  (2),  1471  (4) 
—  voriochen  1473  —  Strosse  1423,  Strossen  1436,  1443  — 
strosplackerey  1476  —  bobist  1470,  1471,  1472  (2)  —  hobst 
1470,  1471,  1472,  1477  —  bobistes  1471  (3),  1472  -  smocheit 
1435,  1470,  1471  —  nockborschaft  1471  —  nockboren  1471  (2), 

1472  —  nockweren  1477   —  nohen  1472. 

Die  Mehrheit  der  Beispiele  stammt  also  aus  C.  Nur  sehr 
wenige  reichen  in  den  Anfang  des  16.  Jahrhdts.  hinein. 

Es  zeigt  sich  also  auch  hier,  was  als  Resultat  der  all- 
gemeinen Statistik   ausgesprochen   werden  kann^    dass   um   die 


11 


Mitte  des  16.  Jahrhdts.  die  a- Formen  herrschend  geworden  sind. 
Möglicherweise  erscheint  noch  nach  diesem  Zeitpunkt  hier  und 
da  eine  vereinzelte  o-Form,  an  der  Thatsache  an  sich  kann  das 
nichts  ändern. 

Die  Länge  des  a  beruht  bisweilen  auf  Kontraktion. 

ä  <  abe:    han  1352  (2),  1393;    hat  (vgl.  oben). 

ä  <  ahe:    beslan  1393;    emphan  1408  etc. 

ä  <  age:  betadingen  1507,  1510,  1524  etc.  Vgl.  W.  mhd. 
Gr.  §  33. 

a  =  mhd.  ä,   nhd.  6. 

ane  A  1342.  B  1396  (2),  1401,  1403,  1407,  1411, 
1413  (2),  1414,  1417  (6),  1418  (3),  1419,  1420  (2),  1423  (3), 
1424  (3),  1428  (2),  1429  (2),  1430,  1432  (2),  14ö6,  1437, 
1440  (2),  1440,  1446  (2).  C  1471  (7),  1472  (2),  1473  (5), 
1476,  1477  (6).  D  1490  (2),  1494,  1507,  1510,  1515  (2), 
1524  (5),  1530  (2),  1560.  ahne  D  1555,  1560. 

Daneben  erscheinen  die  o- Formen: 

oue  B  1421,  1433.  C  fehlt.  D  1507,  1534  (2),  1540  (2). 
ohne  D  1507. 

Nhd.  0  ist  durchaus  durchgedrungen  in  wo  1417,  1424, 
1427,  1437,  1471  (3),  1476  (2)  etc. 

Ferner  sind  belegt  montag,  monat  (in  allen  Jahren);  aber 
schon  mhd.  stehen  nebeneinander  mäntac,  montac  —  manot, 
mönot. 

a  =  mhd.  e. 

bekart  1477  —  widerkart  1471. 

Über  diese  Erscheinung  vgl.  Weinhold  mhd.  Gr.  §  101. 
—  Drechsl.  S.  21. 

a  =  mhd.  e. 

salb  1444  —  salbander,  salbdritte  1444. 

Also  nur  in  B.  In  der  Regel  tritt  a  ein,  wenn  e  vor  ge- 
decktem 1  (und  r)  steht.  Dieser  Vokalwechsel  ist  selten. 
Rück.  Entw.  S.  24.  —  W.  mhd.  Gr.  §  49. 

a  =  mhd.  o. 

gesprachen    B  1389,  1393  (2),  1443. 

Diese  Form  stirbt  ab.  Nach  1443  ist  nur  noch  gesprochen 
belegt".     Dagegen  ist  sehr  zäh: 


12^ 

nach  B.  1385,  1393,  1394,  1414,  1421,  1424  (21),  1426  (3), 
1428  (4),  1443.  C  1476.  D  1490  (2),  1494  (5),  1510  (5), 
1515,  1520,   1524  (11),  1530  (8),   1534  (6),  1555  (2),  1560  (2). 

Nur .  1530  ist  noch  belegt,  doch  kann  auch  ein  Schreibfehler 
vorliegen. 

adir  B  1370,  1399,  1401,  1403,  1413,  1417,  1424  (6), 
1426,  1428  (2),  1429,  1431,  1435  (2),  1439,  1441  (3),  1445, 
1447  (2).     C  1470,  1471  (2),  1472  (3),  1473  (4),  1476.     D  fehlt. 

ader  B  1399  (2),  1403  (2),  1407,  1411,  1414,  1420  (3), 
1421,  1422,  1424,  1426,  1430,  1435  (2),  1436,  1439,  1441, 
1442,  1444.  C.  1470  (3),  1471  (8),  1473,  1477.  D.  1490,  1494, 
1507  (3),  1510  (3),  1515  (3),  1520  (2),  1524,  1534. 

Sehr  spät  erscheint  die  obd.  und  nhd.  Form: 

oder    D  1530  (3),  1534,  1540,  1545  etc. 

ap  B  1399,  1411,  1417  (3),  1418  (2),  1419,  1420  (2), 
1421  (2),  1425,  1428  (2),  1430,  1432  (3),  1435,  1436,  1439  (2), 
1442,  1447  (3).  C  1470,  1471  (11),  1472  (3),  1473  (2),  1476, 
1477  (6).     D  1490,  1494,  1515,  1520  (3). 

ab  B  1393,  1396,  1399,  1401,  1403,  1408,  1413,  1417, 
1421,  1423,  1424  (2),  1429,  1437,  1445.     C  1476.     D  fehlt. 

Auch  hier  erscheint  die  o-Form  ziemlich  spät: 

op    C  1471.     ob   D  1534,  1545. 

Die  a-Formen  erlöschen  demnach  im  Beginn  des  16.  Jahrhdts. 

tachter  B  1417.  C  fehlt.  D  1490  (2),  1507  (5),  1510  (2), 
1515  (3),  1520  (4),  1524  (5),  1555  (2),  1560.     tachtere  D  1490  (2). 

Im  16.  Jahrhdt.  werden  die  a- Formen  durch  die  o -Formen 
verdrängt : 

tochter    D   1530  (4),   1534  (2),  1540  (3),  1555  (2),  1560  (2). 

dach    B  1421.     C  fehlt.     D  1490  (2),  1494,  1520. 

Die  gewöhnliche  Form  ist  doch. 

mitwachen    B  1424,  1426  (2).     C  fehlt. 

mitwach    D  1490  (3). 

Die  o-Form  ist  das  gewöhnliche  und  ist  im  16.  Jahrhdt. 
allein  belegt. 

aben    B  1396,  1443.     C  fehlt.     D  fehlt. 

Ausser  den  2  Beispielen  ist  nur  die  o-Form  vertreten. 

Über  a  in  den  angeführten  Fällen  vgl.  Rück.  Entw.  S.  25, 
26.  —  W.  mhd.  Gr.  §  67.  --  Bahder  S.  50. 


13 


Noch  andere  Fälle,  in  denen  a  =  mhd.  o  ist,  bleiben  für 
die  Besprechung  übrig. 

sal  A  1359  (2).  B  1389  (3),  1390,  1393  (2),  1396  (6), 
1399  (4),  1403  (9),  1407  (2),  1408  (3),  1409  (4),  1411  (4), 
1414,  1417  (10),  1418  (4),  1419  (2),  1421  (2),  1422  (5), 
1423  (7),  1424  (7),  1425  (2),  1426  (4),  1428  (2),  1430,  1432  (3), 
1433, 1435,  1436  (2),  1439,  1441  (2),  1445,  1447  (3).  C  1471  (9), 
1472,  1476  (2),  1473  (3).  D  1490,  1494,  1507  (3),  1510  (5), 
1515  (3),  1520  (2),  1524  (5).     salt   B  1426. 

Seit  C  erscheint  die  o-Form  und  wird  im  16.  Jahrhdt. 
herrschend. 

sol  B  fehlt.  C  1477.  D  1530  (5),  1534  (2).  soll 
D  1530  (7),   1534  (8). 

Seit  1534  ist  die  o-Form  durchgedrungen. 

bevalen    B  1394.     C  fehlt.     D  fehlt. 

Die  O-Form  ist  herrschend. 

derhalen    B  1419. 

Ebenso:  van  B  1403,  1426,  1437,  1442.     C  fehlt.     D  fehlt. 

Die  gewöhnliche  Form  ist  von. 

Über  a  in  den  letztgenannten  Fällen  (von  sal  an)  vgl.  W. 
mhd.  Gr.  §  30.  —  Wa.  §  22,  10.  -   Bahder  S.  50. 

Ich  schliesse  mich  in  der  Trennung  bezw.  Nebeneinander- 
stellung von  gesprachen  etc.  und  sal  etc.  der  Auffassung  Wein- 
holds  an,  der  im  ersten  Falle  in  der  Schreibung  a  die  Neigung 
erkennt,  o  offener  nach  a  hin  auszusprechen,  im  zweiten  Falle 
die  Abneigung,  die  gemeindeutsche  Senkung  des  a  zu-  o  im  md. 
wirken  zu  lassen.     Vgl.  W.  mhd.  Gr.  a.  a.  0. 

e. 

e  =  mhd.  e  ist  sehr  zahlreich  belegt  während  der  ganzen  Zeit. 

helse,  mechtig,  gesellen,  gefenknis,  veter,  genczlich,  kerling, 
eldisten,  nemlich,  entlichen,  veterlichen,  spenne,  gelestert,  schetzer, 
mentler  etc.  etc. 

Seit  dem  Ende  des  15.  Jahrhdts.  erscheint  der  jüngere  Um- 
laut, der  durch  ä  bezeichnet  wird. 

Frangk,  S.  98,  setzt  diese  Schreibung  als  die  regelmässiger 
an:  »Das  a  |  mit  dem  kleinen  e  |  odder  zweien  pünktlin  |  wie 
obenuermeldt  |  bezeichnet  |  wird   gebraucht  |  jnn    deriuatiuis   | 


14 

das  ist  I  jun  den  Worten  |  so  ir  ankunfft  von  andern  nehmen  | 
als  die  naraen  |  so  jnn  die  gemehrte  zal  |  oder  auch  aduerbia 
treten  und  absteigen  |  darinne  das  a  braucht  wird  etc.« 

väterlich  1494;  väterlichen  1494,  1524,  1560  (2);  väterliche 
1507;  tuchschätzer  1510. 

Oft  fehlt  der  Umlaut  ganz.  Im  älteren  Schlesisch  sind 
solche  Formen  verhältnismässig  selten.  Vgl.  Rück.  Entw.  S.  23, 
24.  —  W.  mhd.  Gr.  §  27 :  Dem  Umlaut  widerstrebt  das  md.  etc. 

—  Bahder  S.  4,  50. 

Über  den  jüngeren  Umlaut  ä  und  sein  Verhältnis  zum 
älteren  e  vgl.  Bahder  S.  104.  -  Wilm.  Deutsch.  Gr.  §  192  flf., 
§  198  fif. 

Über  den  Stand  im  heutigen  Schlesisch  vgl.  Wa.  §  21.  — 
W.  Dial.  S.  22. 

Beispiele:  gewartig  1439;  geschatzet  1423;  harmbalge 
1440  (5);  harmbalgen  1440;  geschanckt  1441;  nämlich  1515  (2); 
vaterlichs  1520;  geschaczt  1520  (2);  schaczung  1520;  vater- 
lichen 1530  (2),  1534;  vaterlich  1530;  onschadlich  1530; 
taglich  1534,  1520;  unnlanngst  1545;  Unterhändler  1560. 

Analogie  wirkt  Umlaut  in  stathelder  1429  (4),    1471,    1507 

—  beheldet  1408  —  schumecher  1428  —  Stellemecher  1417  — 
denne,  wenne  (sehr  zahlreich).     Vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  28. 

Als  unechten  Umlaut  bezeichnet  dort  W.  auch  erbeit 
1424,  1436. 

Im  Verlaufe  des  16.  Jahrhdts.  erlischt  dieser  Umlaut  und 
die  a- Formen  treten  ein;  z.  B.  tuchmacher  1530  —  stad- 
halters  1530. 

Dehnung  des  e  findet  sich  nur  in  C. 

beere  1470,  1472  (4),  1477  —  heeris  1477  —  beeren  1477 

—  gescheege  1477. 

Die  Doppelschreibung  bezeichnet  hier  die  Länge. 
Vgl.  Rück.  Entw.  S.  101. 

e  =  mhd.  6. 

begern,  ledig,  recht,  gegeben,  nemen,  vorfechtin,  recht,  ferre, 
vormeser,  lebit  etc.  etc. 


15 

Über  die  Verschiedeülieit  der  Lautwerte  von  e  =  mhd.  e 
und  mhd.  =  e  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  4L  —  Grdriss.  §  26.  — 
Ferner  vgl.  S.  14.  —  Über  die  weitere  Entwicklung  vgl. 
Drecbsl.  S.  12. 

Durch  Konsonantenausfall  und  Vokalzusammenziehung  er- 
giebt  sich  e  in  Formen  wie  czen,  geseo,  gesehen,  gen 
«  gegen)  etc.     Vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  52. 

e  =  mhd.  se. 

were,  weren,  teten,  ongerete,  neme,  nehst,  nest,  sehet  (mhd. 
ssejen,  saewen),  stete,  vorreter,  kweme,  gedechtnis,  begebe, 
jerlich,  Thome,  Marie,  gesmehit,  gnedig,  brechte  etc. 

Weitere  Beispiele  bei  Drechsl.  S.  22.  —  Über  die  Ge- 
schichte dieses  Umlautes  vgl.  Grdriss.  §  32. 

md.  ist  auch  freigrefe  1442;  freigrefen  1442.  Vgl.  hierzu 
W.  mhd.  Gr.  §  93.  (greve  <  giävio.)  In  späterer  Zeit  sind 
diese  Formen  nicht  mehr  belegt. 

Schreibung  ä  nur  hawsgeräthe  1515  —  jhärigen  1560  — 
neunjärieges  1560. 

Dagegen  fehlt  der  Umlaut,  und  zwar  auch  nur  in  der 
späteren  Zeit  (16.  Jahrhdt.)  in  saliges  1515,  salige  1524,  jarlichs 
1494,  1510,  1515,  1524  ~  jarlich  1534  —  gnadiger  1534.  — 
W.  mhd.  Gr.  §  94. 

e  =  mhd.  e. 

mer,  czwene,  elich,  stet,  get,  ewiglich^  eren,  erwirdige, 
erbarn,  ersamen,  erste,  keren,  eh,  sere  etc.  etc. 

Vielfach  findet  sich  die  Schreibung  ee;  vgl.  Rück.  Entw. 
S.  101  —  Bahder  S.  5. 

Analogiebildung  oder  nur  graphische  Bezeichnung  liegt  vor 
in  folgenden  Fällen: 

steen   1417,    1424,    1447,   1470   (2),    1471    (3),    1472   (3), 

1473  (2),  1474  (2),  1476  (5),  1477  (6),  1507,  1530  (2)  — 
steet  1471,  1477  (2),  1530,  1540  —  geen  1424  (2),  1434,  1470, 
1471,  1472,  1530,  1534  (2)  —  geet  1520  —  gescheen  1433, 
1442   (2),    1447    (2),    1470   (3),    1471   (9),    1472  (2),    1473  (6), 

1474  (2),  1477  (9),  1490,  1494,  1510,  1515,  1524  (2),  1530, 
1550  —^  gescheenem  1534  —  geschee  1473,  1477,  1510  — 
eegelde  1445  —  eelichen  1524,  1530  —  eelich  1540  —  meer  1472. 


16 


In  allen  diesen  Fällen  findet  sich  auch  trennendes  h. 

geschehen  1490,  1530,  1550  —  gehen  1494  (2),  1534  — 
stehen  1490  —  meher  1494  —  ehe  1534,  1555  —  eheweibes 
1515,  1540  (2)  -  eheweib  1540  (2),  1530  -  ehemann  1520, 
1524  —  stehet  1530: 

Andere  Fälle  sind:  czwee  1494  (2),  1507,  1524  —  zwee 
1530  (2)  —  czween  1440,  1507,  1510,  1520,  1524  (2)  — 
czeen  1494  (2).    Vgl.  Rück.  Entw.  S.  102. 

Auch  in  diesen  letzten  Fällen  ist  ee  wohl  weniger  Vokal- 
zerdehnung, als  vielmehr  Bezeichnung  der  Länge  durch  Doppel- 
schreibung. Denn  neben  den  ee- Formen  stehen  die  einfachen 
e- Formen;  z.  B.  czwen  1438  —  czwehn  1520  —  czwe  1423,  1494, 
1510  (3),  czehn  1417,  1446,  1490,  1510  (4),  1524  (4)  etc. 

Zudem  ist  in  wees  1471  sicher  nur  die  Länge  durch  ee 
bezeichnet. 

Durch  Kontraktion  entsteht  e  in  Lenharden  1415  (2)  — 
orfede  1430,  1431  (mhd.  urvehede). 

e  =  mhd.  i,  vgl.  i. 

e  =  mhd.  ei. 

Tonmangel  bewirkt  den  Übergang  von  ei  zu  e  in  enander 
B  1393  (2),  1414,  1417  (2),  1424  (2),  1428  (4),  1433,  1436  (2), 
1437,  1442  (4),  1444  (2),  1445  (2),  1446  (2).  C  1470,  1471  (3), 
1473,  1477  (3).  D  1490  (2),  1494,  1507  (2),  1510  (3),  1515  (2), 
1524  (3). 

Die  Form  einander  bricht  sich  erst  spät  Bahn  und  ver- 
drängt im  16.  Jahrhdt.  die  geschwächte  Form:  D  1535  (3), 
1540  (4),  1545,  1555  etc. 

e  =  ei  in  der  Tonsilbe. 

wees  1471.  —  Renold  1540. 

In  czwe  1423,  1494,  1510  (3)  —  czwen  1438  —  czwehn 
1520  —  wird  auch  mhd.  zwene  eingewirkt  haben. 

getedinget,  betedinget  1423  —  betedingt  1534  —  bete- 
dingen 1494,  1530,  1550.  —  Daneben  findet  sich  die  Schreibung 
betädingen,  allerdings  nur  1524  (6). 

Über  e  =  mhd.  ei  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  98.  —  W.  Dial.  S.  32. 

e  ist  verkürzt  in  Henrich  1422,  1424  (3)  —  Henrichen 
1414  -  czwenczig  1396  (5). 


17 


Diese  Formen  bleiben  demnach  auf  die  früheste  Zeit  be- 
schränkt.    W.  mhd.  Gr.  §§  102,  124.  —  Grdriss.  §  37. 

e  =  mhd.  i. 

czwetracht  1477  (2),  1507  —  czwetrechte  1471,  1473  (2), 
1477  —  Swednicz  1424.   W.  mhd.  Gr.  §  107  --  Rück.  Entw.  S.  32. 

e  =  mhd.  ö. 

mechte  1407.     W.  Dial.  S.  33. 

Doch  kann  mechte  auch  zu  mhd.  mehte  gestellt  werden. 

e  =  mhd.  oe. 

hechste  1477. 

Nur   dieses  eine  Beispiel  ist  belegt.     W.  mhd.  Gr.  §  116. 

—  W.  Dial.  S.  35. 

i. 

Die  Schreibung  ist  i,  j,  y  für  kurzes  und  langes  i.  j  und 
y  werden  im  16.  Jahrhdt.  seltener.  Nach  Drechsl.  S.  23  setzt 
Scherffer  y  für  i;  diese  Beschränkung  trifft  für  unsere  Denkmäler 
nicht  zu. 

i  =  mhd.  i. 

Dieser  Lautwert  ist  der  gewöhnliche  und  überaus  häufig 
belegt.  Einige  Beispiele:  sint,  wirde,  sigel,  wider,  gerichtet, 
mit^  diser  (dises  etc.),  frid,  spil^  bringen,  ligen,  geschriben,  wirt, 
nider,  vil  etc.  etc. 

Md.  Charakteristikum  ist  e  für  i.     Vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  56. 

—  Bahder  S.  3.  —  Wilm.  Deutsch.  Gr.  I»  §  222,  1. 

Das  e  herrscht  vor  in  B,  in  C  sind  mir  nur  zwei  Beispiele 
begegnet;  in  D  sind  ausser  den  Formen  en,  em,  er^  ehm  etc. 
und  brengen  (vgl.  unten),  die  allein  von  allen  in  das  16.  Jahrhdt. 
hinüberreichen,  nur  vier  andere  Beispiele  belegt:  sebenczig  1490 

—  bieben  1490   --    wedir  1490   —   domete   1490.   —   Zudem 
stammen  dieselben  insgesamt  aus  einem  der  ersten  Jahre  von  D. 

Das  Resultat  ist  also,  dass  die  i- Formen  nach  dem  16.  Jahr- 
hundert zu  immer  mehr  anwachsen,  bis  sie  im  16.  Jahrhdt.  selbst 
die  Herrschaft  inne  haben. 

Beispiele  für  e  zunächst  in  B:  weder  1389  (2),  1393  (2), 
1401,  1403  (3),  1407,  1408,  1411,  1413,  1414  (3),  1417  (3), 
1420,  1423  (2),  1426  (3),  1429  (3),  1431  (2)  etc.  —  geschreben 

Arndt,  Entwicklung  der  Breslauer  Kanzleisprache.  2 


18 


1359,  1389,  1398,  1408  (4),  1409,  1411  etc.  —  neder  1359, 
1408,  1411,  1417,  1419  (3),  1420,  1426  (2)  etc.  —  mete  1393, 
1399  (2),  1403,  1409,  1411  (2)  etc.  —  bieben  1399,  1409,  1415, 
1417  (2),  1423  etc.  —  Ferner:  desen,  wert,  vorswegen,  frede, 
smede,  gesneten,  speien,  gebil,  Legnicz,  sent.  Fredrieb,  brengen  etc. 

C   czemet  1470  —  brengen  1471  (5),  1473,  1477. 

(Zu  brengen  lässt  sieb  *brangjan  ansetzen,  wozu  aucb 
prät.  bracbte  sebr  gut  stimmen  würde.) 

D   (vgl.  oben). 

brengen  1510,  1534,  einprengen  1524. 

Schliesslicb: 

en  B  1403.  C  feblt.  D  1490  (2),  1494  (7),  1507, 
1510  (6),  1515  (7),  1520  (2),  1524. 

em  B  feblt.  C  feblt.  D  1490,  1494  (8),  1507  (4), 
1510  (3),  1515  (2),  1520  (2),  1524. 

eren   D  1507  —  er   D  1510. 

e  liegt  vor  in  ebm  1520  (2),  1524  (4)  —  ebn  1507  (9), 
1510,  1515  (3),  1520  (2),  1524  (4),  1530  (2)    -    ebr  1530  (2). 

Die  e- Formen  sterben  also  vor  der  Mitte  des  16.  Jabrbdts. 
ab.     Drecbsl  S.  23.  —  W.  Dial.  S.  36. 

i  =  mbd.  e. 

is  1359,  1389,  1396,  1403,  1434,  1437,  1471  (6),  1472,  1510. 

dispot  1471.  W.  mbd.  Gr.  §  47.  -  Rück.  Entw.  S.  34. 

i  =  mbd.  ie. 

Ecbt  md.  ist  aucb  die  Monopbtbongierung  von  mbd.  ie  zu  i. 
Es  steben  beide  Schreibungen  nebeneinander,  und  es  ist  der  un- 
geheuren Anzahl  von  Beispielen  wegen  unmöglich,  alle  Fälle 
statistisch  zusammen  zu  stellen.     A  hat  nur  i- Formen. 

Das  Auftreten  des  i  neben  ie  ist  auch  für  die  Aussprache  des  ie 
von  Wichtigkeit:  die  ie- Formen,  neben  denen  i- Formen  einher- 
gehen, wurden  sicherlich  aucb  monophthongisch  gesprochen.  Aus- 
drücklich bezeugt  ist  diese  Aussprache  schon  durch  Fab.  Frangk. 
Das  geht  aus  seiner  Regel  (S.  98)  hervor:  »Desgleichen  wie  das  h  | 
also  lengt  auch  das  e  |  wenns  nach  dem  i  |  am  End  eines  Worts 
odder  Silben  |  gesatzt  wird  |  als  hie  |  die  |  diebe  |  hiebey  \ 
nye  |  etc.«  Diese  monophthongische  Aussprache  gilt  natürlich 
auch  für  ie,  das  für  mbd.  i  gesetzt  wird.  Vgl.  unten  S.  20 
ie  =  mbd.  i. 


19 

Dass  die  Monophthongierung  in  Schlesien  schon  im  14.  Jahrhdt. 
vorhanden  war,  vgl.  Grdriss.  §  33.  Sodann  vgl.  Rück.  Entw. 
S.  37.  —  Wa.  §  34. 

Beispiele : 

dinen  B  1393  (2),  1396,  1408,  1417,  1420.  D  1494. 
dienen  B  1407,  1408  (3),  1409,  1417,  1442  (3),  1446.  D  1530, 
1545  (2),  1534. 

dinst  A  1352  (2),  1359.  B  1423.  C  1471  (3),  1472  (2), 
1476.  D  fehlt.   dinstage  B  1393,  1394,  1399,  1403,  1413  (5), 

1417  (2),  1418,  1419,  1421,  1424.  dinstags  D  1530.  dienst- 
raagt  D  1534. 

briff  B  1393,  1396,  1903,  1407,  1408,  1417,  1424.  D  1530. 
brieff  B  1393  (2),  1403-,  1408,  1418  (3),  1422  (3),  1423  (2), 
1428,  1436,  1442,  1447.  D  1490  (2),  1507,  1515,  1530,  1534  etc. 

brife  B  1408,  1411,  1417  (3),  1418,  1424  (3).  C  1470  (2), 
1471  (2),  1471  (2),  1472,  1473  (3),  1476.  briffe  D  1494.  briefe 
B  1417,  1418  (2),  1421  (3),  1422,  1423,  1424  (3),  1428  (3), 
1428  (2),  1433,  1441. 

di(dy)  A  1352  (7),  1359  (11).  B  1389  (11),  1393  (8), 
1394  (4),  1396  (5),  1397,  1399  (2),  1401,  1403  (5),  1424,  1445. 
C  fehlt.  D  1490  (5),  1494  (8),  1515  (4),  1530,  1540  (2). 

die  B  1389,  1393  (4),  1394,  1399  (5),  1403,  1407  (3), 
1408  (16),  1409  (8),  1410,  1411  (6),  1413  (7),  1420  (7),  1421, 
1422,  1423  (8),  1424  (19),  1427  (2),  1428  (2)  etc.  C  hat  die 
ganz  durchgeführt.  D  1490  (3),  1494,  1507  (2j,  1515  (3)^ 
1524  (10),  1530  (3),  1534  (5),  1540  (3)  etc. 

Jedenfalls  ist  die  die  weitaus  herrschende  Form. 

si  (sy)  A  1352  (5),  1359  (3).  B  1389  (6),  1390,  1393  (6), 
1396,  1401  (3),  1403,  1418  (2),  1429  (2),  1435.  C  fehlt. 
D  1494  (6),  1534  (3),  1540  (4). 

sie  B  1408  (5),  1409  (3),  1413  (7),  1414  (6),  1415,  1417  (12), 

1418  (4),  1419  (6),  1420  (6),  1421,  1422,  1423  (4),  1424  (10), 
1426  (3),  1428  (21),  1429  (3).  C  hat  sie  durchgeführt. 
D  1490  (2),  1507  (6),  1510  (3),  1515  (8),  1520  (4),  1524  (6), 
1530  (5),  1545  (3),  1555  (5),  1560  (4). 

Es  gilt  dasselbe  wie  von  die. 

2* 


20 


virde  A  1350.     C  1477  (2).     D  1515.     vierde  D  1507,  1520. 

vir  B  1393,  1407,  1408  (2),  1411,  1420  (8).  C  1470, 
1471,  1476  (2).     D  1490. 

vier  D  1524  (2),  1530  (3),  1534  (4),  1540,  1560  (3).  fier 
B  1413  (2),  1399  (2),  1417,  1426  (2),  1438,  1445  (2).  C  fehlt. 
D  ebenso. 

Die  Zahl  der  Beispiele  Hesse  sich  noch  vergrössern.  Doch 
mag  es  genügen.  Aus  der  Zusammenstellung  geht  hervor,  dass 
zwar  i- Formen  noch  vereinzelt  im  16.  Jahrhdt.  vertreten  sind, 
dass  aber  die  ie- Formen  entsprechend  der  nhd.  Schreibweise 
mehr  und  mehr  in  Kraft  treten. 

Die  Länge  des  i  ergiebt  sich  aus  der  Doppelschreibung  ij 
in  hijs  1423.    W.  mhd.  Gr.  §  104. 

In  ny  1426  ist  das  diakritische  Zeichen  ohne  weitere 
Bedeutung.  Der  einfache  i-Laut  wird  bezeichnet.  Ebenso  A 
sy.  Rück.  Entw.  S.  54. 

Ich  schliesse  an  ie  =  mhd.  i. . 

Sicherlich  dient  hier  e  hinter  i  als  Dehnungszeichen,  was 
schon  Fab.  Frangk  (S.  98)  hervorhebt.  Es  bezeichnet  dies  den 
Übergang  zum  nhd.  Sprachgebrauch. 

Doch  wird  dieser  sogar  überschritten,  da  auch  in  Suffixen 
ie  für  i  eintritt. 

ie  in  Tonsilben:  In  A  fehlt  jede  ie-Form.  —  diesen  1408, 
1420,  1433,  1446  —  diesem  1421  —  dieser  1418,  1420,  1507, 
1524  (2),  1530  (6),  1534  (3),  1540,  1545  (2)  —  diese  1437, 
1476,  1510  (2),  1530  —  dies  1420  —  dieses  1545  —  wieder 
1417,  1418,  1420  (2),  1421  (4),  1422  (2),  1423,  1424,  1429, 
1433,  1442  —  wiedir  1445  (2),  1446  -  wiederrede  1439  — 
wiedirrede  1440,  1446  —  geschrieben  1428,  1442  (3),  1524  — 
vorgeschrieben  1524  —  beschrieben  1560  —  vorliehen  1477  — 
geblieben  1507,  1524  —  viel  1520  —  Siegel  1530  —  sieben 
1555  (2)  —  siebenden  1530  (2)  —  siebenczig  1530  —  schiedt 
1515  —  entschiedt  1520  (doch  stehn  mhd.  schit,  schiet  neben 
einander). 

Andrerseits  sind  ie- Formen  belegt,  in  denen  nhd.  einfaches 
i  zur  Herrschaft  gelangt  ist,  z.  B.  handschriefftlich  1507  —  be- 
grieffen  1555,  1560  —  wierckliecher  1560. 


21 

über  ie  =  mhd.  i  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  48.  —  Rück.  Entw,  S.  108. 

Für  sich  zu  betrachten  ist  geschiet  1446. 

Hier  steht  ie  für  ihe.  vgl.  W.  mhd.  •  Gr.  §  53.  —  Rück. 
Entw.  S.  108. 

ie  in  Suffixen. 

Diese  Schreibung  tritt  sehr  spät  auf,  und  es  ist  zweifelhaft, 
ob  sie  wirklich  eine  Dehnung  bezeichnen  soll. 

1555:  veterliechen,  mutterliechen,  ehliechen.  —  1560:  wierck- 
liechen,  mögliechen.  —  jhäriegen,  vollstenndieg,  bewilliegungk, 
unmundieger. 

ie  in  selbien  1437,  Fenedien  1393,  Venedien  1397  (2), 
1399,  1409,  1410  (2),  1413,  1445,  1431  (2),  1444  (2).  —  Vene- 
dienynne  1445  —  ist  kein  echter  Diphthong.  Palatales  g  ist 
zwischen  i  und  e  aufgelöst  worden.  Diese  Auflösung  bleibt 
zudem  auf  B  beschränkt.     W.  mhd.  Gr.  §  225. 

i  =  mhd.  1. 

Der  Wandel  zu  ei  tritt  schon  so  stark  hervor,  dass  i  nur 
als  Ausnahme  und  in  verschwindend  kleiner  Zahl  belegt  ist.  — 
W.  mhd.  Gr.  §  108.  —  Grundriss  §  35.  —  Wa.  §  14. 

Der  Wandlungsprocess  schliesst  im  16.  Jahrhdt.  ab.  Das 
Verhältnis  der  Zunahme  bezw.  Abnahme  von  ei  und  i  wird  deut- 
lich werden  durch  den  Vergleich  der  verschiedenen  Perioden.  A 
hat  nur  i- Formen.  B  wise  1389  —  wys  1399  — ■  obirwiset 
1426  —  syn  (poss.)  1389  -  syner  1392  (2),  1394,  1397,  1424  (2) 

—  syme  1393  (2),  1394,  1424  (3)  -  synen  1393,  1396  (2), 
1424  (7)  —  syne  1393,  1396  (2),  1399,  1426  -  by  1389, 
1393  (2),  1397,  1403,  1407  (3),  1408,  1424  (2)  —  czit  1393  — 
frytage  1393,  1403  —  yteln,  itel  1393  —  schriben  1396  — 
statschriber  1403  —  drier,  dry,  drysig  1396  —  drivaldekeit  1399 

-  gewist  1403  —  bliben  1426  —  wynachten  1417,  1436  — 
finde  1421  —  fint  1423,  1436  —  Swydnicz  1396  —  Lipczk 
1408  —  Nyse  1397  —  yn  (in  Komposition  z.  B.  yngenommen 
etc.)  1407,  1409,  1417,  1426,  1431,  1432  (3),  1443. 

Doch  kann  in  letztem  Falle  analogischer  Einfluss  der  Prä- 
position in  vorliegen. 

C  bliben  1470  —  vorczihen  1470  —  lichnams  1472  — 
ynhalden  1471  —  glich  1472  (2)  —  richs  1477  —  Swidnicz 
1471,  1474  —  Osterrich  1472. 


22 


D  nur  yn  —  (in  yngelegit  1490,  intragk  1515,  ynntrag 
1524  (5)).     Vgl.  dazu  yn  unter  B. 

Das  Aussterben  von  i  liegt  klar  zu  Tage. 

Die  Schreibung  für  dieses  i  ist  auch  y,  i  in  by,  wynachten 
1424  (2).  —  A.  czyten,  czit,  by. 

Der  Grund  für  diese  Schreibung  ist  ein  rein  graphischer, 
um  das  vokalische  i,  j  vom  konsonantischen,  und  wo  es  sich 
um  i  handelt,  dieses  von  folgendem  n,  t  zu  unterscheiden.  Rück. 
Entw.  Ö.  55. 

Im  Übrigen  sind  die  ei- Formen  durchgedrungen.  Ihre  Zahl 
ist  Legion.  Ich  begnüge  mich,  einige  Beispiele  summarisch  auf- 
zuzählen, bey,  seyn,  weyse,  schreiben,  czeit,  leyd,  freitage, 
bleiben,  treiben,  reich,  weyns,  weisen,  queit,  frey,  bleyes,  beidir- 
seit,  weinachten,  fleissige,  Sweidnicz,   Leipczk,  Neysse  etc.  etc. 

i  =  mhd.  e. 

irsten  1393  (2),  1403,  1420,  1427,  1433,  1440,  1442,  1447, 
1507,  1515  -  irstes  1440  —  irstlich  1510  —  irste  1520. 

Aber  erstlich  1555  (2). 

Ferner  hirren  1411,  1424  (3);    später  ist  nur  herren  belegt. 

Girdrud  1417. 

Über  die  Verkürzung  des  i  vor  r  +  r  uod  in  irste,  vgl. 
W.  mhd.  Gr.  §  99.    Über  den  heutigen  Dialekt  vgl.  W.  Dial.  S.  40. 

i  =  mhd.  ei. 

Diese  Erscheinung  ist  nur  in  C  belegt,    hilig  1472  —  hiligen 

1471  (2),    1472  (2),    1473  (2),    1476  (6)   —   hiligsten  1470  (2), 

1472  —  hilikeit  1470  (2),   1471  (2),  1472  (4)   —   W.  mhd.  Gr. 
§  99.  —  Rück.  Entw.  S.  38    (wo  auf  Esch.  hingewiesen  wird). 

0  =  mhd.  a   vgl.  a. 

o  =  mhd.  ä   vgl.  a. 

o  =  mhd.  0.     Sehr  zahlreich  belegt. 

Als  md,  Eigentümlichkeit  erscheint  u  für  o  vor  gedeckter 
liquida,  ch  (ck)  und  ff.  Vgl.  Rück.  Entw.  S.  43,  44.  —  W.  mhd. 
Gr.  §  63. 

Diese  Erscheinung  nimmt  aber  nach  dem  16.  Jahrhdt.  zu 
stets  ab,  und  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhdts.  ist  u  ganz  ver- 
schwunden und  der  nhd.  Lautstand  erreicht.     A  hat  nur  u -Formen. 


23 


suUen  A  1352,  1359.  B  1389,  1393,  1401,  1411,  1418  (2), 
1419,  1420,  1421  (2),  1423  (2),  1424  (8),  1428  (6),  1431,  1433  (3), 
1434,  1436  (2),  1439,  1440  (2),  1442  (3),  1445  (2),  1447. 
C  1470,  1471  (3),  1472,  1477.  D  1490  (3),  1494  (4),  1507, 
1510,  1515  (11),  1520. 

sollen  B  1433  (3),  1435,  1436  (5),  1437  (2),  1438  (2), 
1439  (13),  1440  (3),  1444  (6),  1445,  1446  (13),  1447  (3).  C  1477. 
D  1494,  1515  (2),  1524  (8),  1530  (5),  1534  (6).  .  . 

Von  1534  ab  ist  nur  noch  die  o-Form  belegt. 

sulle  B  1396,  1417,  1424,  1430.  C  1570,  1471(2).  D  fehlt. 

solle  B  1442  (2).  C  fehlt.  D  1530  (2),  1545,  1560  (3). 

sulde  B  1394,  1387,  1420,  1423  (2),  1424,  1429  (2),  1431, 
1435  (2),  1437,  1440  (2),  1441,  1445  (2),  1447.  C  1470,  1472, 
1473  (3).  D  1490,  1494,  1507,  1515. 

solde  B  1430,  1442,  1447  (3).  C  1473.  D  fehlt,  solte  C  1476. 

solt  D  1507.  I 

soltet  C  1476.  i     Die  u- Formen  sind  nicht  belegt. 

soltest  C  1477  (2).       j 

sulden  B  1394,  1426,  1443,  1447  (2).  C  1470,  1471  (6), 
1472  (4).     D  fehlt. 

solden  B  1447  (3).  D  1507.  sulten  C  1471.  sollten  C 
1472,  1477. 

sulchen  B  1399,  1414  (2),  1419  (2),  1423  (2),  1424  (2), 
1428  (2),  1435,  1443  (2).     C  1471  (2).     0  1515. 

sulchir  A  1359.  B  1399,  1421,  1428,  1433,  1447.  C.  1470, 
1472.     D  fehlt. 

solcher  B  1430,  1435,  1436,  1437  (2),  1439  (2),  1446  (2). 
C  fehlt.     D  1490,  1520  (2),  1524  (5),  1530  (4).  .  .  . 

Von  1530  ab  ist  nur  die  o-Form  belegt.  Bemerkenswert 
ist,  dass  C  nur  die  u-Form  kennt. 

sulchen  B  1414,  1423,  1427,  1432,  1439,  1444.  C  1470, 
1471  (2),  1472  (4),  1476.     D  1497,  1510,  1515.  1524. 

solchen  B  1417,  1418,  1442.  C  fehlt.  D  1490,  1515, 
1530  (2),  1545. 

Später  ist  nur  o  tiberliefert. 

sulch  B  1417,  1424,  1426,  1432,  1439,  1444.  C  fehlt. 
D  1515  (5),    1524. 


24 

solch  B  fehlt.  C  fehlt.  D  1490,  1507,  1520,  1530  (3), 
1534  (2) Später  nur  solch. 

Sulche  A  1359.  B  1421  (2),  1424  (3),  1428,  1437,  1441. 
C  1470  (5),  1471  (2),  1472  (4),  1476.     D  fehlt. 

solche  B  1430,  1431,  1436,  1437,  1439,  1442  (2),  1444, 
1445  (2).     C  fehlt.     D  1490  (2),  1524,  1530  (2),  1534 

Das  Absterben  der  u- Formen  ist  ersichtlich. 

hulczes  B  1403,  1436. 

Sonst  ist  nur  die  o-Form  belegt.  —  Ebenso  bei  furdern 
B  1409  (2),  1411,  1418  —  furderunge  B.  1417  —  ungefurdert 
B  1409.  — 

Diese  Formen  gehen  also  über  den  Anfang  des  15.  Jahrhdts. 
nicht  hinaus.    Jedoch  vereinzelt  steht  dirfurdert  D.  1510. 

gehulfen  B  1423,  1431,  1437  (2),  1443.     C  und  D  nur  mit  o. 

guldes  B  1423.  gult  B  1424  (4).  Sonst  golt,  goldes. 
Jedoch  vergulden  D  1520. 

fulgen  D  1494,  1510  (3).  fulgender  D  1510  (2).  folget 
D  1520  (2). 

Ganz  vereinzelt  ist  ful  1515. 

Auf  C  beschränkt  ist  herczuge  1471  (4).  1474.  —  herczugen 
1477. 

uffintlich  B  1389,  1370.     Sonst  nur  offintlich,  oifenlich. 

uffte  B  1399,  1443  (4).     D  1490.     offte  B  1442.     D  1515. 

Die  o-Form  herrscht  im  16.  Jahrhdt. 

muchte  B  1429,  1447.     muchten  B  1436,  1446. 

In  C  und  D  erscheinen  nur  die  o- Formen. 

Über  das  heutige  Schlesisch  vgl.  W.  Dial.  S.  56. 

Bemerkenswert  ist,  dass  mhd.  u  und  o  vereinzelt  mit 
Umlaut  erscheinen. 

ü  :  sülde  D  1507  (5). 

ö  :  söldenn  1507  —  könndenn  1510  —  solchem  1555  — 
solche  1560. 

Rück,  und  W.  sprechen  von  diesem  Umlaut  nicht.  —  nhd. 
ist  er  nur  in  könnte  erhalten. 

ö  =  mhd.  ö. 

coppe  B  1437. 

mochte  C  1477.  D  1494  (2).  —  mochten  C  1471,  1477  (2). 
D  1560.   -    slosser   C   1476.   —   slossern  C   1477.   —   dorfern 


25 

C  1474.  1477.  —  rocken  D  1524.  —  geschösser  D  1524.  — 
Görlicz  D  1530. 

In  B  ist  also  nur  ein  einziges  Beispiel  vorhanden.  Der 
Umlaut  greift  erst  in  späterer  Zeit  um  sich.  Über  ihn  vgl.  W. 
mhd.  Gr.  §  m. 

Umlautlose  Formen  sind  demnach  natürlich  vielfach  in  den- 
selben oder  in  analogen  Beispielen  belegt,  z.  B. :  mochtet  1470  — 
mochten  1514,  1471(3),  1476  —  mochte  1389,  1390,  1471,  1473, 
1507  —  slosser  1471  —  topper  1530  —  Gorlicz  1421,  1471, 
1530  (2)  —  Gorlitsche  1426  —  Coln  1421  etc.    W.  mhd.  Gr.  §  66. 

0  =  mhd.  u. 

Dieser  Lautwandel  bezeichnet  den  Übergang  zum  nhd.  In 
vielen  Fällen  ist  aber  dieses  md.  o  im  nhd.  nicht  gewahrt,  viel- 
mehr ist  u  geblieben.  Zwischen  diesen  beiden  Fällen  muss 
unterschieden  werden. 

0  =  mhd.  u,  nhd.  o. 

sunabinde  B  1393  (2),  1396.  sunabunde  B  1397.  Da- 
gegen: sonnabinde  B  1408  (2),  1409,  1411,  1417  (2),  1425. 
sonnabund  B  1437,  1443.  sonneobinde  C  1470.  sonnobende 
C  1476.     Sonnabend  D  1490. 

Im  15.  Jahrhdt.  sind  also  nur  die  o- Formen  belegt. 

suntage  B  1417.    sontag  C  1471.    D  1510.    sontage  B  1438. 

sun  C  1477.  son  B  1418,  1437,  1442  (2),  C  1471  (12), 
1472  (5),  1474.  D  1494,  1510  (3),  1520  etc.  —  söhn  D  1530  (3), 
1534  etc. 

sunder  A  1352.     B   1394,    1409,  1413,   1418,    1419,   1423, 

1426,    1427,    1428   (2),    1429 C.    1470  (4),    1471   (11), 

1472  (6),  1476  (4),  1477  (3).  D  1524.  1530.  ungesundert 
B  1408,  1417,  1418  (4),  1421,  1422,  1428,  1430,  1444.  C  fehlt. 
D  1520,  1524,  1534  (2).  sunderlichen  A  1352.  B  1423,  1429, 
1435.  1443.  C  1471,  1477  (5).  D  fehlt,  sunderlich  B  1424. 
C  1470.  1471,  1472  (2),  1476,  1477  (4).  D  1540.  hesundern 
B  1417,  1442,  1444  (2).  C  und  D  fehlen,  sundern  B  1444. 
C  1471.     D  fehlt. 

Die  0- Formen  zu  diesen  6  Beispielen  erscheinen  erst  spät, 
verdrängen  aber  die  u- Formen  gänzlich. 

sonder  D  1424,  1534  (2),  1555,  1560.  ungesondert  D 
1530  (2).     ongesondert  D  1524.      sonderlich  D  1520,   1560  (2). 


26 

besonder  D  1530,  1555,  1560.  besondem  D  1530,  1534  (2). 
sondern  D  1545,  1560. 

sust  B  1424,  1428,  1429.  C  1471  (3),  1477.  D  1507, 
1524,  1530  (6).  sost  B  1422.  sonst  D  1524,  1534  (6),  1540, 
1545,  1555.     sonsten  D  1524  (4). 

Auch  hier  löst  die  o-Form  die  u-Form  ab. 

frommer,  frommen,  fromelich  ist  ohne  Korrelat  belegt. 

Das  Resultat  ist,  dass  im  16.  Jahrhundert  die  u- Formen 
durch  die  o- Formen  ersetzt  werden.  Die  nhd.  Lautstufe  ist 
erreicht. 

Ich  wende  mich  nun  zum  zweiten  Falle. 

0  =  mhd.  u,  nhd.  u. 

ons  1393  —  orteils  1417,  1494;  orteil  1418  (2),  1432, 
1443  (2),  1494  —  ortil  1446  (3),  1447,  1472,  1507  —  ortile 
1472  —  orteilen  1494  -  scholt  1442  (2)  —  toguntsamen  1507 

—  toguntsame  1515,  1515  —  notcz  1515  —  not  dorfft  1515  — 
on  (Präfix  in  Zusammensetzungen  wie  onmundig,  onbeweglich? 
onverbruchlich  etc.;  erst  im  16.  Jahrhdt.)  1524  (3),  1530  (3), 
1534  (4) 

Weitere  Beiträge  aus  dem  älteren  Schlesisch  bringt  Rück. 
Entw.  S.  41.  Vgl.  auch  Grdriss  §  29.  -  W.  mhd.  Gr.  §  63. 
Bahder  S.  3. 

Über  das  heutige  Schlesisch  vgl.  W.  Dial.  S.  49,  50. 

In  der  Regel  bleibt  dies  o  noch  unumgelautet: 

0  =  mhd.  ti.  Sehr  zahlreiche  Beispiele:  widirsproche  1352, 
obel  1389,  1435  (2)  —  obil  1443,  1445  (2),  1470  (2),  1471, 
1507  —  obir  1352,    1359,    1389,    1393,    1396,    1417,    1418  (4), 

1421  (3),    1422  (6),    1423,    1424  (10),    1426 1471  (7), 

1472  (6),  1473,  1476  (2),  1477  (3),  1490,  1507,  1510,  1515  (3), 
1520  —  ober  1357,  1403.  1417,  1418  (3),  1421  (2),  1424.  .  .  ; 
bedorfen  1389,  1530  —  dorftet  1472  —  worde  1389,  1403,  1421 

—  konige  1396,  1429,  1436  (2),  1470,  1471,  1477  (3)  — 
konig  1423,  1443,  1470  (10),  1471  (15),  1472  (7),  1473,  1476, 
1477  (9)  —  konigis  1470(7),  1471,  1472  (5),  1473  (2),  1477  (2), 

—  konigk  1530  —  tochtigen  1403.  1423  —  obrigen  1411,  1417, 
1423  —  keiginwortig  1397  —  globde  1418  (2),  1419,  1428  (2) 

—  globden  1419  —  mögen  1359  (2),  1418,  1420,  1471  (7), 
1472,  1477,  1494,  1515  —  möge  1471,  1472  (2),  1530  -  mog- 


27 


liehen  1471  —  vormogen  1471,  1490  —  montcz  1471  —  un- 
vorbroehlich  1494,  1524  (2),  1534  (2)  —  geboren  (1494)  - 
monch  1530  (2)  —  geborlich  1534  ....  etc. 

Dieses  o  ist  charakteristisch  für  das  md.  Doch  begegnen 
auch  umgelautete  Formen: 

B  öbir  1424  (5),  1437  (2)  —  broche  1434  —  mögen  1424. 
C   mögen   1477  (3)   —   möge  1474,    1477   (2)    —    konig  1470 

—  konigreich  1470.  D  mögen  1510,  1515,  1530  — -  möge 
1510  —  ober  1524  —  unvorbröchlich  1507  —  görtell  1510  (2) 

—  bedörffen  1510  —  houptkössen  1510  —  geboret  1515  — 
gesmöcke  1515  —  mögliechen  1560. 

Vereinzelt  stehu  C  sone  1476,  1477  (2)  —  D  sönen  1560. 
Vgl.  Bahder  S.  4. 

Der  Umlatrt  ist  also  im  16.  Jahrhdt.  besonders  stark. 

Über  den  Lautwert  vgl.  Rück.  Entw.  S.  61.  Ferner  W. 
mhd.  Gr.  §  66.  —  Grdriss  §  29.  —  Bahder  S.  50. 

0  =  mhd.  6. 

Ion  1394,  1472  (2)  —  lone  1411  —  gehorsam  1489  .  .  .  , 
1471,  1472,  1472  (2),  —  so,  also  (sehr  häufig)  —  gros  1407  .  .  ; 
los  1410,  1413,  1415  .  .  .  ,  1490,  1507,  1515,  1530,  1560  — 
soch  1416  ...  —  not  1470,  1471  (2),  1472,  1477  —  trost 
1472  -   tode  1515,  1520  -  Ostern  1507,  1510,  1524  ... 

Über  dieses  o  ist  nichts  weiter  zu  bemerken. 

0  =  mhd.  ob:  romischir  1352,  1359  —  ungehorik  1359  — 
bozir  1389(2);  bosin  1403;  böser  1471;  böse  1472(2)  —  böses 

1471  -  bösen  1472,  1477  —  hören  1403,  1518,  1433,  1445, 
1507   —  gehört  1403,  1417  (2),    1440,  1470   —   angehört  1413 

—  gehören  1352,  1414  —  angehöre  1412  —  gehörende  1471  — 
zugehorunge  1403,  1477,  1534  —  anhoreten  1524  —  ohem  1408 

—  Oheime  1423  —  losen  1421,  1423,  1435  (2),  1441,  1507, 
1510  —  gelost  1418  (2),  1424  —  dirlosunge  1477  •—  hogesten 
1428  —  getröstet  1471    —   noten  1471    —   genotiget,    genötigt 

1472  —  vonnothen  1530  —  stören,  vorstorunge  1472  —  schon- 
gewandt 1515  —  schonen  1515  —  Schonfeld  1534  etc. 

Der  Umlaut  fehlt  also  selbst  im  16.  Jahrhdt.  noch. 
W.  mhd.  Gr.  §  116.  -  Rück.  Entw.  S.  111.    W.  Dial.S.  51 
bringt  nur  2  Fälle,  darunter  keinen  aus  dem  heutigen  Schlesisch. 


28 

In  unsern  Denkmälern  findet  sich  aber  auch  der  Umlaut 
des  6  bezeichnet,  wenn  gleich  nicht  sehr  häufig. 

B  Schon  1437.  C  trösten  1471  —  noten  1714  —  groste 
1476  —  angehorte  1474  —  storer  1474  (2),  1477  (2)  — 
romischen  1477  (3)  —  angehören  1477  —  boren  1477  (2)  — 
geboren  1477.  D  schönen  1515  —  lösen  1515  —  gehören 
1524  (2)  —  hören  1560. 

Die  Mehrheit  der  Fälle  ist  also  bei  C  belegt! 

Hierher  gehört  auch  als  einziges  Beispiel  für  e  hechste 
1477.  W.  Dial.  S.  35.   -  W.  mhd.  Gr.  §  116. 

0  =  mhd.  ou. 

In  A  fehlt  diese  Erscheinung,  ebenso  in  C. 

Im  Übrigen  tritt  sie  auf 

1)  in  Stammsilben  vor  einfachen  Konsonanten. 
B  logen  1408  —  tog  1442  —  erlobet  1443. 

D  och  1490  (2),  1507.  Doch  kann  diesem  Worte  auch  mhd. 
eht  zu  Grunde  liegen. 

2)  in  nebentoniger  Stellung. 

B  ufflofe  1417  —  ufflofs  1433  —  orlop  1431. 

3)  vor  Konsonantenverbindung. 

B  koffluten  1433  (2)  —  koffmans  1433  —  koflfslaen  1433 
—  Bomgarten  1445.      D  bomgart  1540. 

Das  Absterben  dieses  o  ist  klar. 

Vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  112  —  Rück.  Entw.  S.  53.  Über  den 
heutigen  Dialekt  handelt  W.  Dial.  S.  53.  Über  die  Kürzung 
des  0  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  127. 

0  =  mhd.  e. 

wollen  1524  (6),  1530  (3),  1534  (2),  1560  (etc.)  ....  ist 
ins  nhd.  übernommen,     w  hat  hier  verdunkelnd  gewirkt. 

0  =  mhd.  i,  e. 

wost,  wosten  1446. 

w  hat  auch  hier  verdunkelnd  gewirkt. 

Es  finden  sich  in  unsern  Denkmälern  auch  die  u- Formen: 
wüste  1413,  1445  —  gewust  1442  —  wüsten  1442  —  vorwust 
1494  (2)  ~  wüst  1520. 


29 

Sie  überwiegen  der  Zahl  nach  und  sind  ins  nhd.  übergegangen. 

0  =  mhd.  uo. 

Diese  Erscheinung  ist  auf  ein  einziges  Beispiel,  most  1423, 
beschränkt,  abgesehen  von  der  allgemein  gewordnen  Namensform 
Conrad. 

Conrad  1418,  1419,  1421,  1424  (6),  1427  .  .  .  .  ,  1471, 
1490  (3),  1530  (2)  etc.  —  Conrads  1418   —   Conradt  1515  (2) 

—  Conradth  1520  —  Conratswalde  1427  etc.  W.  mhd.  Gr. 
§  140,  141. 

0  =  mhd.  ü. 

Nur  in  nebentoniger  Silbe  und  nur  in  C:  nockboren  1471  (3), 
1472  —  nockborschaft  1471. 

u. 

u  =  mhd.  u. 

Sehr  zahlreich  belegt,  soweit  es  nicht  durch  md.  o  verdrängt 
ist.  Vgl.  0  =  mhd.  u.  burger,  schult,  schuldig,  Vormunde, 
junge  etc.  etc, 

u  =  ml^d.  ü:  vruchten  1352  —  dünken  1352  —  kunig 
1352  (2),  1359,  1389  (2),  1394,  1422,  1423  (2).  .  .  1471  (3)  — 
kunige  1352,  1359,  1389,  1421,  1423,  1424  (2)  .  .  .  wurde  1399, 
1403,  1411,  1417,  1420  (2),  1401  (2)  ...  1471  (9),  1472, 
1490(2),  1494,  1507,  1510(4),  1520(2)  -  wurden  1420,  1424, 
1426,  1443,  1471  (3)  —  wurdet  1477  —  für  .  .  .  1403,  1407, 
1409  (2),  1413,  1415,  1417,  1426,  1428  (2),  1477  (4),  1494, 
1515  (2),  1524  (2),  1530  (6),  1334  (3),  1540,  1555  -  furder 
1411    —   fursten    1393  (3),    1418  (6),    1421,    1423,    1428  .  .  . 

1470,  1471  (6),  1472  (4),  1473,  1477  (2)  —  fürstlichen  1534  — 
ffurstentage  1510  —  bürgen  1411  (2),  1418  (2)  —  stucke  1424  (2), 

1471,  1520  (2)  —  hantbuchse  1515  —  glubden  1417,  1477, 
1515  —  glubde  1472  —  funff  1417,  1494,  1507,  1510  ~ 
duncket  1470,  1471  —  über  1490,  1494  (6),  1510,  1515  (3), 
1524  (3),  1530,  1555   —    schusseln  1515  (2)   —    schussel  1524 

—  brücke  1524  —  gepurlichen  1524  —  übel  1530,  1534  — 
künftig  1530,  1534  —  ansspruche  1534  —  nüchtern  1534  — 
Nurenberg  1393  —  Nurnbergk  1530  —  Smidebrucken  1510  — 
Schubrucken  1560  etc. 


30 


Über  das  Fehlen  des  Umlautes  im  md.  vgl.  Grdriss.  §  24. 
Ferner  W.  mhd.  Gr.  §  75.  —  W.  Dial.  S.  54. 

In  unsern  Denkmälern  findet  sich  aber  der  Umlaut  auch  be- 
zeichnet, und  zwar  besonders  seit  dem  15.  Jahrhdt.:  A  stücken  1352. 
B  Günther  1423  —  würde  1424  (2)  —  wiirden  1424  -  fürsten 
1424  —  ffiirsten  1436  (2)  -  biirgen  1424  —  fiir  1433  —  gurtil 
1434  —  stiieke  1437  —  steynbuchsen  1438.  C  würde  1471, 
1474  (3),  1477  —  würden.  1474,  1476  —  fürsten  1474,  1476, 
1477  (2)  —  fürste  1474  (3)  —  fürstenthum  1474  —  fürsten- 
thumer  1477  —  furstynne  1470  —  bedürfen  1471  -  küre  1477 

—  schüczen  1474  —  hinfüre  1474  —  für  1477  (4)  —  drücken 
1477  (2)  —  nüczlich  1477.  D  würde  1507  —  über  1507  — 
übrige  1507  —  fürste  1534. 

Auffallend  ist  die  geringe  Anzahl  von  umgelauteten  Formen 
in  D  gegenüber  der  Fülle  von  Fällen  im  15.  Jahrhdt.  Über  den 
Umlaut  vgl.  Rück.  Entw.  S.  66.  —  Bahder  S.  4.  —  Über  seine 
Schreibung  vgl.  Rück.  Entw.  S.  48  fif. 

u  =  mhd.  uo. 

Ist  durchaus  durchgeführt;  uo  ist  nie  belegt. 

Beispiele:  czu,  zu,  tun,  thun,  gute,  gutes,  buch,  stulfeier, 
tuch,  mutter,  wuchern,  bruder,  schule,  geruch,  tut,  fru,  vorsucht, 
fus  etc.  etc.  —  Drechsl.  S.  18.  —  W.  mhd.  Gr.  §  108.  — 
Grdriss.  §  33. 

Doch  zeigt  sich  neben  u  auch  ue.     Vgl.  Bahder  S.  4,  8. 

fueter  1403  —  gueter  1408  --  guet  1411,   1420,   1433  (2) 

—  guetlichen  1415  —  tuen  1407,  1408,  1437  (3),  1439,  1440, 
1441,  1445,  1447,  1494  —  thuen  1524  (7),  1530(5),  1555,  1560 

—  guettern  1524  —  guetter  1524  —  frue  1417  —  zue  1524, 
1555  (6),  1560. 

Bemerkenswert  ist,  dass  ue  bei  C  sich  nicht  findet. 

tuen  (thuen)  ist  besonders  häufig  belegt. 

Der  infin.  en  der  andern  st.  und  sw.  verb.  hat  sicherlich 
eingewirkt. 

Neben  czwue  1421  findet  sich  auch  czwu  1408,  1411  (2), 
1417,  1418,  1440  —  zwu  1408,  1524  (4),  das  ebenso  wie  jenes 
auf  mhd.  6  zurückgeht.     W.  mhd.  Gr.  §  139. 


31 


u  =  mhd.  tie. 

Diese  Monophthongierung  ist  durchaus  durchgedrungen  und 
steht  während  der  ganzen  Zeit  in  Kraft. 

füren  1394,  1399,  1417  .  .  .  1471  (2),  1472  (2)  —  gefuret 
1394  (2),  1421,  1472,  1476  (2)  —  gefurt  1472,  1476  (3)  — 
eingefurt  1471,  1472  —  gutlich  1394,  1396,  1401,  1515  (2)  — 
gutlichen  1413  (2),  1415  (2),  1417,  1420,  1424  —  guter  1423, 
1471,  1476  (4)  -  gutter  1534,  1515  (2)  —  guttern  1534  — 
guther  1515  (3)  —  guthern  1515  —  gutikeit  1477  —  berurt 
1424,   1510,  1515   —   berurte  1470,  1471   —   obberurter  1530 

—  obberurt  1545  ~  müssen  1471  (2),  1472  (2),  1476  (2), 
1530  —  brudern  1520  (2)  —  gebrudern  1530  (3)  -  geprudern 
1530  —  vergnügen  1515  (2)  —  gnuglich  1520  —  altpusser 
1520  —  etc.  etc.     Grdriss.  §  33  (S.  564).  -  Rück.  Entw.  S.  45 

—  Drechsl  S.  18. 

Ein  einziger  Fall  von  ue  ist  mir  begegnet  in  bruedern 
1560.  —  Bahder  S.  4,  8. 

Bisweilen  erscheint  u  =  üe  umgelautet: 

B  genüge  1424  —  gefurt  1433  —  fiiget  1436  —  miiste 
1436.  —  C  fuge  1470  —  muste  1476  —  miissen  1476  — 
obberurten  1474  —  betrüben  1474  —  czuge  1477  —  begnügen 
1477  —  gebruder  1477  —  gütlich  1477.  —   D  gütter  1494  (2) 

—  mütterlicher  1494  (2),  1507  —  mütterlich  1494  —  gebrüdern 
1494  —  brüdern  1507  —  mütterliche  1507  —  gnügen  1507  — 
früwol  1545. 

über  den  Umlaut  vgl.  Rück.  Entw.  S.  67.  —  Über  ü  im 
späteren  Schlesisch  vgl.  Drechsl.  S.  19. 

Ebenso  wie  bei  u  =  mhd.  ü  (vgl.  oben  S.  29  f)  wird  auch 
hier  anzunehmen  sein,  dass  die  umlautlosen  Formen  wie  die  um- 
gelauteten  gesprochen  wurden,  sicherlich  in  den  Fällen,  wo  die 
umlautlosen  Formen  neben  den  umgelauteten  einhergehen. 

u  =  mhd.  iu. 

Der  mhd.  Laut  ist  in  unsern  Denkmälern  wiedergegeben 
durch  u,  ü,  ü,  eu  (aw  nur  in  bestimmten  Fällen).  Am  seltensten 
ist  ü,  das  über  das  15.  Jahrhdt.  nicht  hinausreicht,  und  auch 
da  nur  sporadisch  auftritt,  u  ist  gleichfalls  im  Aussterben 
begriffen  und  reicht  nur   in  dem  Worte   frund   (und  dessen  Ab 


32 

leitungen)  in  das  16.  Jahrhdt.  hinein.  Doch  verschwindet  auch 
dieses  Wort  in  der  Mitte  des  16.  Jahrhdts.  Vielleicht  erschwerte 
die  Kürzung  des  u  in  frund  (vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  132)  den 
Übergang  zu  eu. 

Über  u  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  132  —  Grdriss  §  41,2.  Über 
den  Lautwert  des  Umlautes  ü  vgl.  Rück.  Entw.  S.  68  ff. 

lute  A  1359.  B  1389,  1403,  1417  (4).  C  1471  (2),  1473  (6), 
1474.  D  fehlt,  lute  B  1420,  1433,  1445,  1446.  lewte  B  1424, 
1436.  C  1471  (6),  1472  (2),  1473  (5),  1476  (2),  1477.  D  1507, 
1530  (2),  1545  .... 

luten  A  1352  (2),  1359.  B  1403,  1417,  1421.  luten  C  1477. 
lewten  C  1471,  1476,  1477.     D  1507  (3),  1515  .... 

crucz  B  1396,  1423.  crucz  B  1443.  crewcze  B  1422. 
D  1507  (2). 

geczuge  A  1359.  geczug  B  1421.  gecziig  B  1370.  geczeuge 
B  1421,  1433.     D  1524. 

geczugnisse  B  1408,  1313.  C  1471.  geczügnis  C  1474. 
geczeugnis  B  1424.    obirczeugen  B  1421.     geczeuget  D  1507  (3). 

getruen  A  1352,  1359.    luchtenden  A  1352.   luchtinde  A  1359. 

hüte  B  1433.  hewte  B  1426.  C  1471  (3),  1477.  D  1490, 
1510,  1520  .... 

vrunde  B  1392.  frunde  C  1470,  1471  (4),  1476.  D.  1507, 
1524.  frunden  B  1409,  1414.  C  1470,  1471,  1477.  D  1507, 
1515.  frunt  C  1470  (2).  frund  D  1494,  1510  (2),  1515  (2), 
1520  (2).  frundt  D  1472.  fruntschaft  C  1471  (2),  1472.  D  1494, 
1515.  gefrundeten  D  1520.  fruntliche  B  1426.  C  1476.  D  1515. 
frtind  D  1494.  freund  D  1524,  1530  (2),  1445,  1550  (3)  .  .  .  . 
ratfreundes  D  1424  (2).  ratfreundes  D  1524  (2).  ratsfreundt 
D  1530.     freuntlich  D  1530,  1534.     freunden  D  1530. 

Von  1530  ab  ist  nur  eu  in  diesem  Worte  belegt. 

gebruwen  B  1396.  brewen  B  1421.  prewhaws  B  1429. 
Lubus  1421  (3).  —  Leubus  fehlt. 

Es  folgen  die  Fälle,  zu  denen  u  (ti)- Korrelate  nicht  mehr 
belegt  sind. 

rewen  1403  — -  fewerwerk  1403   —   geewssert  1412,    1510 

—  euch,  euer  etc.  —  Preussen  1411  —  newns  1418  —  vornewet 
1472  —  newekeit  1428  —  deutschen  1471  (2)  —  czewhet  1471 

—  gebewt  1477   —    bedewtet  1472,  1477   —  newhn  1490  — 


33 

newn  1520  —  newnczig  1490  —  leuchter  1515  —  leuchtem 
1515  —  ewssersten  1515  etc.     Vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  108. 

Der  Fall,  dass  mhd.  iu  neben  ü,  ew,  auch  durch  aw 
wiedergegeben  wird,  betrifft  in  unsern  Denkmälern  nur  mhd.  triuwe 
und  dessen  Ableitungen. 

Zur  Herrschaft  gelangt  auch  hier  schliesslich  eu,  doch  ist 
daneben  aw  noch  im  16.  Jahrhdt.  vertreten,  wenn  auch  selten, 
ü  findet  sich  nur  im  Beginn  der  Periode. 

Über  aw  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  133.    —    Rück.  Entw.  S.  91. 

getrulich  1439  —  trüe  1352, 1359  —  getruen  1352  —  getrawer 
B  1412,  1446  (3).  C  1472.  D  1507  (2),  1515.  getrawir 
B  1446.  trawen'  B  1423.  C  1471,  1474,  1477  (2).  D  1524. 
trauen  B  1440,  1442,  1444,  1445,  getrawen  B  1440.  C  1471  (2), 
1472  (2),  1473.  D  1490.  getrauen  B  1441.  ungetrauen  B  1430. 
getraw  B  1439.  getrawe  D  1510.  traw  C  1471  (5),  1472. 
trawe  C  1472.  vortrawen  D  1510.  vortrawet  D  1510.  —  traw- 
lich  D  1510,  1515. 

Nach  1524  ist  au  (aw)  nicht  mehr  belegt  und  ew  (eu)  wird 
die  alleinherrschende  Form. 

getrewlich  C  1474,  1477  (4).  D  1530,  1534.  getrewen 
C  1471.  getrew  C  1477.  trewlich  D  1490,  1507,  1510,  1515, 
1524  (2)  etc. 

u  =  mhd.  ü. 

Ist  im  Aussterben  begriffen.  In  der  Zeit  nach  Esch.  ist 
kein  Beispiel  mehr  belegt.  Fab.  Frank  (S.  106)  fordert  die 
Diphthongierung  des  u.  Er  stellt  sie  als  oberlendisch  im  Gegen- 
satz zum  Sprachgebrauch  der  Döringer  und  Niderlender  hin. 

Über  die  Diphthongierung  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  118.  — 
Grdriss.  §  35. 

hus  B  1403  (3),  1408,  1417  (2),  1421,  1423  (2),  1432,  1442. 
huse  B  1393,  1403.  lut  B  1418.  us  B  1403  (2),  1408  (3), 
1409,  1414  (2),  1417  (3),  1421,  1422,  1424,  1426,  1428,  1436, 
1433.  C  1470,  1471  (4),  1476  (3).  gebruchin  A  1352.  B  1403. 
tusunt  B  1403.  tusint  B  1445.  durchluchtigsten  C  1470,  1477 
--  durchluchtigster  C  1471,  1472  (2)  —  durchluchtikeit  C  1471  (2) 
—  irluchten  C  1477.     Dumloz  B  1389,  1393.     Dumelos  B  1409. 

Arndt;  Entwicklung  der  Breslauer  Kanzleisprache.  3 


Czudmar  1409  (3)  —  Czudmars  B  1893  —   Lusicz  C  1471  (3) 
—  Hugwicz  C  1471. 

In  A  ist  wegen  der  geringen  Anzahl  von  Urkunden  leider 
nur  eine  Beispiel  (gebruchin)  belegt;  an  findet  sich  in  A  über- 
haupt nicht. 

Die  Mehrzahl  der  Beispiele  für  u  =  mhd.  ü  stammt  also 
aus  B.  Sie  ist  aber  doch  im  Verhältnis  zu  der  Fülle  von 
diphthongirten  Formen  verschvt^indend  klein.  Diese  einzeln  auf- 
zuzählen ist  nicht  möglich.  Auch  genügt  ja  die  Thatsache  völlig, 
dass  in  D  nur  au -Formen  noch  vorhanden  sind.  Dadurch  tritt 
der  Übergang  zum  nhd.  Sprachgebrauch  ins  hellste  Licht. 
Summarisch  mögen  einige  Beispiele  angeführt  werden: 
aws,  haus,  hawse,  lav^te,  lauten,  awf,  lautende,  tawsent, 
kawme,  awssen,.  gebrauchen,  mav^^er,  gedawcht,  grawsam, 
hav^sunge,  prav^t,  irlauchten,  hawt,  Daumoloz,  Hawgwicz, 
Czawdmer,  Sawpnig,  Pawer,  Hawnold  etc.  etc. 

u  =  mhd.   e,  i. 

hülfe  1471  (8),  1472  (8),  1477  —  hulff  1494,  1515  — 
hulffe  1524  —  hulff  lieh  1510. 

wüste  1413,  1445  —  gewust  1442  —  wüsten  1442  — 
vorwust  1494  (2)  —  wüst  1520.  —  Letztere  Formen  sind  nhd. 
W.  mhd.  Gr.  §  50.  -  W.  Dial.  S.  56. 

Zu  wüste,  gewust  etc.  vgl.  o  =  mhd.  e,  i. 

u  =  mhd.  i. 

czwusschen  1447,  1524  —  czwuschen  1510  (2),  1520,  1524, 
1530,  1534  (2)  —  zwuschen  1510,  1534  (2),  1540,  1545  (2), 
1555,  1560  (4). 

W.  mhd.  Gr.  §  57.  —  Rück.  Entw.  S.  47. 

w  hat  verdunkelnd  gewirkt.  Daneben  stehen  tiberwiegend 
die  i- Formen. 

u  =  mhd.  e. 

wulde  1507,  1515  —  wulden  1520. 

Auch  hier  hat  w  verdunkelnde  Kraft  geübt. 

Über  u  im  Präfix  zur  —  vgl.  Präfixe. 


k 


35 


Dlphthongre. 
au. 

Belegt  sind  die  Schreibungen  au  (aw)  und  ou  (ow).  In 
A  ist  nur  ou  (ow)  vertreten,  au  bricht  sich  im  15.  Jahrhdt.  Bahn. 
Das  letzte  Beispiel  für  ou  ist  ouch  1524  (2).  Von  da  ab  ist  mir 
nur  au  begegnet.  Also  vor  der  Mitte  des  16.  Jahrhdts.  ist  au 
(aw)  durchgedrungen.  Innerhalb  des  Zeitraumes  steht  au  neben 
ou,  doch  nimmt  naturgemäss  ou  nach  dem  Ende  zu  ab. 

Nur  aw  steht  für  mhd.  iu  in  trawen,  getrawer,  getrawen  etc. 
vgl.  oben  S.  32. 

Ferner  ist  nur  ou  belegt  für  mhd.  o  und  mhd.  u  vor  b  in 
gloubten,  gloubt,  gloubden  etc.  vgl.  unten.  Diese  Diphthongierung 
selbst  ist  zeitlich  beschränkt,  wovon  weiter  unten  noch  ge- 
handelt werden  wird. 

Vgl.  über  die  Schreibung  W.  mhd.  Gr.  §  127.  —  Rück. 
Entw.  S.  89,  90. 

Die  Schreibung  au  bezw.  ihr  Vordringen  gegenüber  ou  ist 
auf  bayr.  Ostreich.  Eiufluss  zurückzuführen.    (Rück.  Entw.  a.  a.  0.). 

au  =  mhd.  ou. 

Sehr  zahlreich  belegt  die  ganze  Periode  hindurch.  Gerade 
hier  stehen  die  verschiedenen  Schreibungen  nebeneinander. 

Einige  Fälle:  frau,  frowen,  frawen,  vorkaufft,  vorcoufft, 
auch,  ouch,  owgen,  vorlawfen,  glauben,  berowben  etc. 

Über  das  nicht  umgelautete  ou  im  Schlesischen  vgl.  W. 
Dial.  S.  60. 

au  =  mhd.  ü. 
vgl.  u. 

au,  ou  =  mhd.  u. 

beschauldigte  1389  —  gloubden  1428  (mhd.  glubde). 
W.  mhd.  Gr.  §  64.  —  Rück.  Entw.  S.  93. 

Diese  Erscheinung  ist  also  selten  und  nur  im  Anfang  belegt. 

au  =  mhd.  iu. 
vgl.  u. 

ou  =  mhd.  0. 

gloubte  1424  (3),  1426  (2)  —  gloubt  1424  (4),  1426  (2), 
1428  (6)  —  gloubende  1424. 

3* 


^36 

Diese  Erscheinung  reicht  also  nicht  über  die  Mitte  des 
15.  Jahrhts.  hinaus.  Sonst  sind  nur  die  o- Formen  belegt. 
Rück.  Entw.  S.  115.  —  W.  mhd.  Gr.  §  64.  —  Über  diesen 
Laut  im  späteren  Schlesisch  vgl.  Drechsl.  S.  27.  —  W.  Dial. 
S.  61. 

ei. 

ei  =  mhd.  ei. 

Sehr  zahlreich  belegt. 

Über  e  =  mhd.  ei  vgl.  e. 

Das  alte  ei  wird  gegen  Ende  der  Periode  hin  stark  durch 
ai  zurückgedrängt.  Im  16.  Jahrhdt.  steht  fast  ausschliesslich  ai. 
Auch  hierin  zeigt  sich  obd.  Einfluss.  In  A  ist  ai  nicht  belegt. 
B  Mayberg  1407.  —  Schiaispech  1413.  C  kaiser  1471  (3), 
1472  (12),  1477  (4)  —  kaisers  1471  (4),  1472  (3),  1477  — 
kaiserlich  1477  —  kaiserliche  1477  (2)  —  kaiserlicher  1477  — 
kaiserlichen  1471,  1472,  1477  —  raisigen  1471  —  laider  1471, 
1477  —  laisten  1472  —  geraicht  1477  —  uffraichen  1515  — 
craissen  1474  (2)  —  craiscz  1474  —  craisses  1477.  D  kaisers 
1515  —  entschaiden  1490,  1510,  1515  —  beschaid  1507  (2), 
1510,  1520  —  zugeaigent  1507  (2),  1510,  1530  —  beschaiden 
1507,  1510  —  hailigen  1507  (2)  —  gaistlichen  1507,  1510 
1515  —  gaistlich  1530  (8),  1534  (2),  1540  ...  —  tail  (tayl) 
1507,  1515,  1520  (5),  1524  (2),  1530  (2)  —  tails  1515  (2), 
1524  (3),  1530,  1534  —  tailen  1515  (2),  1524  —  aigen  1515  (2), 
1524  —  aigenthumb  1524  —  aigenen  1530,  1560  —  aigener 
1530  —  vorainigt  1520  —  czway  1520  —  baide  1520,  1524 
baiden  1524  (3)  —  baider  1524,  1530  (2)  --  arbait  1510  — 
arbaitten  1530  —  kayne  1524  (2),  1530  (4)  —  aine  1514  — 
ain  1530  —  ainander  1524  —  ainen  1524  —  angezaigte  1530, 
1540  —  geraichent  1524  —  raichunge  1524  —  furraichen  1524 
—  gemaine  1524  —  pechstain  1530  —  klayder  1530  — 
maister  1534  —  gemaint  1534  —  stain  1534  —  ailff  1540  — 
claydungk  1540 

Beachtung  verdient  die  Seltenheit  des  ai  in  B  und  das  un- 
geheure Anwachsen  in  D. 

Freilich  ist  nhd.  ausser  in  Mayberg,  kaiser  (und  Ableitungen) 
sonst  ei  gewahrt. 


37 


Auch  in  den  Ableitungssilben  -heit,  -keit  ist  ai  belegt. 

'hait.  D  sicherhait  1490  —  freihait  1510  —  sunder- 
hait  1515. 

kait  C  gerechtigkait  1477  —  herlichkaiten  1477.  D  ge- 
rechtigkait  1515,  1524,  1534,   1540,  1555  —  gerechtikait  1530 

—  redlichkait  1530  —  durchlauchtigkait  1524. 

Über  ai  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  124.    —   Rück.  Entw.    S.  84. 

—  Drechsl.  S.  26.  —  Bahder  S.  4,  8. 

ei  <  mhd.  —  ege  ist  in  unsern  Denkmälern  selten  und  nur 
im  Anfang  belegt  (vgl.  ai  <  —  age). 

weyne  1389,  1392  (2),  1394,  1396,  1397  —  wein  1393  — 
teidinges  1389  —  teydingen  1425  —  umbeteidingt  1437  — 
leyt  1440  -  getreide  1403,  1445. 

Im  Übrigen  vgl.  Rück.  Entw.  S.  94. 

ei  =  mhd.  i. 

vgl.  i. 

ei  =  mhd.  e. 

Dieser  Diphthong  entsteht  nur  vor  g  und  nur  in  dem 
Worte  keigen. 

keigen  1393,  1394,  1447  —  keigin  1389  (2),  1394,  1398  (2) 

—  keigenwertikeit    1424   —   keigenwortikeit   1445    —    keigin- 
wortig  1399.  —  W.  mhd.  Gr.  §  29.  —  Rück.  Entw.  S.  99. 

In  unsern  Deukmälern  ist  also  dieses  ei  selten  und  auf  den 
Beginn  der  Periode  beschränkt. 

ei  =  mhd.  e. 

orfeide  1418,  1428, 1433  —  feiden  1418, 1428  —  Heylias  1417. 

Seltene  Erscheinung.  W.  mhd.  Gr.  §  100.  Beispiele  aus 
dem  älteren  Schlesisch  bringt  Rück.  Entw.  S.  99.  über  ei  im 
heutigen  Schlesisch  vgl.  W.  Dial.  S.  46. 

ei  =  mhd.  i. 

seint  1413,  1414,  1418.  1436  (2),  1446,  1490  (3)  —  seind 
1437  (2),  1438. 

Im  16.  Jahrhdt.  ist  diese  Form  ausgestorben,  welche  durch 
Analogie  zu  der  1.  und  2.  p.  pl.  ind.  praes.  beeinflusst  ist.  W. 
mhd.  Gr.  §  48.  —  Rück.  Entw.  S.  99,  100. 


38 


ai. 

ai  =  mhd.  ei  vgl.  ei. 

ai  <  —  mhd.  age. 

wayne  1389  —  waynfard  1417  —  besait  1393  —  be- 
taidingt  1477  —  betaidigunge  1477  —  Falkenhayn  1413  — 
Bergershayn  1426  (2)    —    Kirchhayn  1436  —  Rosenhayn  1507. 

Über  die  Auflösung  des  g  bezw.  seine  Vokalisierung  zu  i 
vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  33.  —  Rück.  Entw.  S.  85,  wo  noch  Bei- 
spiele gegeben  werden.  —  Bahder  S.  50. 

Im  16.  Jahrhdt.  ist  dieses  ai  ausser  in  —  hayn  nicht  mehr 
vertreten.  Ausserdem  steht  schon  mhd.  hain  neben  hagen.  Auch 
ist  hain  ins  nhd.  übernommen. 

F.  Frangk  S.  107  tadelt  ai:  »Auch  ist  zu  merken  |  das 
diese  duplirte  Stimmer  |  ay  |  ay,  oy,  6y  |  wenn  sie  ausserhalb  | 
der  eigenen  Nahmen  befunden  |  werden  sie  zu  unrecht  an  stat 
des  ag  I  odder  age  |  braucht  |  wie  jnn  den  Worten  yait  |  hail  | 
erschlain  (beim  Schlesier)  zu  verstehenn  ist  |  weil  von  rechte  | 
also  sehen  solt  |  jagt  |  hagel  |  erschlagen.« 

Er  gesteht  dem  ai  also  nur  in  Eigennamen  Berechtigung  zu. 

eu. 

eu  =  mhd.  iu,  vgl.  u  =  mhd.  iu. 

eu  =  mhd.  ou.  A  vorkeufen,  heubtmanne.  B  teufers  1411, 
1413,  1415    —   teuffers  1444,  1445,    1446    —    vorkewfen  1413, 

1436,  1437  -  kewffen  1433,  1444,  1446  (2)  —  kewfen  1437 
—    gleubebriefe   1421   (2)   —    gleuben  1440,    1441    —    dirleubt 

1437,  1439  —  reuffen  1444  —  heuptman  1436  (2)  —  heupt- 
leute  1436.  C  heuptman  1473  —  heupt  1477.  D  vorkeuffen 
1490,  1507,  1515  —  keuffer  1540  (3),  1545,  1560  —  vor- 
keuffern  1540,  1545  —  vorkeuffer  1540  —  keuf  liehen  1540  — 
erlewbet  1490. 

W.  mhd.  Gr.  §  128. 

Von  diesen  Formen  sind  ins  nhd.  übernommen  die  Sub- 
stantive auf  -er  und  die  Adjektive  auf  -lieh. 

Der  Umlaut  des  ou  ist  als  berechtigt  anzusehen,  da  i  ur- 
sprünglich auf  den  Diphthong  folgte,  das  im  Laufe  der  Sprach 
entwicklung  geschwunden  ist.  (heupt:  got.  haubith;  gleuben: 
got.  galaubjan  etc.)    Vgl.  Rück.  Entw.  S.  63. 


39 

Durchaus  ins  nhd.  übernommen  wurde  der  Umlaut  des  au, 
welchem  mhd.  ü  gegenübersteht. 

rewmen  1403  (2),  1437,  1530,  1534  —  entrewmen  1429, 
1433,  1530  etc.  —  eingerewmet  1530  —  eingereumbt  1540  (2) 
—  sewmen  1471   —  vorseumpt  1442  —  sewmig  1515. 

Die  u  bezw.  au- Formen  sind  während  der  ganzen  Zeit  mit 
keinem  Beispiel  belegt. 

Schliesslich  ist  zu  nennen  eu  als  Vertretung  von  mhd.  eu,  öu, 
wie  sie  sich  findet  in  gedrewit  1434  —  drewer  1436  —  gleubigern 
1443  —  frewde  1471  —  gefrewet  1472  —  frewet  1477  — 
zustrewt  1476  ~    lewfe  1477   —  czwelewftig  1477. 

Dieser  Umlaut  entspricht  durchaus  dem  nhd.  Sprach- 
gebrauche. 

Er  wird  stets  eu  (ew)  geschrieben.  Nur  ein  Beispiel  für  öu 
ist  belegt:  gedröwht  1417.  Über  die  Schreibung  eu  für  öu  vgl. 
Rück.  Entw.  S.  105. 

ie  vgl.  i. 
Dieser   Diphthong   ist   in  allen    seinen  Entwicklungsphasen 
unter  i  schon   behandelt,   weshalb    ich  hier  nur  auf  i  verweise. 

oe. 

oe  bezeichnet  nie  den  Umlaut,  sondern  immer  langes  o 
Es  entspricht 

1.  mhd.  6  in  loes  1424     W.  mhd.  Gr.  §  113. 

2.  mhd.  u  in  soen  1426.     Rück.  Ent.  S.  111. 

3.  mhd.  ä: 

a)  empfoen  1430,  1437,  1440  —  entphoen  1524  —  getoen 
1507  (2),  1510  (2),  1515  (3),  1520  -  gethoen  1507. 

b)  pfoel  1510  —  gedoechter  1530. 

Bemerkenswert  ist,  dass  diese  Bezeichnung  in  C  unbekannt 
ist  und  dass  oe  für  ä  im  16.  Jahrhdt.  zunimmt.  W.  mhd.  Gr.  §  91. 
—  Rück.  Entw.  S.  111. 

Entsprechend  findet  sich  ae  für  ä,  in  koflfslaen  1433  — 
gethaen  1524. 

In  ersterem  Falle  ist  ursprüngliches  h  zwischen  a  und  e 
ausgefallen,    im    zweiten  Falle  liegt  Anlehnung  an  die  Bildung 


40 


der  andern  Partizipia   auf  —   en   vor.     So  natürlich  auch  bei 
oe  3,  a.     Rück.  Entw.  S.  83. 

oi. 

oi  <  mhd.  oge  durch  Konsonantenausstossung  bezw.  Vokali- 
sierung. 

foit  1403,  1439,  1474  (3),  1515  —  foyt  1474  (2),  1534  — 
voyt  1515,  1545   -  voites  1437   —   foytis  1474  —  foyte  1474 

—  Foytynne  1446.     W.  mhd.  Gr.  69. 

oi  =  mhd.  6. 

grois  1507,  1515,  1524  —  groiste  1524  —  lois  1507  (4), 
1510  (8),  1515  (2),  1520  (4),  1524  (6),  1530  (7),  1534  (4), 
1540,  1550. 

Beachtung  verdient,  dass  oi  erst  im  16.  Jahrhdt.  aufkommt. 
Um  die  Mitte  des  16.  Jahrhdts.  treten  die  o- Formen  neben  die 
oi-Formen  wieder  ein.  W.  mhd.  Gr.  §  113.  —  Rück.  Entw. 
S.  113. 

ue. 

Vgl.  u  =  mhd.  uo  und  mhd.  üe  S.  30  f. 

Sonst  ist  ue  nicht  belegt. 

Vokallsmus  der  Nebensilben. 
A.   Präfixe. 

Id  Betracht  kommen  ge,  be,  ver,  ent,  er,  zer. 

ge  sehr  zahlreich  vertreten,  i  findet  sich  in  diesem  Präfix 
nie.  e  wird  elidiert  vor  1,  m,  n,  w.  z.  B.  globt,  glouben, 
glubde,  gloubte,  unglouben,  glucke,  gleite  —  gmeyne  —  gnade, 
gnode,  gnediglich,  gnomen,  gnug,  obgnante  —  gwicze  (nur  1439). 

—  W.  mhd.  Gr.  §  79.  —  Grdrss.  §  55,  3. 

Diese  Elision  ist  noch  im  16.  Jahrdt.  in  voller  Kraft.  — 
Vgl.  aber  Bahder  S.  4. 

Häufig  fehlt  das  ganze  Präfix  in  part.  praet.  Wie  schon 
im  ahd.  und  mhd.  findet  sich  diese  Erscheinung  bei  komen, 
worden,  bracht,  vundin.  Sie  ist  aber,  wie  überhaupt  im  md., 
verallgemeinert  und  auch  belegt  bei  kaufft,  abegangen^  wolt, 
mocht,  czogen  etc.     Grdriss.  §  55,  3. 

Im  16.  Jahrhdt.  nimmt  diese  Erscheinung  ab,  doch  ist  ge 
nicht  allgemein  durchgeführt,  worden  ist  ins  nhd.  übergegangen. 


41 

be.     i  ist  nie  in  dem  Präfix  belegt. 

Vor  1  wird  e  elidiert:  bleiben,  blebin  etc.  W.  mbd.  Gr. 
§  79.  —  Grdriss.  §  55,  3.  —  Bahder  S.  4. 

ver.  Dieses  Präfix  erscheint  sowohl  als  ver,  wie  in  den 
speziell  nid.  Formen  vor,  für. 

vor  ist  am  häufigsten  gebraucht,  für  am  seltensten. 

Im  16.  Jahrhdt.  wechseln  ver  und  vor  gleichmässig,  so  dass 
für  diese  beiden  Formen  ein  bestimmtes  unterschiedliches  Ver- 
hältnis nicht  anzugeben  ist.     In  A,  B  und  C  tiberwiegt  vor. 

Grdriss.  §  55:  Präfix  vor  ist  wohl  eine  Anlehnung  an  die 
Präposition  vor.  W.  mhd.  Gr.  §§  83,  84.  —  Bahder  S.  50.  — 
Die  Ansicht  Rück.  (Entw.  S.  42),  dass  vor  erst  aus  vur  ab- 
geleitet sei,  erscheint  mir  unwahrscheinlich. 

F.  Frangk  S.  107  sieht  vor  als  das  Ursprüngliche  und  ver 
als  Kürzung  an:  >Wenn  das  o  und  u  im  aussprechen  kurtz 
sein  I  werden  sie  auch  ettwan  jus  e  gewandelt  |  .  .  .  .  So  sie 
aber  langk  sein  im  aussprechen  |  Odder  ein  ander  Stimmer  (das 
ettliche  wollen)  jnn  der  nehstfolgenden  silben  nach  jnen  gehet  | 

bleiben   sie  unverwechselt Also  wirds  auch  verstanden 

unnd  gehalten  jnn  dem  wortlin  (vor)  wenns  für  odder  an  |  ein 
ander  wort  gesatzt  |  und  gefuget  wirdt  |  als  verbundenn  |  ver- 
wircken  etc.  |  für  vorbundenn  |  vorwircken  « 

ver:  verlorn,  vermachet,  verschreiben,  versigelt,  verneme- 
lichen,  vergangen,  verrichtet,  verdencken,  verdienen,  verbürgen, 
versagen,  verschulden  etc. 

vor:  vorlorn,  vorantwort,  vorlobt,  vorczegen,  vorfallin,  vor- 
raichen,  vormachen,  vorkaufft,  vorwesern,  vorretnis,  vorreter,  vor- 
cziehen,  vorsuchen,  vordencken,  vorsigelt,  vor  wissen,  unvorczoge- 
lieh,  unvorbruchlich,  vorweiset,  vorpfenden^  vorgeben  etc. 

Weitere  Beispiele  bei  Drechsl.  S.  17.  —  W.  Dial.  S.  51. 

für  B  furlon  —  C  furnemens,  furgibt,  furseczet  —  D  fur- 
andert,  furraichen,  furtragen. 

für  mag  auch  beeinflusst  sein  von  mhd.  vür. 

ent.  Dieses  Präfix  ist  belegt  als  ent,  en,  em.  en  steht  in 
der  ersten  Zeit  noch  vor  Labialis:  enpfremden  1389  —  en- 
pfohen  1407  —  enpfahn,  enphangen  1408  —  enpfangen  1417, 
1421.     Später  nicht  mehr. 


42 


Allmählich  wird  n  >  m  vor  Labialis:  empfangen,  empfohen, 
emprochen,  emperen  etc. 

ent  ist  belegt:  eutwerren,  entschulden,  entscheid,  entrewmen, 
entrichten,  entwenden,  entrittcn,  entfuren  etc. 

ent  steht  also  in  den  Fällen,    wo   nicht  eine  Labialis  folgt. 

er  ist  belegt  als  er,  der,  ir,  dir.  W.  mhd.  Gr.  §  81.  — 
Kück.  Entw.  S.  34,  35. 

Über  das  euphonische  d  handelt .  Rück.  Entw.  S.  138,  139. 

er:  erfunden,  erczeleii,  erkennen,  erhebin,  erfroget,  erlobet, 
erstatten,  erlanget,  erbotten,  erweckende,  ercleret,  erkoren,  er- 
dencken  etc.  etc.  —  er  ist  die  weitaus  herrschende  Form. 

ir:   jrkente  1421    —  irlauchten  1477  (3)   —   irluchten  1477 

—  irlauchte  1534  —  irkant  1490  —  irdencken  1497  —  irwecken, 
irgangen  1359.  —  Im  16.  Jahrhdt.  ist  nur  die  eine  Form  ir- 
lauchte belegt. 

der:    derhalen  1419  —  derbot  1429  —   derfaren  1417  (2). 

—  dir  B  dirfordert  1408,  1409  —  dirfaren  1414,  1417  (2), 
1421  (2)  -  dirholet  1417  —  dirkennen  1424,  1430  (2),  1431, 
1436,  1445,  1446  —  dirkant  1433  —  dirkentnis  1445  —  dir- 
fundeu  1433,  1442  —  dirlewbt  1437  —  dirlewbit  1439  —  dir- 
lossen  1440  —  dirmorden  1440  —  dirbietunge  1412  —  dir- 
gangen  1442  —  dirczalt  1442  —  dirboten  1442.  —  C  dirbotten 

1471  —  dirschrecken  1471  —  dirschrocken  1472  —  dirleschen 

1472  —  dirloubunge  1476  (2)  —  dirlosunge  1477.  —  D  dir- 
kentnis 1507  —  dirlossen  1507. 

Das  Absterben  von  dir  ist  deutlich  zu  sehen.  Im  16.  Jahrhdt. 
sind  mir  nur  die  zwei  Formen  begegnet. 

Falsche  Analogie  liegt  vor  in  dirniderligt  1476. 

zer.  Dieses  Präfix  erscheint  mit  unbestimmt  geschwächtem 
Vokal,  der  u  geschrieben  wird.  W.  mhd.  Gr.  §  84.  —  Rück. 
Entw.  S.  47.  —  Bahder  S.  50. 

Ausserdem  schwindet  r.   —  W.  mhd.  Gr.  §  214. 

Grdriss.  §  55  erklärt  zu  <  zur  als  Anlehnung  an  die  Prä- 
position. 

Beispiele:  czubrochen  1434  —  zuhauen  1440  (2)  —  zurissen 
1472  —  zustrewt  1476.  —  Aus  dem  16  Jahrhdt.  sind  mir  keine 
Beispiele  bekannt;  nur  zer  ist  belegt.  Weitere  Belege  bei 
Drecbsl.  S.  18.  —  W.  Dial.  S.  57. 


43 


B.   Mittel-  und  Endsilben. 

Die  md.  Schreibung  i  für  e  in  geschwächten  Mittel-  und 
Endsilben  herrscht  in  B,  nimmt  in  C  und  D  ab.  Im  16.  Jahrhdt. 
ist  mir  nur  obinde  1524  als  letzte  Form  begegnet. 

Die  Zahl  der  einzelnen  Fälle  ist  so  gross,  dass  es  nicht 
möglich  ist,  eine  Statistik  zu  geben.  Ich  beschränke  mich  daher 
auf  einzelne  Beispiele:  kegin,  gebin,  blebin,  unsir,  schreibin, 
beczalin^  globit,  vorrichtit,  stehit,  erloubit,  lawfin  etc.  W.  mhd. 
Gr.  §  81.  —  Rück.  Entw.  S.  34.  —  Bahder  S.  50. 

Ausser  durch  i  wird  der  tonlose  Vokal  durch  a  bezeichnet: 
nur  in  owande  1399.     W.  mhd.  Gr.  §  82. 

Eine  dunklere  Färbung  des  Vokals  ist  o  in  den  Eigennamen 
Hannos  1394  (2),  1409,  1414,  1417  (3),  1423  (2),  1424  (5), 
1447  (6)  —  Andros  1410  —  Jawor  1442—1471.  Im  16.  Jahrhdt. 
existieren  solche  Formen  nicht  mehr.     W.  mhd.  Gr.  §  83. 

In  den  genannten  Fällen  ist  wohl  mit  Sicherheit  polnischer 
Einfluss  anzunehmen. 

Eine  noch  dunklere  Färbung  ist  u: 

B  abund  1399,  1440  —  abunde  1393  (3),  1396,  1397,  1447 

—  obund  1421  —  obunde  1419,  1446  —  tusunt  1403  — 
tawsund  1440  (3)    —  jogunt  1440    —    toguntliche  1445,    1446 

—  achczug  1U2,  1445  —  harnusch  1393  —  Willusch  (3), 
Willuschynne  1446  —  Oppuln  1442.  —  C  Oppuln  1471,  1477. 
D  toguntsamen  1507  —  toguntsame  1510,  1515.  --  Sodann  in 
der  Ableitungssilbe  —  nus  (schon  ahd.  —  nussi  neben  —  nissi) 
gefen^knus  1520  —  hindernus  1520  —  hindernuss  1524  (4)  — 
gedechtnuss  1520  —  bekentnus  1534  —  erkentnus  1545,  1555. 

—  Vgl.  Bahder  S.  50. 

Im  16.  Jahrhdt.  tritt  demnach  die  Verdunklung  der  Ab- 
leitungssilbe —  nis  besonders  hervor.  W.  mhd.  Gr.  §  268.  — 
Rück.  Entw.  S.  47. 

mhd.  sere  >  er:  dorffer,  schuler,  tewffer,  wechseler,  ritter, 
worffeler  etc. 

Die  nhd.  Formen  sind  durchgedrungen. 

Ferner:  erber  1423,  1424,  1436  (2),  1440,  1444,  1471.  — 
erbern  1419,  1421,  1423,  1408,  1433,  1437,  1440  (2),  1441. 
1442,  1442,  1446  (2),  1447.  —  C:  erbern,  erberlich. 


44 

Daneben  steht  erbar  etc.  Im  16.  Jahrhdt.  ist  erbar  die 
herrschende  Form. 

Die  Entwicklung  erbsere  >  erber  ist  analog  alwaere  >  alber(n). 

ci  >  e  in  nebentonigen  Silben. 

B  ohem  1408,  1423  —  erbet  1424  (2)  —  firtel  1423  - 
virtel  1424  —  viertel  1426  —  ortil  1446  —  scholtis  1447.  ~ 
C  ortil,  ortile.  —  D  ortil  1507  -  virtel  1524. 

Im  16.  Jahrhdt.  also  nur  zwei  Formen,  die  ausserdem  ins 
nhd.  übernommen  sind.     W.  mhd.   Gr.   §  80.  —  Grdriss.   §  54. 

t  >  i  in  nebentonigen  Silben:  C  Schewrlin,  Fridrichs.  — 
D  Friderich  1520  (2). 

Schwächung  liegt  auch  vor  in  Eigennamen  wie  Andris, 
Andres,  Mathis.  —  So  noch  im  16.  Jahrhdt. 

ü  >  e:  nockweren  1477.     Dies  ist  das  einzige  Beispiel. 

Das  von  des  diu  aus  durch  die  Mittelform  deste  hindurch 
gegangene  destir  (C)  erklärt  sich  als  falsche  Nachbildung  des 
Komparativ.     W.  mhd.  Gr.  §  213. 

a  >  e:  amecht  1352  (2),  1426,  1439.  —   C  amechte  1426 

—  Czawdmer  1426  —  achtperkeit  1352. 

Zahlreich  ist  belegt  Hungern,  Ungern,  ungerisch,  hungerisch. 
Im  16.  Jahrhdt.  tritt  aber  a  ein:  hungarisch  1530,  1534,  1540 
(3)  etc. 

0  >  e:  geantwert  1411  (2),  1413,  1417,  1418  (2),  1421  (2), 
1424  (3),  1440,  1442  (3)  —  antwerte  1411,  1442  —  antwerten 
1411  (2),  1413,  1418,  1421,  1424  (2),  1440  (3),  1442  (2),  ,1444, 
1445,  1446  (7),  1447  —  Gregersdorf  1428.  —  In  C  und  D 
fehlen  solche  Formen. 

Die  Qualität  des  Mittelvokals  ist  bisweilen  beeinflusst  durch 
die  Vokale  der  Umgebung,     saffaran  1393    —    Daumoloz  1393. 

—  Daneben  stehen  safferan,  Dumeloz. 

Im  übrigen  bleiben  diese  Fälle  auf  das  14.  Jahrhdt.  be- 
schränkt. 

Der  Mittelvokal  fällt  manchmal  aus:  Dortea  1403  —  Venedgin, 
Venedgen  1394  —  Margrit  1408  (2),  1417,  1419  —  Salmon  1428 

—  apteke  1422.    Daneben  stehen  die  nicht  synkopierten  Formen, 
wie  sie  im  16.  Jahrhdt.  allein  belegt  sind. 


45 

Über  das  Abschleifen  der  Endsilbe  -et  bezw.  die  Synkope 
von  e  im  part.  praet.  sw.  verb.  (Dentalstämme)  vgl.  unter  t  im 
Auslaut. 

Die  Endungssilbe  -en  der  Flexion  fällt  bei  part.  praet. 
st.  veib.  und  Adjektiven,  die  auf  -en  endigen. 

B  eigen  (dat.)  1408  —  seyme  eigen  holcze  1420  —  die 
gefangen  (pl.)  1423  (2)  —  von   den  obgeschreben  marken  1428 

—  des  vorgeschrebin  geldis  1428   —   den  vergangen  tag  1420 

—  etc.   —    des  obgeschreben  hawses,  von  gesneten  delen  1428. 

—  C  die  gefangen  —  von  etlichen  gefangen  wegen  —  am 
nehst  vorgangen  tage.  —  In  D  treten  die  vollen  Formen  wieder 
ein.     Rück.  Entw.  S.  214. 

Ebenso  ist  das  Verhältnis  im  gen.  sing,  der  st.  Flexion: 
B  bekentnys  (g.)  1370  —  des  gefenknis  wegen  1417,  1431.  — 
C  dis  tages.  —  D  fehlt.     Rück.  Entw.  S.  216. 

Konsonantismus. 

A.   Sonore   Konsonanten. 

1-  IE3Ialbvok.ale- 

w. 

Über  den  Wechsel  von  w  und  b  vgl.  b. 

w  im  Anlaut  der  Relativpronomina  und  -adverbia  findet  sich 
durchaus,     sw  ist  nur  belegt:  swi  1352. 

Beispiele:  wer,  welcher,  was,  wo,  wen,  wenn  etc. 

Grdriss.  §  83,  4:  Dass  die  relativischen  wer,  welcher,  wo 
des  nhd.  unter  Abfall  des  s  aus  swer,  swelcher,  swä  des  mhd. 
entstanden,  ist  schwerlich  richtig;  es  liegt  im  nhd.  syntaktische 
Entwicklung  aus  dem  Frageprognomen  vor. 

euwire,  euwern  1436.  Nur  diese  zwei  Fälle  sind  belegt. 
Rück.  Entw.  S.  130:  Der  Halbvokal  w  hat  wenigstens  eine  sehr 
leichte,  kaum  hörbare  Aussprache  in  solchen  Fällen  angenommen. 

j. 

Über  j  im  Anlaut  und  Wechsel  mit  g  vgl.  S.  54. 
Sonst  ist  j  nicht  belegt. 


46 

S-   Liquidae- 
r. 

Auslautendes  r  vor  vokalischem  Anlaut  des  folgenden  Wortes 
bleibt  gewahrt:   daran,  dorumbe,  darin  etc.     Vgl.  Grdriss.  §  75. 

Sonantisch  ist  r  in  donrstages  1418,  1419,  1445.  —  ewrs, 
ewrm  1470. 

1. 

Bietet  nichts  Bemerkenswertes.  —  über  11  vgl.  Gemination. 
Über  1  in  werlt  etc.  vgl.  Konsonantenverbindung. 

3-    nSTasale- 
m. 

Im  Suffix  -em  hält  sich  altes  m  in  besem  1436.  —  Weitere 
Belege  bei  Drechsl.  S.  30. 

Über  mm  vgl.  Gemination.  —  Über  mb  und  m  <  n  vor 
Labialis  vgl.  Konsonantenverbindug. 

n. 

n  bietet  nichts  Bemerkenswertes.  —  Über  nn  vgl.  Gemination, 
n  >  m  vgl.  Konsonantenverbindung. 

B.   Geräuschlaute. 

1-  Ijabiale. 

P 

p  anlautend  =  mhd.  p. 

Nur  in  Fremdworten :  pristern^  prelaten,  papir,  probist,  paten, 
pulver,  personen,  piper,  protestirten,  processen,  Privilegien,  preisen, 
Patriarch  etc. 

p  =  mhd.  b  vgl.  b. 

Auslautend  p  =  mhd.  p  vgl.  b. 

pf. 

Die  Affrikataverschiebung  des  p  ist  durchgeführt  ausser  in 
der  Gemination,  wo  unverschobenes  pp  wie  heute  in  der  Mund- 
art fortbesteht.  Nur  vereinzelt  zeigt  sich  hier  durch  obd. 
Einfluss  ppf. 

Die  Labialaffrikata  wird  geschrieben  pf,  ph,  ppf,  pph.  Am 
häufigsten  ist  pf.  Im  16.  Jahrhdt.  ist  ph  nur  belegt  in  ver- 
phenden  1530  —  entphoen  1524.    Sonst  steht  im  Anlaut  nur  pf. 


47 


ph:  pliert,  phlichtig,  vorphenden,  gotsphennig,  verphendeii; 
entphoen. 

pf:  pfund,  pfyngsten,  pfluger,  pfand,  pferde,  pflicht,  pflichtig, 
pfiogsten,  pfarrer,  vorpfenden,  pflegen,  pfennig  etc.  etc. 

Bemerkenswert  ist,  dass  kein  einfaches  f  im  Anlaut  wie 
jetzt  in  der  Mundart  belegt  ist.  Vielmehr  wird  unter  Einfluss 
von  vorangehendem  n,  im  Präfix  en-,  altes  v  zu  pf  (ph): 
enpfremden  1399  —  enpfangen  1417,  1421  —  enphangen, 
enphan  1408, 

n  >  m  vor  p:  empfangen  1421,  1422,  1424  (3)  etc.  — 
empfurt  1424. 

Weiterhin    tritt   wieder    ent-   für  en-   ein:    entp fangen  1417 

—  entphangen    1426,    1507    —    entphoen   1524.     W.  mhd.  Gr. 
§  171. 

Die  Verdoppelungen   ppf   (pph)    erscheinen  nur  inlautend. 

ppf:    hoppfenhawze  1417  —  hoppfen  1417  —  hoppfe  1421 

—  oppfern  1444  (2). 

pph:  schepphin  1389  —  schepphen  1414.  —  Beispiele  für 
die  Verdoppelung,    die  schon  ahd.   häufig  war,   bringt  aus  dem 

14.  Jahrhdt.     Rück.  Entw.  S.  180. 

In  unsern  Denkmälern  reichen  sie  nicht  über  die  Mitte  des 

15.  Jahrhdts.  hinaus. 

Im  Auslaut  ist  bemerkenswert  scharpfi"  1530.  obd.  Einfluss 
liegt  vor.     W.  mhd.  Gr.  §  171.  —  Bahder  S.  50,  52. 

Unverschobenes  pp  ist  bezeugt  in  scheppin  1393,  1447  — 
scheppen  1417,  1418,  1441,  1442  (4),  1447  (2),  1494  (2),  1507, 
1515   —    scheppenbriife  1446    —    scheppenschreiber  1530,  1560 

—  stadtscheppen  1540  —  freienscheppen  1442  —  scheppe  1447 

—  copper  1440  —  coppers  1440  (2)  —  coppe  1437. 

Auslautend  topp  1515. 

Über  diese  echt  md.  Erscheinung  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  167. 

—  Rück.  Entw.  S.  178. 

b. 

b  entspricht  anlautend  mhd.  b. 

b  und  V  (w)  w^echseln:  Vyndoff  1393  —  Byndoffynne  1417 
nockweren  1477  —  nockboren  1471  (2),  1472.  —  Über  nockweren 


48 

vgl.  Rück.  Entw.  S.  132.  —  Im  Übrigen  siehe  Rück.  Entw. 
S.  123.  —  W.  mhd.  Gr.  §  IGl.  —  Aus  dem  heutigen  Schlesisch 
führt  W.  Dial.  S.  72  nur  ein  Beispiel  an.    Ebenso  Drechsl.  S.  28. 

Oft  wird  b  durch  p  ersetzt.  Die  Beispiele  häufen  sich 
gegen  Ende  der  Periode. 

Über  die  Verhärtung  von  b  zu  p  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  166. 

Allgemein  md.  ist  sie  unter  dem  Einfluss  eines  unmittelbar 
vorangehenden  Konsonanten,  nach  dem  Präfix  en-  und  in  Zu- 
sammensetzungen. 

emperen  1436,    1472   —   empor  1438   —    emprechen  1445 

—  emprochen  1445  —  Wiltperg  1427  —  Hymperger  1440  — 
Regenspurg  1471  —  Kottenperge  1494  —  Schiltperg  1515  — 
achtpar  1515  —  achtparen  1507,  1510  —  altpusser  1510,  1520, 
1524  —  wiltpannen  1477  —  achtperkeit  1352  —  weichpildes  1530. 

Über  p  als  Anlaut  im  zweiten  Teil  eines  Kompositum  vgl. 
Rück.  Entw.  S.  125. 

Speziell  hessisch,  thüringisch,  ostdeutsch  ist  p  für  b  vor 
dunklen  Vokalen  und  r  (1). 

B  prewhaws  1429.  —  C  praut  1473  —  prawt  1476.  — 
D  prüder  1507  (2),  1520  —  pruders  1507  —  gepruder  1507  (3), 
1510,  1520  (2)  —  gepruders  1507  -  prudein  1524  —  ge- 
prudern  1530  —  geprauchen  1507,  1515  —  prauchen  1515  — 
einprengen  1524  —  pringen  1524  —  gepracht  1524  —  abpruch 
1524  —  unverpruchlich  1524. 

pleiben  1510,  1515  (2),  1530  —  pleibet,  plieben  1524. 

hochgepornen  1507  —  gepurlichen  1507  —  ungepurlich 
1524  —    gepuren  1510   —    purger  1510,  1515,  1520  (2),  1530 

—  mitpurger  1524,  1530  —  mitpurgern  1510  (2),  1515  (2)  — 
gepotten  1510  —  Pauer  1540  —  gepauer  1515  (2). 

Schlesische  Schriften  haben  dieses  p  im  14.  und  15.  Jahrhdt. 
auch  vor  hellen  Vokalen. 

B  perlin  1418  —  Peyer  1440  —  par  1440  (2).  —  C  pabst 
1477  —  panne  1477  —  gepieten  1477  —  Pehem  1477.  — 
D  parem  1507,  1510,  1515,  1520  —  parschaft  1507  —  Parch- 
witz  1524    —    paren  1524  —  pechstein  1530  —  pestenn  1530 

—  pillich  1534. 


49 

Über  den  Lautstand  im  heutigen  Schlesisch  vgl.  W.  Dial. 
S.  71.  —  Weitere  Beispiele  bei  Drechsl  29.  —  Über  die  Er- 
scheinung im  allgemeinen  vgl.  Grdriss  §  95. 

Inlautendes  b  =  mhd.  b. 

b  wechselt  mit  w:  owande  1399. 

Der  Stadtschreiber,  dem  diese  vereinzelte  Form  zuzuweisen 
sein  wird,  ist  Paul  Lynke,  der  1391—1400  wahrscheinlich  allein 
angestellt  war  (vgl.  Einleitung).  Er  stammt  aus  Danzig.  In 
den  Signaturen  wird  er  gewöhnlich  nur  Paulus,  der  Stadt- 
schreiber^  genannt.  Im  Jahre  1384  trat  er  sein  Amt  an  und 
scheint  1397  vorübergehend  seines  Amtes  entsetzt  gewesen  zu 
sein.  Wirklich  verabschiedet  erscheint  er  erst  1409.  Er  starb 
1419.  Über  ihn  vgl.  A.  Schultz:  Die  Stadtschreiber  im  14.  und 
15.  Jahrhdt.  (Ztschrft.  d.  V.  f.  Gesch.  u.  Alt.  Schles.  Bd.  X, 
S.  158.) 

Zu  der  sprachlichen  Erscheinung  vgl.  v.  d.  Hagens 
Germania  IX  (1850),  153—170:  E.  Förstemann,  Die  nd.  Mund- 
art von  Danzig. 

Hieran  schliesse  ich  den  Eintritt  von  b  für  v  (w),  wie  er 
vorliegt  in  wittbe  1530,  1534,  1550.  —  vrebelichen  1350.  — 
In  unsern  Denkmälern  ist  diese  Erscheinung  also  nur  selten 
belegt.  Sie  findet  sich  nach  W.  mhd.  Gr.  §  162  in  md.  Schriften 
des  12. — 15.  Jahrhdts.  und  zwar  besonders  im  südlichen  Franken, 
Hessen  und  Thüringen.   —   Ferner  Rück.  Entw.  S.  127b,    133. 

Auslaut,  b  ist  noch  nicht  allgemein  durchgeführt,  p  ist 
nebenher  belegt,  doch  schwindet  es  gegen  Ende  der  Periode. 

Über  b  im  Auslaut  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  163. 

ab  B  1393,  1396,  1399,  1401,  1403,  1408,  1413,  1417, 
1421,  1423,  1424  (2),  1437,  1445,  1446.  C  1470,  1473,  1476. 
D  1490,  1494,  1507  (2),  1515,  1520,  1524  (2),  1540.  ap  B  1399, 
1411,  1417  (3),  1418,  1420,  1421  (2),  1425,  1428  (2),  1440, 
1443,  1446,  1447.  C  1470,  1471  (10),  1472  (3),  1473,  1476, 
1477.     D  1490,  1494,  1515,  1520  (3),  1524. 

Von  1524  ist  mir  ap  nicht  mehr  begegnet. 

leib  1408  (2)  —  leip  1408  —  leiplichen  D  1524  —  weyb 
B  1433.  D  1530  (6),  1534,  1540,  1550  (2),  1560  (3).  —  wejp 
B  1442.     Hier  ist  das  Verhältnis  klar. 

Arndt,  Entwicklung  der  Breslauer  Kanzleispraehe.  4 


50 

rowb   C  1472,  1473   —   raup    B  1447. 

Die  p-Form  bleibt  auf  die  erste  Hälfte  des  15.  Jahrhdts. 
beschränkt. 

Ebenso:  lib  1471,  1477  —  Lyphart  B  1417  (2)  —  erpherren 
B  1433  —  erbherre  B  1447  —  erbherren  B  1447  (2). 

Nur  p -Formen:  orlop  1431  —  dyep  1432. 

Also  auch  nur  in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhdts. 

Nur  b- Formen:  halb  B  1408  (2),  1426,  1429,  1439,  1444. 
C  1471.  D  1530  (2).  —  gab  B  1442  (2),  1445,  1447  (4)  — 
selbschuldig  1433  —  salb  1444  (3). 

Das  Überwiegen  von  b  geht  aus  der  Statistik  hervor. 

b  ist  ausgefallen  in  undirgehat  1424  —  gehat  1426.  — 
Die  herrschende  Form  ist  gehabt. 

Vor  t  ist  in  der  Regel  b  gewahrt  im  praet.  und  part.  praet. 
sw.  verb:  gehabt,  gloubt,  globte  etc. 

Ganz  vereinzelt  ist  gehapt,  allerdings  noch  im  16.  Jahrhdt. 
1524,  1530  (2). 

Nur  p  ist  stets  belegt  in  houpt,  haupt. 

b  bleibt  auch  gewahrt  im  Präfix  ab-,  z.  B.  abgesnyten, 
abgeteilt,  abgewant,  abgebeten  etc.  Ursprünglich  war  b  in- 
lautend:  abe,   und   trat  erst  nach  Abfall  des  e  in  den  Auslaut. 

Ebenso  hält  sich  b  in  ob-:  obberurter,  obgenanter,  ob- 
genanten,  obgeschrieben  etc.  Auch  hier  war  b  ursprünglich  in- 
lautend: oben. 

f  und  v. 

f  =  mhd.  V,  nhd.  f  im  Anlaut  wechselt  im  Beginn  der 
Periode  noch  mit  v.  Gegen  Ende  des  Zeitraumes  wird  v 
immer  spärlicher.  Alle  Beispiele  statistisch  anzuführen,  ist  un- 
möglich. Es  mag  gentigen,  anzugeben,  dass  im  letzten  Jahrzehnt 
vor  C  nur  noch  zwei  solcher  v  belegt  sind:  volgen,  bevolen. 

In  der  Folgezeit  ist  mir  nur  vleis  1560  (2)  begegnet. 

Darüber  spricht  F.  Frangk  S.  108:  »Man  findts  bei  den 
alten  |  das  für  hundert  jähren  und  kurtz  darnach  das  z  fürs  s  | 
b  fürs  u  und  v  und  das  Ib  für  w  gemeinlich  ist  braucht  worden 

desgleichen  das  v  fürs  f  wenns  1  odder  r  jm  zunehst 

folget  I  als  vleis,  vrluntlich  etc.  |  welches  mit  dem  vi  bey 
unns  I  und  den  Nyderlendern  mit  dem  vr  nach  die  ubung  helt.« 


51 

Im  Übrigen  ist  nhd.  f  für  v  seit  C  durchgedrungen. 

Selbst  in  der  Zeit  vor  C,  als  f  und  v  noch  wechseln,  ist  f 
stets  vor  u  geschrieben,  z.  B.  füren,  gefurt,  befule,  furdern, 
furder,  funffczik,  Fuchsil,  fueter,  geunfuget,  erfunden,  fursten, 
fussen  etc.  etc. 

Einzige  Ausnahme,  noch  dazu  aus  sehr  früher  Zeit,  vundin 
1393. 

V  =  mhd.  V,  nhd.  v  sehr  zahlreich  vertreten,  z.  B.  vater, 
vetter,  vol,  vor,  vier,  viertel  etc. 

.V  ist  nur  andere  Schreibung  für  w  in  Vyndoff,  wo  es  mit 
b  wechselt,  vgl.  b  und  vgl.  F.  Frangk  S.  107. 

In  einzelnen  Fällen  findet  sich  f  auch  da,  wo  in  unserer 
Schriftsprache  mhd.  v  festgehalten  wird. 

Fenedien  1393  -  folkomen  1422  —  folkes  1423  — 
firczehen  1437  —  fier  1394,  1445,  1447  (2)  —  firden  1474  — 
firtel  1370  —  foyt  1393  —  Foytynne  1446  —  follem  1442  — 
foUen  1524  —  fogelweide  1524  —  dorfon  1530  —  brachfogel 
1534  —  etc.  —  F.  Frangk  S.  107:  Darumb  das  sie  (d.  i.  die 
Mitstimmer)  einander  vast  ehnlichenn  |  aber  bei  der  schwacheit 
und  sterck  |  einer  für  den  andern  erkant  wird  |  odder  an  der 
gelindheit  und  scherpff  allein  unterschieden  sein  |  als  |  w  b  p  | 
d  t  I  V  f  ph  I  ch  g  k  ck  |  Welche  die  ungeübten  jnn 
diesenn  und  andern  werten  versetzen  (folgen  Beispiele).« 

Über  f  im  Anlaut  vgl.  noch  W.  mhd.  Gr.  §  174.  —  Rück. 
Entw.  S.  128. 

ph  ist  Spirans  in  Philipp  1442. 

Inlautend  f  =  mhd.  f,  nhd.  f. 

bedorfen,  tewfers,  vorkewfen,  bestrofen,  lawfen,  kaufe, 
hülfe  etc. 

Die  Schreibung  f  ist  regelmässig  durchgeführt. 

f  =  mhd.  V,  nhd.  f.  —  f  und  v  wechseln  im  Anfang,  all- 
mählich schwindet  v.  B  f:  briefes  1418,  1422,  1433,  1439,  1442 
—  brifes  1407,  1415,  1418,  1419  (2)  -  brife  1411,  1417,  1418, 
1424  (3),  1446  (2)  —  briefe  1418,  1421,  1423,  1424  (12),  1425, 
1428  (2),  1431,  1433,  1434,  1440  (3),  1442,  1445,  1446  (2), 
1447  -  brifen  1409  —  briefen  1440  —  hofe  1408,  1413,  1417, 
1419,  1429  (2),  1437,   1442  (4)   -    ofen  1417  (3),   1418,  1423, 

4* 


52 

1429,  1433  —  ofyn  1417  (2)  -—  freigrefe  1442  —  freigrefen 
1441   -  bischofe  1424  (3)  etc. 

v:  brive  1393  (2),  1396,  1420,  1434  —  brives  1393  — 
briues  1352  —  briuen,  grauen,  grouen  1359. 

C  nur  f. 

D  hat  f  in  weitaus  überwiegender  Zahl  belegt;  v  nur  in 
briue  1550,  1555.  —  Spirantisch  ist  ph  in  Fremdworten  wie 
Stephan,  Sophia. 

über  ff  vgl.  Gemination.  —  Über  f  im  Inlaut  vgl.  noch 
W.  mhd.  Gr.  §  175.  —  Rück.  Entw.  S.  127.  —  Bahder  S.  5. 
—  Über  die  stimmhafte  Spirans  im  heutigen  Schlesisch  vgl. 
W.  Dial.  S.  74. 

V  =  mhd  V,  nhd.  v;  frevil,  frevillichen  etc.  Die  Beispiele 
sind  nicht  gerade  häufig. 

Verschärfung  des  v  liegt  vor  in  freffelichen  (D).  —  W.  mhd. 
Gr.  §  175  c. 

Über  das  Wort  frevel  handelt  genauer  Rück.  Entw,  S.  133 
und  S.  127  b. 

Auslautend  f  =  mhd.  f.    Nichts  zu  bemerken. 

f  =  mhd.  b. 

ofgenannte  1428.  —  Nur  dieser  Fall  ist  belegt.  •  Die  Spirans 
ist  besonders  ripuarisch,  aber  auch  dem  fränkischen  und  thürin- 
gischen Dialekt  eigen.     W.  mhd.  Gr.  §  177. 

S-    Griitturale- 
k. 

k.     Anlautend  ist  es  belegt  als  c  und  k. 

c  in  Fremdworten  und  vor  1  und  r  die  ganze  Periode  hindurch. 

Über  den  Gebrauch  von  c  in  lateinischen  Worten  spricht 
F.  Frangk  S.  100:  »Das  c  (und  q)  haben  im  deutschen  nicht 
statt  noch  rauhm  |  sondernn  das  k  heldt  jrre  statt  inne  ♦  .  .  . 
Ausgenohmen  wo  latinisch  |  odder  vom  latein  herschliessend 
worter  braucht  wurden  |  Als  denn  bleibets  auch  jnn  den  selben 
unverwandelt  |  als  |  Clemens  |  Contz  |  caution  ]  contract  |  .  . . « 

Beispiele  aus  unsern  Denkmälern:  Caspar,  cancelley,  com- 
missarien,  cardinalen  etc.     Ferner  vor  1:  clagen  deinen,  cleinot. 


53 

ercleren  etc.  Vor  r:  craft,  crone,  cristen,  crewcz,  crige  etc. 
Bisweilen  vor  a:  becant. 

k  =  mhd.  k.     Sehr  zahlreich  belegt, 
konig,  kaufen,  kaiser,  keren,  kindt  etc. 

k  =  mhd.  g  vgl.  g. 

Inlautend  k  =  mhd.  k. 

Rein  graphisch  ist  ck  für  k  nach  n  und  r. 

nck:  gefencknis  1431,  1432  (2),  1433,  1442  (7)  —  danckte 
1437  —  gedanckt  1441  —  dancke  1445,  1490,  1494,  1520  (2), 
1530  (4)   —   danck    1470,    1530,    1545,    1560   —   undancksam 

1471  —  undancksamkeit  1472  —  dancket  1472  —  schenckunge 
1441  —  erczschenckenamecht  1477  —  geschanckt  1441  — 
trancke  1447  (2)  —  trincken  1515,  1530  (2),  1555  —  duncket 
1470,  1471  —  bedancken  1477  —  junckfrauen  1540  —  be- 
denckende  1470    —    erdencken  1477  (2),    1490    —    gedencken 

1472  (2),  1474,  1476,  1477  (2)  —  irdencken  1494  —  be- 
denckenus  1560  —  geczenck  1476,  1515  —  orspruncklich  1471 
bencken  1520  —  fleischbanck  1520  —  Franckreich  1473  — 
Bancke  1444,  1447  (6)  —  Bancken  1442  (2),  1445  —  Banckau 
1446  —  Jenckewitcz  1436  —  Franck  1534. 

rck:  marcke  1447  —  marck  1530  (7),  1534  (2),  1540,  1545 

—  merckliche  1471    —   merckten  1477  —  wercken  1471,  1472 

—  wercke  1471  —  handtwerck  1507,  1530  —  werck  1560  — 
perckwercken  1477  —  sylberwerck  1540  —  starck  1472  — 
gesterckt  1472,  1477  —  stercken  1474  —  Turcken  1471, 
1472  (4),  1477  (2)  -  turckischen  1477  (2).  —  rck  ist  also  in 
B  selten,  tritt  erst  in  C  hervor.     Rück.  Entw.  S.  184. 

ck  =  mhd.  ck  natürlich  auch  zahlreich  belegt;  z.  B.  ge- 
schickt, befleckt,  vorstockt,  decken,  sticken,  underdrucken,  brücke, 
stucke  etc. 

ck  =  mhd.  h  +  g. 

nockboren  1471  (2),  1472  —  nockborschaft  1471  —  nock- 
weren  1477.  Also  nur  in  C;  in  der  späteren  Zeit  ist  dieses 
Wort  nicht  belegt.  W.  mhd.  Gr.  §  229.  —  Rück.  Entw.  S.  160, 
161.  —  Drechsl.  S.  39.  —  Über  den  heutigen  Dialekt  vgl. 
W.  Dial.  S.  86. 


54 

gk  =  mhd.  k. 

dangkte  1494,  1507  (3)  —  dangke  1507,  1510  (2),  1520, 
1524  (2).  —  margkte  1515  —  Neuenmargkte  1507,  1530.  — 
Über  diese  seltene  Erscheinung  vgl.  Rück.  Entw.  S.  200. 

gk  =  mhd.  ck. 

Schmidebrugken  1555  —  Knigkebeyn  1446.  —  Ebenso  im 
Auslaut  geschigkt  1545. 

Auslautend  k  =  mhd.  c. 

Sehr  zahlreich  belegt:  bank,  mark,  trank,  werk  etc. 

Über  k  in  ferlikeit,  selikeit  etc.  vgl.  g. 

gk  =  mhd.  k,  nhd.  k. 

margk  1507  (2),  1510  (6),  1515  (6),  1524,  1530  (2),  1545  (2), 
1555  —  handtwergk  1507,  1545,  1555  —  hantwergk  1524, 
1530  —  silberwergk  1510  —  dangk  1555  —  fleischbangk  1520. 

—  Dieses  gk  ist  nur  nach  r  und  n  und  nur  im  16.  Jahrhdt. 
belegt,  es  vertritt  also  das  ck.  W.  mhd.  Gr.  §  232.  —  Rück. 
Entw.  S.  200. 

Es  findet  sich  die  Schreibung  qu,  kw.  chw,  welches  auf 
obd.  Einfluss  zurückzuführen  ist,  findet  sich  im  Wechsel  mit  k 
nur  im  Eigennamen  Chwal  1440  —  Chwalen  1446.  —  Daneben 
Kai,  Kaien  1450.  —  Seit  1446  ist  chw  nicht  mehr  belegt. 

qu  und  kw  findet  sich  gleichmässig  in  Fremdworten:  quart, 
kwittung  etc.,  in  queit,  kweit  dringt  kw  im  16.  Jahrhdt.  durch. 
■-  queit  1530  (3),  1550.  —  kweit  1524  (5),  1550  (8),  1545  (3), 
1555  etc. 

F.  Frangk  S.  100  will  q  nur  in  lateinischen  Worten  und 
deren  Ableitungen  gestatten.  In  unsern  Denkmälern  findet  sich 
qu  besonders  in  Präteritalformen  von  komen:  quam  1426,  1440, 
1442  —  queme  1429,  1471  —  quomen  1442  (2),  1472  — 
quome  1471  (2),  1472  —  aber  kweme  1510. 

Nur  k  steht  im  part.  praet.  komen. 

Schliesslich  ist  zu  nennen  bequemer  1472  (2).  —  Dagegen 
bekweme  1510. 

Im  16.  Jahrhdt.  drängt  sich  kw  vor.  —  Rück.  Entw.  S.  158. 

—  W.  mhd.  Gr.  §  229.  Im  heutigen  Dialekt  hat  sich  q  vor  a 
und  i  erhalten:  quimt,  quoam.  —  W.  Dial.  S.  86. 


55 


eh. 

Im  Aulaut  ist  die  obd.  Verschiebung  k  =  ch  sehr  selten 
und  nur  in  einem  Namen  belegt.  Chutten  1471  —  Chuttenberg 
1471,  1473.  —  Also  nur  bei  Esch;  er  ist  von  Haus  aus  Nürn- 
berger. —  W.  mhd.  Gr.  §  235.  —  Rück.  Entw.  S.  163.  — 
Bahder  S.  5,  8. 

Obd.  Einfluss  ist  auch  anzunehmen  in  den  folgenden  Fällen, 
wo  kh  für  md.  einfaches  k  gesetzt  wird.  Diese  Erscheinung 
tritt  erst  gegen  die  Mitte  des  16.  Jahrhdts.  auf. 

bekhannt  1545  —  bekhant  1555,  1560  (2)  —  bekhanntenn 
1555  (b)  —  bekhentnus  1555  —  khauff  1555  -  kheuffer  1555 
—  khumftigen  1555  —  gekhornen  1555  —  erkhornen  1560  — 
khommen  1560. 

ch  sodann  im  Fremdwort  Christo  1477  (5). 

sk. 

Über  sk  vgl.  Konsonantenverbindung. 

Anlautend  entspricht  g  reinem  mhd.  g  in  sehr  vielen 
Fällen.  Palatalen  Charakter  zeigt  es,  wo  es  mit  j  wechselt,  im 
Fremdwort  Gorge  B  1408,  1413,  1417,  1418,  1426,  1433  - 
Gorgen  B  1418. 

j  ist  belegt  in  Jorge  B  1433,  1439,  1440  (10),  1442, 
1446  (2)  —  Jörg  D  1530  (5),  1534  (3),  1540,  1550  —  Jörgen 
B  1442,  1446,   D  1534. 

Über  den  Wechsel  von  palatalem  g  und  j  vgl.  Grdriss. 
§  74,  1.  -  W.  mhd.  Gr.  §§  222,  240. 

Verhärtung  zu  k  zeigt  sich  nur  in  gegen  (gen). 

keigin  B  1389  (2),  1394,  1397,  1399.  —  keigen  B  1393, 
1394,  1424,  1447.  —  kegen  B  1411  (2),  1399,  1408  (2),  1417, 
1427,  1429,  1444,  1446  (2).  C  1470,  1472  (3),  1477.  D  1490  (2), 
1494,  1507  (2),  1515  (4). 

kegin  A  1352.  B  1370  (3).  C  1470  (4),  1471,  1472,  1474, 
1477  (4).  —  ken  B  1417,  1418  (2),  1420,  1424,  1430,  1434, 
1436,  1440  (2),  1444,  1447  (2).  C  1470,  1471  (2),  1472,  1477  (2). 
D  fehlt. 

In  das  16.  Jahrhdt.  reicht  also  nur  kegen  hinein  und  auch 
diese  Form  erlischt  schon  im  Anfang  des  Jahrhdts.     Seit  1520 


56 

ist  mir  nur  gegen  begegnet.  Über  das  k,  das  auch  obd.  beliebt 
ist,  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  229.  —  Drecbsl.  S.  36.  -  Rück.  Entw. 
S.  159.  —  Bahder  S.  52. 

Inlautend  g  =  mbd.  g. 

Grammatischer  Wechsel  liegt  vor  in  geschege  1417  (2), 
1418,  1442,  1473,  1474,  1476,  1477  (3)  —  gescheege  1477  — 
geschoge  1421  —  gelegen  1440  —  verczegen  1443.  —  Hier 
ist  also  g  <I  h. 

Im  16.  Jahrhdt.  ist  demnach  keine  derartige  Form  mehr 
belegt. 

W.  mhd.  Gr.  §  224.  —  Beispiele  aus  dem  älteren  Schlesisch 
bringt  Rück.  Entw.  S.  155.  —  Über  den  heutigen  Dialekt  vgl. 
W.  Dial.  S.  84. 

g  =  mhd.  h. 

hogesten  1428. 

Nur  diese  eine  Form  aus  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhdts. 
ist  belegt.  —  W.  mhd.  Gr.  §  224. 

Über  die  Palatalisierung  des  g  vgl.  ie,  oi. 

Auslautend  g  =  mhd.  c  nhd.  g. 

Diese  Schreibung  ist  in  der  ganzen  Zeit  belegt,  doch  steht 
k  (c)  und  gk  daneben,  k  (c)  erlischt  mit  B,  in  C  ist  nur  noch 
g  geschrieben,  in  D  steht  g  und  sehr  häufig  gk.    Beispiele  für  gk: 

A  fehlt.  B  mannedyngk  1445  —  Heryngk  1439  (2)  — 
Schonegesangk  1439.  —  Crigk  1445  (2).  —  In  B  ist  also  gk 
ziemlich  selten.  C  fehlt.  D  Magdeburgk  1494  —  Hartenbergks 
1507  —  czwenczigk  1507  —  Harnigk  1507  —  Ludewigk  1507 

—  willigk  1507  —  schuldigk  1510,  1534  —  Hedwigk  1510  — 
bedingk  1510  —  ledigk  1510,  1520,  1534,  1555  —  zustendigk 
1515  (2)  —  dreissigk  1515,  1534  —  magk  1515  —  intragk 
1515  —  funffczigk  1515  (3),  1560  —  pflichtigk  1515  —  zu- 
gegenwertigk  1515  —  mennigklich  1534,  1540  —  goltbergk  1534 

—  scheitnigk  1550  —  langk  1555  —  irrungk  1560  —  be- 
williegungk  1560  —  narungk  1530  —  tagk  1530  —  konigk 
1530  —  claydungk  1540  —  etc. 

Aus  den  ang'eftihrten  Beispielen  ergiebt  sich,  dass  gk  —  g, 
ebeijso   wie  gk   und   ck  =  k   besonders  nach  n,   r,   aber  auch 


57 


nach  a  und  in  der  Bildungssilbe  -ig  steht.  —  W.  mhd.  Gr.  §  232. 

—  Bahder  S.  52. 

Über  das  sonstige  Vorkommen  von  gk  vgl.  k. 

g  =  mhd.  c,  nhd.  k,  nach  r. 

werg  B  1403,  1444,  1445.  D  1530,  1534  (3)  —  marg 
B  1418,  1423,  1424,  1434,  1438,  1440,  1446  (7).  D  1524  (5), 
1580,  1540  (2)  —  fischmargte  B  1417  —  hunermargte  B  1438, 
1446  —  rosmargte  B  1447  —  Neuenmargte  C  1471  —  Neumargt 
D  1530  —  Neumargtschen  D  1524  —  iormargte  C  1476  — 
iormargt  C  1476  —  iormorgt  C  1476  —  iarmargt  D  1524,  1530 

—  mergliche  B  1441  —  marggraffen  B  1439  —  C  marggraf- 
thum  1471,  1477  (3)  —  marggrafe  1473  —  marggrafthums  (2), 
margrafen  (2),  marggrafschaft,  marggrafs  1477. 

Ausser  nach  r  nur  noch  schog  1417»  —  W.  mhd.  Gr. 
§  226  —  Drechsl.  S.  39. 

Hier  reihe  ich  an  die  Bildung  der  Substantive  auf  -heit  von 
Adjektiven  auf  -ic  aus.  Schlesisch  wird  c-h  meist  zu  k  ver- 
schmolzen. 

A  stetekeit  1352  —  bedechtekeit,  umwirdekeit  1359.  B 
mechtikeit  1413  —  dreivaldekeit  1399   —   keginwortikeit  1408 

—  kegenwortikeit  1417,  1427  —  gegenwortikeit  1421  (2)  — 
keigenwertekeit  1424  —  selikeit  1423  —  newekeit  1428. 
C  torstikeit,  einikeit,  wirdikeit,  hilikeit  etc.  D  gerechtikeit 
1510  (3),  1515,  1524,  1560  —  gerechtikait  1530  —  gerechti- 
keiten  1507. 

Beispiele  aus  späterem  Schlesisch  giebt  Drechsl.  S.  37.  — 
W.  Dial.  S.  84. 

Öfter  ist  auch  schon  wie  nhd.  gk  eingetreten  und  zwar  in 
den  späteren  Denkmälern  recht  häufig. 
.     B  gerechtigkeit  1446  (2).     C  hiligkeit  1471. 

D  gerechtigkeit  1494  (2),  1515,  1530  (2),  1555  —  gerechtig- 
kait  1524,  1534,  1540  (2),  1555  —  gegenwortigkeit  1494  - 
Seligkeit  1507  —  durchlauchtigkeit  1524. 

Aus  der  Statistik  geht  hervor,  dass  gk  im  16.  Jahrhdt.  be- 
deutend anwächst  und  k  überwuchert. 

Ähalich  verläuft  die  Entwicklung  von  -likeit  aus  -lichkeit. 

C  ferlikeit  neben  ferlichkeit  1470, 


58 

Sodann  aber  redlikait  D  1530. 
Dagegen  redligkait  1540  (2). 

In  letzterem  Beispiel  ist  offenbar  eine  Analogiebildung  zu 
jenen  erstgenannten  Fällen  zu  sehen. 

eh. 

Inlautend  eh  für  g:  manchem  1434   —  manchirley  1470 

Über  diese  md.  Erscheinung  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  235. 

ch  =  mhd.  h  vor  Vokal. 

hocher  1446,  1494.  Nach  W.  mhd.  Gr.  §  236  schliesst  sich 
hier  die  Schreibung  der  vulgären  Aussprache  an.  Weitere  Bei- 
spiele bei  Drechsl.  S.  40. 

ch  =  mhd.  h  vor  t. 

recht,  macht,  siecht,  richten,  nicht,  eintracht,  furbrocht,  ein- 
dechtig  etc.     So  auch  nhd. 

Auslautend  ch  =  mhd.  ch. 

euch,  reich,  fluch,  buch,  tuch  etc. 

ch  =  mhd.  c,  nhd.  g. 

Hamburch  1423  (5),  1424  (3). 

Diese  Erscheinung  bleibt  auf  die  erste  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hundert beschränkt. 

Weitere  Beispiele  für  diese  md.  und  obd.  Erscheinung  bei 
Drechsl.  S.  39.  --  W.  mhd.  Gr.  §  237. 

Auslautend  ch  saugt  anlautendes  h  auf:  Stricholcz  1393  — 
kirchofe  1426  —  frecheit  1472  —  schwacheit  1530. 

h. 

Anlautend  h  =  mhd.  h. 

Inlautend  vor  Vokalen  bleibt  h  gewahrt,  z.  B.  sweher 
1408  —  anslahen  1428  —  Behem  etc.  Hierher  gehört  auch 
nehst,  da  ursprüngliches  e  hinter  h  ausgefallen  ist.  Neben 
nebst  ist  auch  z.  B.  nehist  belegt.  Die  Belege  für  nehst  sind 
sehr  zahlreich. 

e  hinter  h  ist  ferner  ausgefallen  in  czehn  B  1417,  1446  — 
C  fehlt  —  D  1490,  1510  (4),  1524  (5),  1530,  1534  (2)  .  .  .  . 
geschehn  B  1419  —  D  1490,  1504  ....  seh  C  1471  — 
behmische  C  1471  —  behmischen  C  1472  —  versehlich  C  1471 
fehde    C    1471,    1472,    1476,    1477    -    gefehdet    C    1472    — 


59 


vorsmeht  C  1472  —  smehlichen  C  1477  —  Lehnhaws  C  1476  (2) 
—  Lehnschaften  C  1477  etc. 

Vor  Konsonanz  steht  ch  für  mhd.  h  vgl.  eh. 

Auslautend  ist  nur  ch  belegt. 

md.  Eigentümlichkeit  ist  die  Voranfügung  von  h  an  voka- 
lischen Anlaut,  namentlich  e. 

Besonders  häufig  ist  im  15.  Jahrhdt.  her  —  nebenher  geht 
freilich  er,  eine  Form,  die  im  16.  Jahrhdt.  allein  herrscht. 

Andere  Belege  sind  heischen  1417  —  Heylias  1417  — 
Helyas,  Helye  (2)  1417  —  Helias  1418  —  Helyas  1419. 

nhd.  hat  sich  nur  heischen  erhalten.  Die  andern  Formen 
kommen  für  das  nhd.  nicht  in  Betracht.  Sie  sind  in  unsern 
Denkmälern  auch  nur  in  früher  Zeit  belegt. 

Neben  Ungern,  ungerisch  steht  Hungarn,  hungerisch.  Hier 
hat  sicherlich  die  lateinische  Form  Hungaria  eingewirkt.  Die 
h- Formen  finden  sich  noch  im  16.  Jahrhdt.  —  über  md.  h  vgl. 
W.  mhd.  Gr.  §  243.  —  Rück.  Entw.  S.  166,  wo  noch  andere 
Beispiele  genannt  sind.  —  Über  das  spätere  und  heutige 
Schlesisch  vgl.  Drechsl.  S.  40.  —  W.  Dial.  S.  86. 

md.  Eigentümlichkeit  ist  es  ferner,  dass  in  unsern  Denk- 
mälern h  schwindet  vor  t,  s  und  nach  1. 

h  schwindet  vor  t:  geschit  1437. 

Nur  dieses  Beispiel  ist  belegt,  das  indessen  auch  so  auf- 
gefasst  werden  kann,  dass  i  für  ie  steht,  das  in  diesem  Worte 
für  —  ihe  —  belegt  ist;  vgl.  oben  S.  21. 

h  schwindet  vor  s:  nest  1396,  1417  (5),  1424  (4),  1433, 
1437,  1473,  1494  (4),  1507  (3),  1510  (6),  1515  (4),  1520  (3), 
1524  (4),  1530,  1534,  1540  (2)  etc. 

Nach  1:  bevolen  1394,  1417  (3),  1422,  1424  (2),  1442  — 
bevalen  1394  —  befolin  1441  —  befule  1390  —  bevelunge 
1408  —  bevelen  1424. 

Der  Ausfall  des  h  nach  1  bezeichnet  das  Erreichen  der 
nhd.  Sprachstufe;  vgl.  Grdriss.  §  87,  3. 

Zwischenvokalig  ist  h  geschwunden:  wyenachten  1418  — 
Hoenberg  1422  —  koffslaen  1433.  —  Sodann  in  Fällen,  wo 
Vokalkontraktion  stattfand:  empfan,  slan  etc.  Rück.  Entw. 
S.  169,  267  Anm. 


60 

Im  15.  Jahrhdt.  beginnt  h  als  Dehnungszeichen  zu  wirken. 

F.  Frangk  S.  98:  »Wenn  das  h  bey  odder  nach  einem 
Stimmer  gesatzt  wird  |  do  es  nicht  scherpfft  |  und  also  seins 
ampts  müssig  steht  |  so  erlengt  und  erhocht  es  den  beygesatzten 
Stimmer  |  als  ahm  |  nahm  |  vernehmlich  |  jhm  |  jhn  |  jhr  | 
vernihm  |  oheim  |  genohmen  |  thun  |  muhrae  |  etc.« 

Vgl.  oben  S.  58  die  Fälle,  wo  ursprüngliches  e  hinter  h 
ausgefallen  ist.  Dort  schien  h  nach  vorauszusetzender  Dehnung 
des  vorangehenden  Vokals  die  Funktion  eines  Dehnungszeichen 
übernommen  zu  haben.  So  wird  es  dann  lediglich  als  solches 
angewandt  auch  1.  bei  alten  Längen: 

steht  B  1446  —  stehn  B  1424  —  C  fehlt  —  D  1490, 
1510,  1520  (2),  1524,  1530  (3),  1534  (3)  .  .  .  —  vorstehn 
D  1510,  1520  —  mehr  B  1445  —  C  fehlt  —  D  1494  (3),  1507, 
1510,  1515,  1560  —  eh  C  1471,  1472,  1473  (2)  —  ehlichen 
D  1555  —  ehweib  D  1530  (2),  1534  (4),  1550  —  ehweibes 
D  1530  (2)  —  ehweibe  D  1534,  1560  -   muhde  C  1477. 

2.  bei  jungen  Längen: 

beczalhet  B  1413  —  czalh  D  1530  —  czalhgelt  D  1515  — 
ihr  C  1470  —  D  1555  (5)    1560  (3). 

Nur  D  gehören  die  folgenden  Fälle  an:  ehn  1507  (4), 
1510  (2),  1515  (2),  1520  (3),  1524  (4),  1530  (3)  —  ehm  1520  (2), 
1524  (4)  —  ehn  1530,  1555  —  yhnenn  1545,  1560  (3)  - 
yhne  1545  —  ihnen  1545,  1555,  1560  —  ihme  1560  —  ihrer 
1555,  1560  —  ihren  1555  —  benehmen  1507,  1510,  1524  (2) 

—  einnehmen  1507  —  annehmen  1510,  1524  —  nahmen 
1515  (2)  —  annahm  1515  —  nehmen  1524  —  annohmen  1530 

—  annahmen  1540  —  ohne  1507  —  wahr  1515,  1530  — 
ahne  1555,  1560  (2)  —  nahrung  1515,  muhmen  1515  —  ge- 
wohnet 1530  —  Wohnung  1534  —  söhn  1530  (3)  —  ehren 
(honores)  1534,  1545  —  muhe  1560  —  nhun  1560  —  vohrmunden 
1555  (4). 

Die  Dehnung  ist  in  B  verhältnismässig  selten,  in  D  da- 
gegen schon  weit  vorgedrungen.  —  W.  mhd.  Gr.  §  245.  — 
Rück.  Entw.  S.  166.  —  Wilmanns  Kommentar  §  18. 

Bemerkenswert  ist  h  in  awsgenohmen  1490,  1530  (2). 


61 


F.  Frangk  S.  99:  »Wie  wol  das  o  (und  u)  sonst  gemein- 
lich mehr  langk  denn  kürtz  sein  |  wird  jnen  dennoch  weilunds  | 
umb  Sicherung  willen  sie  zu  erlengern  |  odder  auch  zierd  halb  | 
das  h  zugefugt  |  doch  mehr  wolstehens  denn  nothalben  |  Und 
dis  geschiet  |  wo  kein  erhoben  buchstab  als  b,  d^  f  etc.  |  nach 
da  bey  stehet  |  als  vernohmen  |  etc.« 

nhd.  ist  hier  die  alte  Kürze  durchgedrungen. 

In  th  ist  h  nicht  eigentliches  Dehnungszeichen.  Im  all- 
gemeinen ist  th  nur  andere  Schreibung  für  t.  Doch  ist  th  in 
vielen  Fällen  ins  nhd.  tibergegangen. 

thume  1417  —  thumherren  1421,  1424  —  thum  (Ab- 
leitungssilbe; sehr  zahlreich,  z.  B.  heiligthum,  kaiserthum,  marg- 
grafenthum  etc.)  —  rath  (allein  und  in  Zusammensetzungen) 
1427  (2),  1424  (4),  1436,  1446,  1494,  1507,  1520  (2)  etc.  — 
rathsfrund  1494,  1520  —  rathe  1494  —  rathis  1520  —  gerethe 
1421,  1423  (2),  1424,  1434,  1447  (3)  —  hausgeräthe  1515  — 
hausroth  1520  —  gethan  1426,  1490  (2),  1494  (2),  1524, 
1530  (6)  —  zuthunde  1478  —  thun  1471,  1524  (2),  1490, 
1494  (3),  1515,  1530  (4),  1540  —  thue  1471,  1476  (2)  — 
genugthuunge  1473  —  gethoner  1520  —  gethonen  1530  — 
thorn  1438  (2)  —  thore  1438,  1439,  1445  —  thoren  1440  — 
ungerothen  1494. 

In  allen  diesen  Fällen  entspricht  th  dem  nhd.  Gebrauche. 
Dagegen  ist  th  dem  nhd.  fremd  geblieben  in  den  folgenden 
Fällen: 

guth  1507,  1515  —  guther  1515  (2),  1530  —  guthern  1515 

—  muther  1515  —  borthen  1510  —  parth  1515  —  warth 
1520  -  worthe  1520  (2)  —  antworthen  1520  —  bekanth  1494, 
1515,  1520,  1524  (3),  1530  —  erkanth  1520  -  frunth  1515  — 
withwe  1530  (2)   —   steth  1530   —  ethwan  1534  (3),  1540  (2) 

—  mith  1540. 

Die  Hauptmasse  der  Beispiele  stammt  aus  dem  16.  Jahrhdt. 

F.  Frangk  S.  102  spricht  sich  hauptsächlich  über  th  am 
Wortende  aus:  »Wenns  h  ans  t  jnn  der  Endung  einer  silben  | 
odder  worts  gesatzt  wird  |  sonderlich  |  Wenn  ein  |  odder  mehr 
lang  tiberreichend  buchstaben  noch  dabei  stehen  |  so  ists  ein 
missestant   unnd   für   müssig   geacht   |    als   (fürs  erst)  jnn   den 


62 


obberurten  worten  |  gunstliig  |  freundthlich  |  zum  andern  |  jnn 
denen  |  mith  |  guth  |  muth  |  etc.  gesehenn  wird.« 

Doch  sieht  er  h  in  Rathmann  i^fur  ein  zierd  an  |  da  kein 
lang  überreichend  buchstab  |  im  selben  wort  (odder  jhn  nicht 
nah  da  bey)  stehet.« 

Im  übrigen  vgl.  W.  mhd.  Gr.  a.  a.  o.  —  Rück.  Entw. 
a.  a.  0.  —  Drechsl.  a.  a.  o.  —  Wilmanns  Kommentar  S.  136  ff. 

In  Eigennamen  vertritt  th  nicht  allein  griech.  lat,  th,  sondern 
es  wird  auch  gelegentlich  für  t  gesetzt:    Anthonius,  Thymoteus. 

Auch  hierin  zeigt  sich  die  regellose  Verwendung  von  t 
und  th,  ein  Beweis,  dass  th  nur  andere  Schreibung  für  t  ist, 
ohne  weiteren  Einfluss  auf  die  Vokalquantität. 

Über  th  in  Fremdwörtern  vgl.  Wilm.  Kommentar  S.  137,  138. 

W.  mhd.  Gr.  §  245:  h  begegnet  als  diakritisches  Zeichen 
zwischen  Vokalen  seit  dem  14.  Jahrhdt.  nachweislich. 

Vgl.  e  =  mhd.  e.     S.  16. 

Beispiele  aus  unseren  Denkmälern:  gehen  1407,  1436,  1439, 
1442  (2),  1444  (2),  1474  (2),  1494  (2),  1534  —  gehende  1417 
—  stehen  1428,  1436,  1440,  1442,  1446  (3),  1490  —  stehende 
1417,  1444  —  stehit  1442,  1444  --  stehet  1446,  1530  —  ehe 
1426,  1534,  1555  —  ehemann  1520,  1524  —  muhe  1442  — 
meher  1445,  1446,  1494  —  eheweib  1530,  1540  —  eheweibes 
1515  —  freyhen  1418  —  gefreyhet  1418  (3)  —  freyhete  1419, 
1423  —  czewhet  1530,  1540  —  beschawhunge  1445. 

Der  nhd.  Gebrauch  dringt  also  durch. 

Über  die  h  losen  Formen  vgl.  e  =  mhd»  e.     S.  15. 

Andere  Beispiele  dieses  hiatustilgenden  h  bringt  W.  mhd. 
Gr.  §  245.  —  Vgl.  noch  Rück.  Entw.  S.  166,  167.  —  Drechsl. 
S.  40. 

Durch  die  Analogie  von  gedröwhet  ist  zu  erklären  ge- 
dröwht  1417. 

Dentale, 
t. 

Anlautend  t  =  mhd.  t. 

Sehr  häufig  belegt,  z.  B.  tuch,  tranck,  tag,  trincken, 
tewffer  etc. 


63 


t  =  mhd.  d. 

techant  1424  —  techand  1411  —  techands  1418.  —  W.  mhd. 
Gr.  §  198. 

Diese  Erscheinung  bleibt  auf  den  Anfang  des  15.  Jahrhdts. 
beschränkt. 

In  notturft  1555  (2)  ist  tt  durch  Assimilation  zu  erklären. 

Echt  md.  ist  t  in  vorterbnis  1470,  1471  (2)  —  vorterbt 
1471  (2)  -  vorterben  1430,  1471,  1476  —  vorterbten  1472  — 
vorterber  1474  (2).  —  Aus  dem  16.  Jahrhdt.  ist  mir  kein  Bei- 
spiel, weder  für  t  noch  für  d  begegnet.  W.  mhd.  Gr.  §  198. 
—  Rück.  Entw.  S.  140.  —  Drechsl.  S.  31.  —  W.  Dial.  S.  75. 

Inlautend  t  =  mhd.  t,  soweit  es  nicht  durch  d  vertreten 
ist.    Vgl.  d. 

Im  16.  Jahrhdt.  tritt  für  t  auch  dt  ein,  z.  B.  bekhanndte 
1555  —  benanndten  1555  (2)  —  furgewandter  1560. 

Auch  diese  Erscheinung  ist  ein  Beleg  für  den  regellosen 
Gebrauch  von  t  und  dt. 

Auslautend  t  =  mhd.  t,  nhd.  d  vgl.  d. 

t  =  mhd.  t,  nhd.  t. 

Sehr  zahlreich  belegt,  z.  B.  bekant,  gesant,  got,  stat,  gewalt, 
not,  alt,  czeit,  solt,  prawt,  ynnehalt,  weltlich  etc. 

Auch  hier  steht  dt:  bekanndt  1555;  weldtlich  1545. 

Bemerkenswert  ist  stadbuch  1515,  1530  (2),  1540  —  stad 
1530,  1540  —  stadhalters  1530  —  stadgerichten,  stadgerichte 
1530.  — 

Diese  Formen  finden  sich  nur  im  16.  Jahrhdt. 

Die  Schreibung  d  erklärt  sich  wieder  nur  aus  dem  regel- 
losen Gebrauch,  der  bei  t,  dt,  d  herrscht. 

Denn  auch  die  nhd.  Form  ist  belegt  in  Stadt  1414,  1471, 
1507  (3),  1510  (3),  1515,  1520  (2),  1524  (2),  1530,  1540  - 
Stadtbuchs  1515,  1530  —  stadtschreibers  1515  —  Stadtschreiber 
1530,  1560  —  Newstadt  1530,  1534. 

Aber  ebenso  wird  auch  Stadt  (für  mhd.  stat,  nhd.  statt) 
gebraucht  1507  (2),  1510,  1515,  1520  (2),  1545. 

-et  in  der  Flexion  sw  verb.  wird  nach  Dentalstämmen  ab- 
geworfen: vorantwort  1389  —  geantwort  1394  (2),  1408  (2)  — 
geantwert  1417,   1418  (2),   1421  (2),  1424  (3)  -  vorricht  1396 


64 

—  gericht  1410,    1419,    1423,    1424,    1445   —   usgericht,   aus- 
gericht  1424  —  bewt  1430  —  gestat  1442  —  uberantwurt  1524. 

e  wird  ausgestossen:   ausgerichtt  1446   —   ausgerott  1472. 

d  +  t  werden  zu  t  verscbmolzen:  wirt  1403,  1408,  1470, 
1471  (2),  1472,  1476  (2),  1477,  1494,  1507,  1510  (2),  1515, 
1520,  1530,  1545,  1550,  1560  (2)  etc.  -  geret  1417,  1423  — 
innebelt  1427  —  verscbolt  1442  —  bebelt  1442  (2)  —  ver- 
melt  1534. 

Aucb  bier  erscbeint  dt:  wirdt  1520  —  geredt,  beredt  1442. 

—  In   C:   beredt,   vorkundt,    entczundt.   —    Ferner:   obgemeldt 
1530  —  gemeldt  1534  (2),  1540. 

Über  t  im  Auslaut  der  Flexion  vgl.  Rück.  Entw.  S.  194, 
195.  -  W.  Dial.  S.  78.  —  Drechsl.  S.  33. 

Im  16.  Jabrbdt.  hält  sich  nur  wirt  bezw.  wird,  wirdt.  Diese 
verkürzte  Form  ist  auch  ins  nhd.  übergegangen.  Die  anderen 
Formen  verschwinden.     Die  vollen  Flexionsendungen  treten  ein. 

t  im  Auslaut  und  Anlaut  verschmelzen;  z.  B.  achtage 
1417  (2),  1430. 

t  +  d  >  tt  >  t:  notorfft  1431,  1439. 

Enklitisches  du  >  tu  in  soltestu  1477  (2)  —  hastu  1477. 

Die  Beispiele  sind  also  spärlich  und  reichen  nicht  in  das 
16.  Jahrhdt.  hinein.  Rück.  Entw.  S.  215.  —  Zahlreiche  Bei- 
spiele bei  Drechsl.  S.  33. 

z. 

Sehr  lange  hält  sich  die  Schreibung  cz.  Sie  ist  in  A,  B 
herrschend,  ebenso  in  C.  Dagegen  beginnt  ihr  in  D  im 
16.  Jahrhdt.  z  den  Rang  streitig  zu  machen. 

F.  Frangk  S.  103  eifert  gegen  cz:  »Die  weil  das  z  viel 
mals  bei  den  altenn  am  s  und  auch  das  c  bey  jme  |  zur  uber- 
mass  befunden.  Ist  zu  mercken  |  das  maus  jtzunt  alleine  |  on 
das  c  im  anfang  |  und  das  tz  am  end  eines  worts  |  odder 
Silben  an  seiner  statt  braucht  |  als  jnn  den  werten  und  anndern 
mehr  zu  sehen  ist  |  Zimlich  |  nutzlich  |  unnutz  |  nicht  |  czimlich  | 
nüczlich  I  etc.« 

Diese  Forderung  F.  Frangks  ist  im  16.  Jahrhdt.  nur  erfüllt 
für  z  in  zu,  für  tz  am  Wortende  allgemein.  Erst  nach  1545  ist 
mir   cz   nicht    mehr    begegnet,    vorher   noch    z.   B.    cz  wuschen, 


65 

czwu,  czinse,  leczten,  czal,  czween  —  1540:  czwischen,  czal, 
czins.  Ob  wie  Rück.  (Entw.  S.  149)  meint,  cz  nach  Länge  und 
Diphthong  nur  Schreibfehler  ist,  ist  doch  recht  fraglich,  z.  B. 
Glocz  1394,  1414  —  Gloczinne  1426  (vgl.  noch  heut  Glatz, 
Glatze)  —  Czeicz  1408  —  crewcze  1422  —  Crewczburg 
1426  etc. 

czc  ist  in  unsern  Denkmälern  gleich  czk;  z.  B.  Heinczco 
1393  —  Franczco  1393,  1397  —  Cunczco  1393. 

Daneben  stehen  Hanczko  1408  —  Franczko  1418  — 
Franczke  1424,  1433,  1434,   1436,  1439,  1440,   1445  (3),  1447. 

Über  die  Bildung  der  Kosenamen  mit  z  und  k  +  o  vgl. 
Stark  S.  75. 

Hinfällig  ist  für  unsere  Denkmäler  auch  die  Behauptung 
Rück.  (Entw.  S.  147),  dass  z  nie  vor  und  nach  Vokal  erscheint; 
z.  B.  zu  (sehr  zahlreich;  im  16.  Jahrhdt.  allein)  —  bezalen 
1413  —  Zeidlicz  1445  —  Zynzeberg  1445. 

Neben  z  und  tz  ist  auch  tcz  belegt.  Doch  ist  diese  Ver- 
bindung auf  das  15.  Jahrhdt.  beschränkt.  Im  16.  Jahrhdt.  ist 
mir  nur  eine  Form  begegnet  1524  uffsetczet. 

c  steht  in  Fremd worten:  Laurencien,  nacio,  recepte, 
erucisigneten,  recesbriefe  etc. 

über  die  Schreibungen  z,  tz,  tcz,  cz,  c  vgl.  W.  mhd.  Gr. 
§  205.  —  Rück.  Entw.  S.  147  ff. 

d. 

d  enspricht  anlautend  mhd.  d:  dank,  ding,  der,  das,  du, 
durch,  dencken  etc.    In  diesen  Fällen  entspricht  d  altem  th. 

Altem  d  entspricht  es  in  dorste  1472. 

tr  wird  zu  dr  in  Girdrud  1417.  Vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  187. 
—  Drechsl.  S.  32. 

Über  t  =  mhd.  d  vgl.  t. 

Inlautend  d  =  mhd.  d. 

d  hält  sich  in  den  Verbindungen  Id,  nd,  rd  bis  in  das 
16.  Jahrhdt.  hinein.     Seit  Esch.  erscheint  It,  nt. 

Id  (It): 

weiden  1389,  1393,  1399  ....  1470,  1472  (2),  1473, 
1510  (2)  -  weiten  C  1471  —  weide  B  1393,  1421  (2),  1423, 

Arndt,  Entwicklung  der  Breslauer  Eanzleisprache.  5 


1429  (2),  1434  (3),  1442  (5),  1446.  C  1471  (2),  1472  (3), 
1473,  1474  (2),  1476.    D  fehlt.  —  weite  nicht  belegt. 

wolde  B  1413,  1418,  1421,  1433,  1443  (3).  C  fehlt. 
D  fehlt.  --  wolden  B  1433,  1434,  1447  (2).     C  fehlt.     D  fehlt. 

wolten  B  fehlt.  C  1472  (3),  1473  (2),  1476  (2),  1474, 
1477.     D  1534,  1560. 

Das  Verhältnis  liegt  klar  zu  Tage. 

sulde  B  1394,  1397,  1420,  1423  (2),  1424,  1429  (2), 
1440  (2),  1442  (2).  C  1470,  1472,  1473  (3).  D  1490,  1494, 
1507.  —  sulden  B  1394,  1426,  1434,  1443  (4).  C  1470, 
1471  (4),  1472  (4).  D  fehlt.  —  sulten  C  1471.  —  solde 
B  1403  (2),  1408,  1413,  1430,  1433,  1442,  1447  (3).  C  1473. 
D  fehlt.  —  solte  B  fehlt.  C  1476.  D  1530.  ~  solden  B 
1447  (3).  C  fehlt.  D  1507.  —  solten  C  1472,  1477.  D  1530. 
soltest  C  1477  (2).  —  soltet  C  1477. 

Die  d-Formen  sterben  demnach  im  Beginn  des  16.  Jahr- 
hunderts aus. 

eldisten  B  1403,  1424,  1433(3),  1436,  1438,  1442(5), 
1444.  C  fehlt.  D  1490,  1507,  1510  (3),  1520,  1530,  1534, 
1560.  —  eldesten  B  1417.  —  eldiren  C  1477.  —  eidern  D 
1507  (2).  —  eider  D  1530.  —  alden  B  1417  (3),  1418,  1421, 
1440,  1442  (2).  C  1472,  1474.  D  1494,  1515,  1524,  1555  (2). 
—  alders  B  1403,  1417,  1440.  —  aide  B  1417,  1437,  1438. 

In  diesen  Wörtern  hält  sich  d  besonders  zäh.  Nur  alten 
1534  ist  belegt. 

halden  A  1359.  B  1411,  1413,  1417,  1418  (2),  1421  (2), 
1423  (2),  1433,  1434,  1436,  1440,  1442  (2),  1444  (2),  1445  (3), 
1446  (2),  1447.  C  1470  (2),  1471  (11),  1473  (3),  1477  (3). 
D  1490  (2),  1494,  1510  (2),  1515  (2),  1520  (4),  1524  (2), 
1530,  1534  (2),  1540  (2).  —  halten  B  fehlt.  C  1477  (2). 
D  1507,  1524  (2),  1530  (3),  1534,  1540  (2),  1560.  —  gehalden 
B  1417,  1424  (2),  1446.  C  1471,  1472  (2),  1477.  D  1494, 
1507,  1510.  —  gehalten  B  fehlt.  C  1472,  1477.  D  1524  (3), 
1530,  1534,  1545,  1555  (2),  1560  (2).  —  behalden  B  1424  (2), 
1440  (2),  1442  (3).  C  1474.  D  1510  (2),  1524  (2),  1530.  - 
vorhalten  D  1560. 

Im  allgemeinen  geht  aus  der  Zusammenstellung  hervor, 
dass  die  t- Formen  durchdringen. 


67 

stathelder  B  1429  (4).  C  1471.  D  fehlt.  -  stathalters 
B  fehlt.     C  fehlt.     D  1530. 

Das  Ergebnis  ist  hier  dasselbe. 

Es  sind  noch  einige  Fälle  von  Id  belegt,  zu  denen  ent- 
sprechende It- Formen  nicht  vorhanden  sind. 

behilde  1403  —  beheldet  1408  —  gelden  1424  (2),  1515  (2) 

—  scheiden  1428  —  kalden  1472  —  Kaldenborn  1510  (2)  — 
vorgeweldiget  1472  —  gewalde  1472. 

Fassen  wir  alle  Fälle  zusammen,  so  ergiebt  sich  als 
Resultat,  dass  die  Entwicklung  von  Id  zu  It  fortschreitet,  aber 
noch  nicht  völlig  abgeschlossen  ist. 

Zäher  haftet  d  hinter  n  und  r. 

nd.  under  B  1408,  1410,  1423,  1424  (2),  1428,  1433, 
1436  (2),  1437,  1438,  1442.  C  1472,  1476.  D  1494,  1507  (2), 
1520,  1530,  1534,  1540,  1550. 

undir  A  1352.  B  1370,  1424,  1428  (2),  1433,  1434,  1444. 
C  1471  (9),  1472  (5),  1473,  1476  (3),  1477  (6).     D  fehlt. 

unter  B  1432.     C  fehlt.     D  1560. 

nd  ist  also  bei  weitem  in  der  Mehrheit. 

hinder  B  1414,  1419,  1437,  1444,  1445,  1447.  C  1471. 
D  1520,  1530  (2),  1534,  1545.  —  hinter  nicht  belegt.  — 
newnden  1473  —  konden  1428  —  könden  1510  —  künden 
1429  —  künde  1429. 

nd  ist  demnach  noch  herrschend. 

rd. 

fierdehalbhundert  B  1423.  —  virde  A  1359.  C  1471,  1472, 
1477  (2).     D  1515.    --   virden   C  1473  (2).    —   firden   C  1477. 

—  vierde  D  1515.  —  vierdehalb  D  1555. 

rt  ist  nicht  belegt  in  diesen  Formen. 

Über  diese  Erscheinungen  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  188.  — 
Bahder  S.  50.  —  Rück.  Entw.  S.  193.  ~  Beispiele  aus 
späterem  Schlesisch  bringt  Drechsl.  S.  32.  —  Über  den  heutigen 
Dialekt  vgl.  W.  Dial.  S.  65,  66,  69. 

Aus  der  Analogie  der  Präsensformen  ist  zu  erklären  ge- 
leden  1440.    W.  mhd.  Gr.  §  188.  -  Rück.  Entw.  S.  137,  138. 

dt  ist  inlautend  nicht  belegt. 

Auslaut:    d  =  mhd.  t,  nhd.  d. 

5* 


68 

d  ist  zahlreich  belegt  und  bricht  sich  im  16.  Jahrhdt.  Bahn. 
Doch  stehen  daneben  t  und  dt.  Die  einzelnen  Perioden  ver- 
halten sich  verschieden.     A  hat  nur  t- Formen. 

In  B  handelt  es  sich  nur  um  den  Wechsel  von  d  und  t, 
und  zwar  ist  t  im  Übergewicht,  dt  erscheint  erst  in  C.  Auch 
hier  tiberwiegt  noch  t.  Den  kleinsten  Raum  nimmt  dt  ein. 
In  D  tritt  t  noch  nicht  zurück  und  streitet  mit  d  und  dt  um 
die  Vorherrschaft. 

F.  Frangk  S.  105  klagt  über  den  regellosen  Gebrauch  der 
drei  Lautzeichen  und  überlässt  es  schliesslich  resigniert  einem 
jeden,  so  zu  schreiben,  wie  er  will. 

Er  sagt  a.  a.  0.:  »Ettliche  wollen  auch  diese  und  der- 
gleichen worter  alleine  mit  dem  d  schliessen  |  als  |  werd  | 
wild  I  wird  |  word.  Item  |  weid  |  wird  |  werd  |  wald  |  weld  | 
wild  I  feld  etc.  Welches  aber  zu  schwach  und  unverstendiglich 
ist  (nach  1538)  und  wer  derhalben  not  hie  einen  gewissen 
Unterricht  zuthun  |  wie  man  ein  jdlichs  (nach  dem  sie  jnn 
viel  weg  mögen  verstanden  werden)  auch  schreiben  sold  |  es 
will  aber  hie  zu  langweilig  und  weitleufftig  werden  |  der- 
halben ich  jnn  des  einen  jdern  bey  seinem  dünken 
bleiben  las. 

Aus  dieser  angezeigten  Warnung  mochte  vielleicht  jemandes 
geursacht  werden  |  (wie  denn  sonst  vorhinn  bey  ettlichenn 
vermerckt  wirdt  |  das  sie  alleweg  das  dt  am  end  brauchen 
woldten  |  so  doch  am  d  genug  weer  |  als  hier  und  andern 
mehr  |  bald  |  sund  |  und  |  etc.  |  wo  das  t  darzu  gesetzt  | 
wurds  zuviel  und  überflussig  |  Und  zu  den  |  hart  |  hart  |  pfert  | 
walt  I  kalt  I  solt  |  munt  |  bunt  etc.  |  setzen  sie  unrecht  und 
ubermas  das  d  fürs  t  |  wo  also  stund  |  hardt  |  pferdt  |  etc.« 

Eine  Kritik  dieser  Bemerkungen  ist  nicht  unsere  Aufgabe, 
sollen  sie  doch  nur  die  Regellosigkeit  kennzeichnen,  die  in  dem 
Gebrauche  jener  Schriftzeichen  herrscht. 

Auch  hier  widerstreiten  sich  phonetische  Schreibung  und 
Systemzwang  und  verursachen  dadurch  die  Unsicherheit  in  der 
Orthographie. 

pfund  B  1393,  1445.  C  fehlt.  D  fehlt.  —  pfunt  B  1438. 
D  1515. 


69 


Dagegen  abund  B  1399,  1440.  —  obend  B  1426.  C  1470. 
D  fehlt.  Die  t-Form  ist  nicht  belegt;  ebenso  nicht  dt. 

geld  B  1412,  1415,  1419,  1421,  1424,  1425,  1426  (4). 
C  fehlt.  D  1490,  1494,  1524  (2),  1555.  —  gelt  B  1394,  1408, 
1415,  1417,  1418  (4),  1427  (2),  1428,  1431,  1433  (2),  1434  (3), 

1436,  1437  (2),  1438,  1439  (3),  1440  (3),  1442  (6),  1446  (2), 
1447.  C  1471,  1472.  D  1490  (2),  1507,  1510,  1515  (3), 
1530  (2),  1540.  —  geldt  D  1494,  1530,  1534,  1545  (2). 

band  B  1412,  1417,  1418  (3),  1419,  1420,  1422,  1423  (2), 
1424,  1428  (2),.  1445.  C  fehlt.  D  1490,  1515,  1524  (2), 
1530  (2),  1534.  —  hant  B  1408,  1442,  1446  (2),  1447.  C  fehlt. 
D  1510  (2),  1515,  1520.  —  handt  D  1507  (3),  1510  (3),  1540, 
1555  (2),  1560. 

land  B  1417,  1425,  1426,  1430  (2),  1431,  1435,  1436, 
1445,  1446.  C  fehlt.  D  fehlt.  —  lant  C  1477.  —  landt 
C  1474.  D  1540. 

schuld  B  1418,  1433.  C  fehlt.  D  1524  (3),  1530  (6), 
1540.  —  schult  B  1430,  1442,  1447.  C  1471,  1472,  1477. 
D  1490,  1494  (2),  1510,  1515,  1520,  1524,  1534  (3),  1540.  — 
schuldt  D  1515,  1530  (5),  1545,  1560. 

stund  B  1417,  1423,  1433.  —  stunt  B  1429,  1442.  — 
stundt  D  1515. 

frund  B  1440,  1445,  1447.  C  fehlt.  D  1494  (2),  1515. 
—  frunt  C  1470  (2).  —  frunth  D  1515.  -  frundt  C  1472. 
D  1515,  1520.  —  iczund  B  1423  (3),  1428,  1436,  1440,  1442, 
1445  (2).  C  1477.  —  iczundt  B  1396,  1418,  1421,  1424  (2), 

1437,  1445.  C  1477.  -  iczundt  C  1477.  D  1560.  —  nymand 
D  1515.  —  nymant  C  1477.  —  nymandt  D  1520.  —  feind 
C  1472.  —  feint  C  1477  (2).  -  feindt  C  1472. 

wird  D  1530.  —  wirt  B  1403,  1408.  C  1470,  1471  (2), 
1472,  1476  (2),  1477.  D  1494,  1507,  1510  (2),  1515,  1520, 
1530,  1545.  —  wirdt  D  1520. 

brandt  1472.  —  standt  1477,  1515,  1530  (2).  —  pfandt 
1490.  —  Schmidt  1510,  1530  (2),  1540  (2).  —  messegewandt 
1510,  1515.  —  gewandt  1530.  —  kindt  1515  (3),  1524.  — 
schiedt  1515.  —  entschiedt  1520.  ~  abschidt  1560.  —  goldt 
1534.  ~  feldt  1530  (2).  —  Conradt  1520  (2)  etc. 


70 

Über  d  bezw.  t  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  190.  —  Drechsl.  S.  31. 

—  Bahder  S.  50.  -  Über  dt  vgl.  Rück.  Entw.  S.  194.  — 
Drechsl.  S.  32. 

d  bleibt  im  Auslaut  natürlich  gewahrt,  wenn  es  ursprünglich 
inlautend  war  und  nach  Abfall  von  e  in  den  Auslaut  trat. 

frid,  gnad  etc. 

d  =  mhd.  t,   nhd.  t. 

becand  1423  (2).  -  vorsigeld  1423.  -—  wagenfard  1424  (2). 
sand  (sehr  zahlreich;  lateinisch  sanctus  liegt  zu  Grunde).  — 
fordan  1534. 

Diese  Erscheinung  lässt  sich  also  nur  noch  1,  n,  r  kon- 
statieren. 

s  und  seine  Nebenformen. 

Im  Anlaut  s  =  mhd.  s. 

Naturgemäss  sehr  zahlreich  belegt. 

Daneben  steht  auch  z :  zenftleben  1408  —  zak  1423  (3) 
alzo  1352,  1417  —  gezellin  1428  (3)  -  zelemessen  1445,  1446 

—  zelen  1446  —  zune  1447  —  zaffrans  1433  (2)  —  zaffran 
1433  (3).  —  Vgl.  Rück.  Entw.  S.  153. 

Von  C  ab  ist  dieser  Gebrauch  nicht  mehr  belegt.  Weitere 
Beispiele  bietet  der  Inlaut. 

Im  Inlaut  s  =  mhd.  s,  daneben  auch  hier  z. 

Gegen  Ende  der  Periode  tritt  z  immer  spärlicher  auf. 
Esch.  kennt  es  nur  noch  in  Eigennamen  und  nach  Esch.  ist  es 
nicht  mehr  belegt. 

B  bozir  1389  —  gewezin  1393  —  dezin  1403  —  lazura 
1399  (3)  —  weize  1417,  1440,  1442,  1445,  1446  —  weyze 
1446  —  weizen  1419  —  hoppfenhawze  1417  —  rathawze  1438 

—  rathuze  1437  —  vorwezern  1438  —  abeczulozen  1446, 
1438  (10)  —  lozen  1433,  1440  —  Pozenow  1408  (3)  — 
Elyzabeth  1413  —  Elizabeth  1419,  1440  —  Elizabet  1413  — 
Lazan  1415   —   Gnizen,   Cloze  1417    —   Rozenfeld  1417,    1424 

—  Rozenczweig  1436  —  Rozenfang  1445  —  Slezia  1443  — 
Glazer  1440  —  Balthazar  1445  (2).  C  Kazimirus  (2)  — 
Kazimiri  (2)  —  Kazimiro  —  Pozen  —  Gnezen  —  Baltazar. 

Rück.  Entw.  S.  152  ff :  Der  Ursprung  der  Schreibung  z 
für    s    ist    deutlich    in    niederrheinischen    und    niederdeutschen 


71 


Mustern  zu  sehen,  von  wo  aus  sie  sich  weit  in  Mitteldeutsch- 
land verbreitet  hat.  Ein  Grund,  der  dem  Laute  selbst  ent- 
nommen, für  die  Schreibung  massgebend  wäre,  lässt  sich  nicht 
angeben.  —  Vgl.  auch  F.  Frangk  S.  108:  »Man  findts  auch  bei 
den  alten  |  das  für  hundert  jähren  und  kürtz  darnach  das  z 
fürs  s  .  .  .  .  gemeinlich  ist  braucht  worden  etc.« 

Als  Beispiel  führt  er  an  erzam. 

Öfter  steht  s  =  mhd.  z  nach  langem  Vokal  oder  Diphthong, 
wo  SS  zu  erwarten  wäre  (s.  unter  ss  =  z).  lasen  1393,  13 v9, 
1424,  1434  (6),  1436  —  lasin  1396,  1434  —  drysig  1396  — 
dreissig  1423  (2)  —  geheise  1408  —  grosem  1421  —  Grosen 
1442  (2)  —  awsin  1423  —  mesiger  (C)  —  geewsert  1510.  — 
Ins  16.  Jahrhdt.  reicht  also  nur  eine  einzige  Form  hinein. 

Über  diese  ältere  Schreibung  s  vgl.  Rück.  Entw.  S.  141. 
—  Beispiele  bringt  Drechsl.  S.  34,  35. 

SS  =  mhd.  s. 

Inlautend:  weisse  1424  —  schultissey  1417  —  speisse 
1431  —  buchssen.  buchsse  —  Stuchsse  1426  —  wechssil  1444, 
1446  —  kursse  1421  —  bochssen  1440  (2)  —  hewsser  1510 
weiffe  1520. 

SS  =  mhd.  SS. 

zelemessen,  gedechtnisse,  gefenknisse,  rosse,  missetat, 
messingsloher,  messegewandt  etc. 

mhd.  ss  wird  auch  vereinzelt  durch  cz  wiedergegeben,  nur 
im  Beginn  des  Zeitraumes. 

Broczil  1393  —  gwicze  1439. 

SS  =  mhd.  z  nach  langem  Vokal  und  Diphthong:  mosse, 
Strossen,  lossen,  lassen,  aussen,  genossen,  stossen,  gemessen, 
weissen,  geheisse,  fleisse,  fleissig,  bussen,  hiessen,  grossen, 
müsse,  geewssert,  eusserte,  blutvorgissen,  fussen,  dreissig  etc.  etc. 

z  ist  nicht  belegt.    Die  nhd.  Lautstufe  ist  hierin  erreicht 

ss  ='mhd.  zz  nach  kurzem  Vokal. 

beslossen,  essen,  slosser,  vorgessen,  hassen,  gesessen, 
wissentlich,  Wissenschaft,  wasser,  besser,  fessel,  fasse  etc. 

Auch  hier  ist  die  nhd.  Schreibweise  durchgedrungen. 


72 


Auslaut. 

s  =  mhd.  8. 

als,  hus,  haws,  los,  was  (praet),  vasnacht,  es  (gen.)  etc. 

SS  =  mhd.  s. 

hinderniss  1396,  1417  —  vorretniss  1413  —  gefenkniss 
1428  etc.  —  czinss  1437,  1438  (2),  1440,  1445,  1446  - 
Swinssberger  1389.  —  In  C  und  D  stirbt  dieses  ss  ab. 

s  =  mhd.  z. 

Diese  Schreibung  ist  in  unsern  Denkmälern  so  gut  wie 
durchgeführt.  Nur  daz  1389,  1393  (7),  1394  (2),  zeigt  altes  z. 
Rück.  (Entw.  S.  141)  macht  mit  Recht  darauf  aufmerksam,  dass 
dieses  z  seit  dem  Ende  des  14.  Jahrdts.  zu  den  grössten  Selten- 
heiten gehört. 

In  unsern  Denkmälern,  freilich  auch  nur  in  den  letzten 
Jahren  des  14.  Jahrhdts.,  findet  sich  auch  z  =  mhd.  s. 

alz  1352,  1389  (2),  1390,  1393,  1399. 

Über  die  Gleichheit  der  Laute  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  205. 

Beispiele  für  s  =  mhd.  z  überaus  zahlreich:  das,  was,  bis, 
es,  aws,  furbas,  fleis,  lis,  dis,  blos  etc. 

SS  =  mhd.  z. 

awss  1393  (2)  —  gross  1417  —  geschoss  1445  —  bifs 
1524,  1530. 

ß  für  mhd.  s. 

Anlaut:  alßo,  ßo  1490,  1507   -  ßalige  1420. 

Hier  steht  ß  vor  Vokal.  Weit  häufiger  vor  Konsonanz,  wo 
es  nhd.  gesprochnem,  teilweise  auch  geschriebenem  seh  ent- 
spricht. 

zußpruch,  ßwestern  1507  —  ßmidt,  ßneider,  ßlesischen, 
geßnitten,  geßtellen,  zußtendig,  ßtiffvater,  vorßtorbener  1520  — 
anßprechen,  anßpruche,  zußpruche,  verßtorbenen  1524  etc. 

Inlaut:  czinße  (2),  lößen,  hawßes,  vorweßir,  weiße,  unßers, 
sechße  1490  —  dyße,  taußent,  czinßes  1507. 

Auslaut:  geczeugniß  1507  —  loiß  1507  (6),  1520  (4)  — 
loß  1507  —  alß  1507  —  hawß  1507,  1520,  1534,  1555  — 
vormalß  1507  —  baß  1507  —  beweißlich  1607  —  faßnacht 
1507  -  hinderniß  1520,  1524  —  hindernuß  1520  (2),  1524  (3) 
—  gedechtnuß  1520  —  anderßwo  1520  —  weß  1534. 


73 


ß  für  mhd.  z. 

awß  1490  (4),  1507  (9),  1520  -  weiß  1490,  1507  (2)  — 
biß  1507  C4),  1520,  1524  (4)  —  diß  1507  (5),  1520  —  daß 
1507  (2),  1534,  1555  —  waß  1534  -  groß  1560. 

fß:  lafßen  1507  (3)  -  grofßen  1507. 

sz  =  mhd.  s  nur  in  czinsze  1437. 

sz  =  mhd.  z  nur  in  craisz  1474. 

Drechsl.  S.  35.  —  Rück.  Entw.  S.  154. . 

z  =  mhd.  z  vgl.  s  =  mhd.  z  auslautend. 

Es  herrscht  also  grosse  Regellosigkeit  im  Gebrauche  der 
verschiedenen  Schriftzeichen,  doch  ist  es  klar,  dass  ss  und  ß  in 
den  meisten  Fällen  den  stimmlosen  Laut  bezeichnen.  Die 
grösste  Verbreitung  hat  im  16.  Jahrhdt.  ß,  der  Vorläufer  des 
nhd.  ß. 

seh. 

seh  entspricht  anlautend  mhd.  seh:  schone,  Schreiber, 
beschemen,  schenken,  scheppen,  scheiden  etc.  etc. 

SC  für  seh  nur  scot  1408  (2).     W.  mhd.  Gr.  §  210. 

Über  die  Verbindungen  sl,  sm,  sn,  sw  und  ihre  Korrelate 
schl,  schm,  sehn,  schw  vgl.  unter  Konsonantenverbindung. 

Inlautend  seh  =  mhd.  seh. 

zwischen,  groschen,  bischoffe,  hungerische  etc.  etc. 

Daneben  findet  sich  die  Schreibung  ssch,  die  in  unsern 
Denkmälern  nur  für  seh  gilt.  Rück.  (Entw.  S.  144)  weist  ssch 
auch  für  ss  nach. 

zwisschen  1396,  1426  (2),  1428,  1490  —  czwisschen  1399  (2), 
1409,  1418,  1418,  1421,  1423  (3),  1424,  1426,  1427,  1445  (2), 
1446,  1447  —  czwusschen  1447,  1524  —  zwusschen  1510  — 
bysschoff  1392  —  bisschoff  1421,  1422  (2),  1423  (2),  1424  (5), 
1427  —  bisschofs  1417,  1424,  1427  —  bisschoffs  1421,  1423, 
1424,  1427  —  fisscherynne  1417  —  heisschen  1417  —  falssche 
1433  —  falsschen  1442  —  fleisschern,  fleissches  1445  —  ge- 
drasschen  1445  —  grosschen  1445  (5),  1446  (8),  1510  (3), 
1515  (3),  1524  (3),  1530. 

Die  gewöhnliche  Schreibung  ist  seh;  nur  wenige  Beispiele 
von  ssch  reichen  in  das  16.  Jahrhdt.  hinein. 


74 

seh  =  mhd.  s. 

bischtumes  1446  —  Mathiasch  1440  —  Mathiaschen  1477  (2) 

—  marschtalle  1534. 

Über  diese  seltene  Schreibung  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  210.  — 
Rück.  (Entw.  S.  144)  nimmt  an,  dass  bei  bischtum  auf  bischof 
zurückgegangen  wurde. 

tsch  geht  zurück  auf  cz  (tcz)  in  Nymptsch  1433,  1435  — 
Gorlitsche  1426  —.  Proitsch  1441  —  pitschil  1408.  —  Daneben 
stehen  die  cz- (tcz) -Formen:    Nympcz  1431  (3)  —  Gorlicz  1446 

—  pitczil  1408. 

Gemination. 
A.   Sonore  Konsonanten. 

Über  w  und  j  ist  nichts  zu  bemerken. 

1-    IjiqTj.idlae- 
rr. 

rr  gegenüber  mhd.  einfachem  r  in  jrre  1359,  1417,  1423, 
1436,  1444  -  jrrer  1424,  1426,  1433,  1445  (2),  1446  — 
unsirre  1352. 

Diese  Erscheinung  geht  also  nicht  über  die  Mitte  des 
15.  Jahrhdts.  hinaus.  Rück.  Entw.  S.  175.  —  Viele  Beispiele 
für  diese  rr  in  der  Flexion  bei  W.  mhd.  Gr.  §  213,  unter  denen 
auch  irre  genannt  ist. 

rr  vor  Konsonanten  liegt  nur  vor  in  Dorrmdorff  1403  (3). 

11. 

Altes  11  in  gesellschaft  1393,  1421  .  .  .  .;  daneben  gesel- 
schaft  1394,  1421. 

Im  16.  Jahrhdt.  erscheinen  soll,  will  in  Analogie  zu  den 
Pluralformen. 

S-    JSTasale. 
mm. 

mm  <  mb.:  dorumme,  umme.  Sehr  zahlreich  belegt.  — 
Weitere  Beispiele  bei  W.  mhd.  Gr.  §  162,  §  183.  —  Vgl.  auch 
Rück.  Entw.  S.  177  —  Neben  dieser  Assimilation  ist  aber 
auch,  und  im  16.  Jahrhdt.  vorwiegend,  mb  belegt,  besonder? 
im  Auslaut.     Vgl.  Konsonantenverbindung. 


75 

mm  für  einfaches  m  im  part.  praet.  von  komen,  nemen  ist 
im  Beginn  (B)  selten.  Bei  C  ist  mm  schon  stark  verbreitet. 
Im  16.  Jahrhdt.,  von  1520  c.  ab,  ist  nur  mm  belegt.  —  Bahder 
S.  8.  —  Regelmässig  steht  mm  im  Fremdwort:  summe,  summen. 

nn. 

nn<nd.:  ynnewennig  1428  —  uswennigen,  awswennig  (C). 
W.  mhd.  Gr.  §  189.  —  Rück.  Entw.  S.  178. 

Vereinfachung  von  nn  im  Auslaut  ist  nur  in  der  ersten 
Zeit  zu  beobachten:  wen,  etwen  ....  —  Johan  1392,  1394  etc. 
Daneben  stehen  die  nn- Formen. 

Seit  Esch.,  aber  ganz  besonders  im  16.  Jahrhdt.,  nimmt  nn 
stark  zu  und  tritt  selbst  dort  auf,  wo  niemals  eine  Gemination 
stattgefunden  hat. 

Dieses  Doppel- n  zeigt  schon  A.  Im  16.  Jahrhdt.:  unnd, 
unns  —  dorann,  habenn,  entphangenn,  groschenn,  vonn,  inn, 
guldenn,  teilenn,  werdenn,  lannde,  bekannth,  kynnder  etc.  etc. 
Vgl.  Bahder  S.  8. 

Dass  diese  Konsonantenhäufungen  wesentlich  Sache  der 
Schreibermode  seiner  Zeit  waren,  hat  schon  F.  Frangk  bemerkt. 
S.  102  erklärt  er  nn  am  Wortende  für  einen  Schmuck,  der  auch 
ganz  gut  fehlen  könnte:  »Auch  wird  von  ettlichen  |  als  notig 
und  für  ein  Regel  gehalten  |  das  sie  die  wort  |  so  im  n  aufs- 
gehen  mit  duplirtem  n  schreiben  |  als  denn  Ersamenn  weisenn 
Herrnn  etc.  Welches  |  als  zuachtenn  mehr  schmucks  |  denn 
nothalben  geschiet  |  Weils  der  gestalt  bey  denen  |  die  solch 
gleissenn  nicht  ansehenn  |  mehr  als  überflüssig  |  und  mit  einem  | 
denn  mit  zweien  geschrieben  |  gemerckt  wird.« 

Weiterhin  schilt  er  die  »Modisten  odder  Stuelschreiber«, 
die  auch  in  der  Mitte  von  Worten  nn  (bezw.  mm)  schreiben, 
um  ihren  Proben  und  Formularien  ein  »tapfers  ansehen«  zu  ver- 
leihen, »so  doch  solches  on  den  mussiggang  |  eine  unlesliche 
schrifft  I  dar  zu  des  Schreibers  unverstant  und  gleissnerey 
klärlich  wird.« 

Dagegen  will  Frangk  dem  auch  in  unseren  Denkmälern 
vielfach  belegten  Gebrauch  des  nn  vor  Konsonanten  eine  Be- 
rechtigung zugestehen:  »Wenns  aber  zwüschen  einem  stymmcr 
und  mitstymmer  gefordert    |   wirds  gemeinlich    (die  weils  starck 


76 


lautet)  duplet  gezogen  |  als  |  bannden  |  bennder  |  Hannfs  | 
flannder  etc.  Aus  dem  kommets  auch  das  diese  wortlinn 
(unnd  I  unns  |  etc.)  sampt  all  jrem  anhang  und  nachkoramlingen 
I  mit  zweyen  nn  billicher  denn  mit  einem  geschrieben  werden  | 
als  I  Unns  |  unnser  |  unnserthalben  |  wegen  etc.  |  Unnd  | 
unnden  |  unnderthan  |  unndanck  .  .  .  .  |  Wie  wols  der  brauch 
beiderseits  heldt  |  das  (unnd)  doch  mehr  mit  einem  |  denn  mit 
zweien  schreibt.« 

Letzteres  stimmt  auch  für  unsere  Denkmäler,  und  ist  häufiger 
als  unnd.  nhd.  ist  der  ausgedehnte  Gebrauch  von  nn  zurück- 
gegangen. 

B.   Geräuschlaute. 

1-    I-ialDiale- 
pp. 


Vgl.  pf.  S.  47. 
Ist  nicht  belegt. 


bb. 


ff. 

Diese  Schreibung  ist  überaus  häufig  und  findet  sich  im 
Anlaut  und  Inlaut  und  Auslaut  nach  Kürze,  Länge  und 
Diphthong.  Rück.  (Entw.  S.  179)  ist  der  Ansicht,  dass  ff 
für  f  nach  unzweifelhaften  Längen  geschrieben  wurde,  um  die 
harte  und  energische  Aussprache  des  f  gegen  das  so  häufig  bis 
zum  w  herabsinkende  v  zu  markiren. 

Ich  bin  der  Ansicht,  dass  ff  nur  aus  Freude  an  der  Kon- 
sonantenhäufung, die  das  15.  und  16.  Jahrhdt.  besonders 
charakterisiert,  geschrieben  wurde.  Darum  hat  auch  ff  keinen 
Einfluss  auf  die  Vokalquantität. 

Anlautend  ff  nur  in  B:  ffrawen,  ffraw,  ffursten.  In- 
lautend: briffe,  kauffe,  liffe,  Seyffenmacher,  Steffan,  dorffer, 
straffen,  helffte,  lewffer,  greiffen  etc.  Auslautend:  uff,  hoff, 
brieff,  eylff,  bedarff,  bischoff,  funff,  Joseff,  schriefft,  behelff, 
warff  etc. 

Im  16.  Jahrhdt.  ist  diese  Gemination  noch  in  voller  Kraft 
ff  =  mhd.  ff.     Nichts  zu  bemerken. 


77 


S-    O-iatturale- 

Über  ck  und  gk  vgl.  k. 

3-    Dentale- 
tt. 

tt  für  einfaches  t  ist  sehr  stark  vertreten,  und  zwar  nach 
ursprünglichen  Längen  und  Kürzen.  Die  Kürzung  der  ersteren 
wird  als  sicher  anzusehen  sein.  Nur  graphisches  Zeichen  da- 
gegen ist  tt  nach  Diphthongen.  Rück.  Entw.  S.  181.  —  W. 
mhd.  Gr.  §  199.  —  Grdriss.  §  23.  —  Bahder  S.  8. 

hatte  B  1393,  1394,  1397,  1399,  1408  (3),  1413,  1417  (4), 
1418  (4),  1419  (3),  1421  (3),  1422  (2),  1423  (4),  1429,  1431, 
1433  (2),  1439  (3),  1440  (2),  1442  (5),  1445,  1446.  C  1470, 
1472  (4),  1473.  D  1490,  1510,  1520  (2),  1524,  1530  (2)  .  .  .  . 
-  hatten  B  1417  (3),  1418  (3),  1424  (2),  1433  (2),  1439, 
1442  (5),  1444.  C  1472  (9),  1477  -  hette  B  1389  (2), 
1393  (4),  1394,  1413  (3),  1417  (4),  1421  (4),  1424  (4),  1429  (2), 
1430,  1432,  1434  (3),  1440  (2),  1442  (16),  1446,  1447. 
C  1471  (3),  1472  (5),  1473  (4),  1474,  1477.  D  1494  (5),  1507, 
1524  —  hetten  B  1389,  1413  (3),  1428,  1442  (6),  1445, 
1447  (2).  C  1470  (2),  1471,  1472,  1473  (2),  1476,  1477  (2). 
D  1490,  1507,  1515,  1524  (2)  —  hettist  C  1471  (2)  —  hott 
D  1530  (3),  1534  (7),  1540  (14),  1545  (2),  1550  —  hattet 
C  1477  (2). 

mutter  B  1445.  D  1515,  1520,  1524  (4),  1540  -  gros- 
mutter  D  1515  —  mutterlichen  D  1534. 

Zu  den  bisher  genannten  Formen  sind  entsprechende  Bei- 
spiele mit  einfachem  t  ausser  bei  hott  nicht  belegt.  Nicht  so 
bei  den  folgenden  Fällen. 

gutter  B  1424,  1446.  D  1494,  1510,  1515,  1520  (2),  1530, 
1534  —  gutte  B  1425.  D  1490  (3),  1494,  1510  —  gutt 
D  1520,  1530  —  guttem  D  1490  (2)  —  gutten  D  1524  — 
guttes  D  1494  —  guttem  D  1494,  1524,  1530,  1534,  1540  — 
ratt  D  1530. 

In  C  ist  also  tt  ausser  in  den  Formen  von  haben  nicht 
belegt.     Die  Beispiele  häufen  sich  in  D. 


78 

tt  nach  alten  Kürzen: 

fetter  B  1418,  1424  —  vetter  B  1399,  1437  —  fettem 
D  1490  —  vettern  D  1534   —   mitt  B  1414,  1424,  1428,  1437, 

1442  (2) —  mitte  B  1421.     D  1494  (2).     (Vielleicht  liegt 

Einfluss  von  mitte:  medius  vor,  neben  dem  auch  mite  belegt 
ist!)  entritten  B  1430  —  ettliche  B  1434  —  spittal,  spittals 
B  1438  —  capittels  B  1438  —  erstatten  B  1445  —  betteln 
B  1446  —  gestatten  C  1472  —  gestatte  C  1477  —  sendebotten 
C  1470,  1471,  1472  (2),  1474  (2)  —  widerstattunge  C  1471, 
1472  —  bitten  C  1471  (3)  —  gestritten  C  1472  (2)  —  aws- 
rottunge  C  1472,  1477  —  wortt  D  1507  —  statt  D  1507  - 
gott  D  1530  (2)  —  vatterlichen  D  1534  —  abtrettung  D  1540 
—  wittwe  D  1545. 

tt  nach  Konsonanten  in  rentten  D  1490. 

tt  nach  Diphthongen  ist  selten  und  erst  nach  C  belegt. 

weitter  1490,  1494  (2)  —  lawttende  1490  —  hewtte  1510, 
1524  —  czeitt  1530  —  voitt  1545. 

Der  Vergleich  mit  dem  nhd.  Sprachgebrauch  zeigt,  dass  tt 
in  zahlreichen  Formen,  wo  es  sich  um  ursprüngliche  Längen 
und  Kürzen  (Diphthonge  sind  ausgeschlossen)  handelt,  ins  nhd. 
übernommen  wurde. 

Über  dt  s.  unter  t. 

zz. 

Über  zz  und  cz  vgl.  s. 

dd. 

Für  einfaches  d  wird  dd  gebraucht  nach  kurzen  Vokalen 
in  odder  1370  —  widderrede  1490  —  widder  1494  (2),  1524, 
1530.  Rück.  Entw.  S.  180.  —  W.  mhd.  Gr.  §  188.  —  Bahder 
S.  50. 

Diese  Gemination  ist  also  ziemlich  selten.  Die  d- Formen 
haben  die  Herrschaft.  Über  diese  Gemination  äussert  sieh 
F.  Frangk  S.  100:  Ettliche  brauchen  das  duplet  dd  |  etwann 
wenns  zwuschen  zwenn  Stimmer  gesatzt  wird  |  als  odder  | 
Widder  |  redden  etc.  |  Welchs  on  notig  und  ein  uberflus  sein 
mag  I  Weils  nicht  stark  lautet  |  darzu  das  widderspiel  mehr 
gesehen  wird.  Doch  ich  wil  umb  dis  mit  niemands  zancken  [  weils 
villeicht  beiderseits  mag  gehalten  werden.« 


79 

Konsonanten -Verbindungen. 

Ich  handle  zunächst  von  sl^  sm,  sn,  sw  im  Anlaut.  Diese 
Verbindungen  reichen  bis  in  das  16.  Jahrhdt.  hinein.  Seit  1524 
ist  mir  aber  ausser  in  Slesien  nur  seh  in  jenen  Verbindungen 
begegnet.  Bei  Slesien  mag  lat.  Silesia  bestimmend  gewirkt 
haben.     Alles  Nähere  wird  die  Statistik  ergeben. 

Zu  F.  Frangks  Zeit  wurde  noch  sl,  sw  geschrieben,  wie  aus 
dem  Passus  S.  104  hervorgeht:  »Wenns  p  odder  t  nach  dem 
seh  I  von  rechte  gefordert  |  so  wirds  ch  vermieden  |  und  das 
p  odder  t  schlechts  zunehst  ans  s  gesatzt  |  wie  jtzt  gesehen. 
Desgleichen  haldens  ettlich  auch  |  mit  dem  1  und  w  wenn  sie 
nach  dem  seh  gehen  |  das  sie  das  h  meiden  |  und  schreiben 
also  Slesier  |  Sweidnitz  |  Sweitzer  |  für  Schlesier  |  Schweidnitz 
I  Schweitzer  etc.  |  Welches  aber  nicht  so  vasst  als  Jens 
jnn  ubung  ist.« 

Über  das  Verhältnis  von  s  und  seh  in  diesen  Verbindungen 
vgl.  Rück.  Entw.  S.   144.  —  Bahder  S.  50. 

Noch  bei  Opitz  erscheint  slange,  vgl.  Drechsl.  S.  34. 

Im  heutigen  Dialekt  herrscht  die  aspirierte  Aussprache, 
vgl.  W.  Dial.  S.  80. 

Über  die  Schreibung  ßl,  ßm,  ßn,  ßw  vgl.  unter  ß  S.  72. 

sl  A  fehlt.  B  beslan  1393  —  geslagen  1393,  1417  — 
ufslag  1417  —  totslages  1423  (2)  —  todesslages  1433  — 
todslages  1439  —  vorsinge  1436  ~  siege  1440  (3)  —  beslossen 
1442  (2)  —  slossil,  slussil  (4)  1442  —  slosser  1418,  1442  - 
Blossen,  slosse  1442  —  Slichting  1417  etc.  C  beslossen,  Slesien, 
beslissen^  uffgeslagen,  slosser,  slos,  beslissungen  etc.  D  Slesien 
1534  (2),  1555  (2). 

schl  A  fehlt.  B  Schiaispech  1413.  C  schlossern  1474. 
D  beschlossen  1524    —    Schlosser  1530  (3)   —   anschlege  1530 

—  geschlagen  1530  (3),  1534  —  Dromelschlaer  1530  — 
goltschlaer  1530  —  schlegen  1534  —  Schlitten  1555  (2). 

schl  gewinnt  demnach  im  16.  Jahrhdt.  die  Herrschaft. 

sm   A  fehlt.    B  goltsmed  1417,  1424  —  goltsmede  1424  (2) 

—  grobsmede  1428  (2),  1444  —  smedeknechte,  smedeknechten 
1428  —  Helmsmed  1426  —  Smylo  1420  —  gesmehit  1433, 
1442  —  smocheit  1534  —  gesmeide  1445  etc.    C  smerczlichen, 


80 

smehlichen,  vorsmeher,  smocheit,  vorsmehen  etc.  D  smid  1507, 
1510  —  Smidebrucken  1510  —  gesmöcke  1515. 

schm    A  fehlt.     B  fehlt.     C   fehlt.     D    Schelnschmydt  1510 

—  Schmidt  1530  (5)  —  schmid  1524  (3),  1530  (3),  1540  (4), 
1550  —  schmehlichen  1550  —  Schmidebrucke  1524  —  Schmide- 
brugken  1555. 

Auch  hier  ist  das  Erreichen  der  nhd.  Lautstufe  deutlich. 

sn    A  fehlt.     B   Ledersnyder  1389    —    sneider  1408,    1440 

—  besneiden  1434  —  gesneten  1438.  C  abgesnyten,  snodiglich. 
D  nur  sneiders  1520. 

sehn  A  fehlt.  B  fehlt.  C  fehlt.  D  Schnabel  1507  — 
Schneider  1507  (2),  1510,  1520  (3),  1524  (3),  1530  (9),  1534  (3), 
1540,  1545  (2)   etc.   —    Schneiders  1520   —    schneiderinn  1520 

—  geschnitten  1530  —  Schneckenbach  1534  —  Schnolcz  1490 

—  Schneweis  1534. 

Das  Verhältnis  ist  klar. 

sw  A  swerlich  1352,  1359  —  sweren  1359.  B  swoger 
1370,  1408,  1440  —  swarcze  1413  —  geswisterde  1399, 
1446  (9)  —  Swidnicz  1396  —  Sweidnicz  1423  .  .  .,  Swinss- 
berger  1389  —  Swebischin  1408  —  sweren  1423,  1439  — 
swere  1439  —  geswornen  1424  (2),  1444,  1445,  1447  - 
gesworn  1424,  1436,  1438  (2)  —  gesworen  1433,  1442  — 
beswerunge  1425,  1433  (2)  —  vorswegen  1431,  1442  — 
vorswigen  1442  —  sweigen  1434  —  swestir  1436  —  sweger 
1436  —  vorsweigen  1442  —  swertern  1446.  C  swerheit, 
beswerunge,  swere,  gesworne,  Swidnicz,  gesweigen,  swerlich_, 
besweret,  swerer  etc.  D  geswisterden  1490  (3)  —  geswisterde 
1490  —  swoger  1490,  1515  (2)  —  geswistern  1494,  1515  — 
swester  1494,  1510,  1515,  1520  —  Sweidnicz  1515  —  Swobe 
1510,  swarczen  1510  —  swur  1520  —  gesworn  1520  — 
besworn  1520. 

schw  A  fehlt.  B  fehlt.  C  fehlt.  D  schweingelt  1494  — 
schwoger  1507  (4),  1524  —  schwiger  1530  —  schwein  1524  (3) 

—  Schweine  1524  —  schwere  1524,  1530  —  schwerer  1530  — 
schwogers  1507  —  geschwisters  1507,  1524  —  Schwester  1490, 
1507  (2),  1520,  1524  (6),  1530  (3),  1550,  1555  -  schwarcze 
1507    —    schwartzbach  1530  (2)   —   Schwarcz  1530,    1534   — 


scliweinenem  1510  —  geschwisterden  1507  ■—  Schweidnicz 
1520,  1540  —  Schweidüitzen  1524  (2),  1530  —  geschworn 
1530  —  geschworner  1555  —  schwacheit  1530. 

Auch  hier  ist  die  nhd.  Lautstufe  erreicht. 

Wie  schon  bemerkt,,  ist  Dach  1524  nur  noch  sl  in  Slesien 
belegt,  sonst  ist  seh  durchaus  durchgedrungen. 

Neben  Skopp  1445  (2),  1446  (2)  steht  Schkoppe  1447.  — 
k  wird  in  diesem  sonst  nicht  mehr  belegten  Beispiel  von  Einfluss 
auf  die  Entwicklung  gewesen  sein.     Drechsl.  S.  34. 

ßp,  ßt  s.  unter  ß. 

tw  hat  sich  erhalten.  Beispiele  für  kw  oder  zw  sind  mir 
nicht  begegnet. 

ebintwer  1393,  1394. 

umbetwungen  1417,  1420,  1424  (2),  1440  —  unbetwungen 
1418,  1434  —  betwungen  1471  (2),  1472  (2),  1477  —  betwinget 
1472.     In  D  fehlen  Beispiele  hierfür. 

Über  die  Entwicklung  dieser  Verbindung  vgl.  Grdriss.  §  97. 

—  Der  heutige  Dialekt  bevorzugt  qu  vgl.  W.  Dial.  S.  85. 

Häufig  tritt  t  hinter  n  zwischen  Kompositionsglieder:  uffent- 
lich  1370,  1389   —    öffentlich  1477,  1540  —   öffentlichen  1424 

—  allinthalben  1473  —  allenthalben  1417,  1418,  1421,  1423, 
1424,  1425,  1428,   1490,   1524,  1530  (4),   1534  (2),  1540,  1560 

—  wissentlichen  1421,  1442  —  wissentlich  1442  (2),  1472  — 
unwissentlichen  1442  —  wissentschaft  1471  —  eigentlichen 
1421,  1440  .  .  . ;    eigentlich  1471  —  etc.     W.  mhd.  Gr.  §  199. 

—  Drechsl.  S.  33. 

Ebenso  nach  r:  anderthalb  1530  (2). 

Im  Auslaut  tritt  t  bezw.  d  an  n  an  in  ymant  (ymand)  — 
nymant  (nymand)  —  iczunt  (iczund)  —  etc. 

Formen  ohne  t  (d)  sind  nicht  belegt.     W.  mhd.  Gr.  §  200. 

t  tritt  an  s  an  in:  sust  1428  (2),  1429,  1437,  1442,  1445, 
1446,  1471  (3),  1477  -  sunst  1477,  1524,  1530  (6)  —  sonst 
sonsten  .  .  .;  —  doselbist  1417,  1426,  1427,  1429  etc.  W.  mhd. 
Gr.  §  200. 

1  schwindet  vor  t  in  wertlich  1409,  1417,  1418,  1424, 
1437,  1446,  1471,  1477  (2),  1490,  1494,  1507  (2),  1510, 
1515  (3),  1524  (2)    —    wertlichen  1418,    1424,   1428,  1471  (2), 

Arndt,  Entwicklung  der  Breslauer  Kanzleisprache.  6 


82 

1477    (3),    1494   (2),    1515    -    wertliche    1424.     W.    mhd.   Gr. 
§  212.  —  Rück.  Entw.  S.  194. 

n  tritt  für  1  ein  in  werntlich  1524  (3).    W.  mhd.  Gr.  §  218. 

Sehr  seltene  Erscheinung  und  erst  spät  belegt.  Ebenso 
welntlich  1524,  das  auf  eine  Vermischung  von  weltlich  und 
werntlich  zurückzuführen  ist.  —  Die  nhd.  Form  weltlich  be- 
hauptet die  letzte  Stelle:  1524,  1530  (7),  1534  (4)  etc. 

mb  hält  sich  neben  mm  sehr  zäh. 

umbe  1389  (2),  1394,  1403,  1409,  1417  (2),  1418,  1424(2), 
1428,  1432,  1433  (3),  1434  (3),  1437,  1438,  1439,  1440  (4), 
1442  (2),  1444,  1445,  1447.  —  1471  (9),  1472  (9),  1473, 
1476  (2),  1477  (5).  —  1490  (3),  1510,  1515  (3),  1520  (4), 
1524  (6),  1530  (6),  1534  (5),  1540  (3),  1555  (3).  —  umbe 
(gleichfalls  zahlreich  vertreten). 

p  entwickelt  sich  als  Übergangslaut 

1.  zwischen  m  und  t:  mitsampt  1401,  1440,  1470,  1477, 
1524  —  sampt  1413  (2),  1418,  1421,  1530  —  gesampter  1408, 
1417,  1418  (4),  1421,  1422,  1423,  1428  (3),  1445,  1507  — 
samptlich  1534,  1560  —  zusampt  1534  —  (In  ampt  1352,  1439(3), 
1534  —  ampte  1524  eigentlich  wurzelhaft)  —  nympt  1471  — 
vordampten  1472  —  vordampte  1472  —  vordamptis  1477  — 
vordampt  1477  —  vorseumpt  1442;  —  2.  zwischen  m  und  n: 
sampnunge  1444,  1447,  1470  (2)  —  Dompnik  1440  —  zusampne 
1471  (4)  —  Dompniks  1476;  —  3.  zwischen  m  und  s:  Dompslaw 
1445  (2)  —  Nampslow  1507.  ßück.  Entw.  S.  191;  -  4.  zwischen 
m  und  1:  samplung  1507. 

Auch  b  erscheint  als  Übergangslaut 

1.  zwischen  m  und  t:  sambt  1524,  1530,  1540,  1545  — 
mitsambt  1524,  1545  —  (ambten  1530)  —  obbestimbter  1534 
—  eingereumbt  1540  (2);  —  2.  zwischen  m  und  d:  frembden 
1507  —  frembder  1524;  —  zwischen  m  und  1:   nemblich  1490. 

Über  p  und  b  vgl.  Rück.  Entw.  S.  192.  —  W.  mhd.  Gr. 
§  162.  —  Drechsl.  S.  29. 

In  der  Ableitungssilbe  -thum  (tum)  tritt  im  16.  Jahrhdt. 
b  an:  aigenthumb  1524  —  heiligthumb  1524,  1534,  1560. 

Über  die  Entwicklung  von  p,  b  zwischen  Konsonanz  und 
die  Affigierung  von  b  an  m  spricht  sich  F.  Frangk  S.  105  aus: 


83 

»Inn  diesen  Worten  |  Amtmann  |  samtlich  |  Heutman  |  Tumherr  | 
Tumprobst  |  etc.  Wie  wol  sie  one  mangel  scheinen  auch  sein 
mochten  |  helt  doch  jtzunt  der  gemeine  brauch  gleich  für  ein 
gewisse  Regel  |  Wenns  m  t  |  odder  auch  das  m  ein  wort  odder 
Silben  schliessen  |  wird  das  b  odder  p  zwuschen  sie  ein  |  odder 
hinzugesetzt  |  Und  schreibts  also  |  Amptman  |  samptlich  |  Haupt- 
man  |  Tumbherr  |  umb  |  widderumb  |  darumb.« 

n  >  m  vor  Labialis. 

Kuremberg  1407,  1415,  1426  —  Reichembach  1417  (3), 
1418  (2),  1424  —  umbetwungen  1417,  1420,  1424  (2),  1440  — 
umbeteidingt  1437  —  kumfftig  1490  —  fumffczig  1494  (3), 
1445  (3)  —  fumffczik  1438  (3)  —  vornumfft  1437  —  fumff 
1441,  1442  (2),  1444  —  offembar  1444,  1470  --  zukumfftigen 
1444.  —  Rück.  Entw.  S.  186.  —  W.  mhd.  Gr.  §  183.  —  Im 
16.  Jahrhdt.  ist  diese  Assimilation  nicht  mehr  belegt. 

Nasaliert  ist  sunst  1477,  1507,  1524,  1530  (6)  —  sunste 
1515  (2)  —  sonst  1524,  1534  (6),  1540,  1545,  1555  ~  sonsten 
1524  (4)  —  doselbinst  1424  (4).  —  Andere  Erweiterungen 
mit  n:  iczunt,  iczunder  —  lichnams  1472  —  leichuam  1439  — 
leichnams  1447.  —  Rück.  Entw.  S.  189. 

Interessant  ist  die  Doppelbildung  stynkindinge  1417,  ein 
partizipiales  Adjektiv,  das  durch  Einschiebung  von  n  vor  g  noch 
erweitert  ist.  Nur  dieses  eine  Beispiel  ist  belegt.  —  Rück. 
Entw.  S.  186.  —  Über  den  heutigen  Dialekt  vgl.  W.  Dial. 
S.  109. 

Umstellung  von  n  und  r:  dornstage  1419.  Nur  dieses 
Beispiel.     W.  mhd.  Gr.  §  214.  —  Rück.  Entw.  S.  185. 

Aus  lat.  sanctus  ist  c  stets  geschwunden,  und  es  stehen 
zahlreich  nebeneinander  sand,  sant,  sande,  sante,  in  Ton- 
schwächung sente,  sent. 

ch  fällt  vor  t  in  nit  (C),  1560  (3).  Ripuarische  Erscheinung. 
—  W.  mhd.  Gr.  §  238.  —  Beispiele  aus  späterem  Schlesisch 
bei  Drechsl.  S.  39,  40.  -  Bahder  S.  5. 

Deklination. 

Es  sollen  hier  nicht  vollständige  Schemata  der  einzelnen 
Wortklassen   gegeben  werden,    sondern   nur   die  Formen  sollen 

6* 


84 

hervorgehoben  werden,  die  für  die  Entwicklung  der  Sprache  von 
Bedeutung  sind. 

St.  Deklination. 

W.  mhd.  Gr.  §  442  ff. 

Masculina. 

In  diese  Deklination  sind  entsprechend  dem  nbd.  getreten 
die  mhd.  sw.     herczoge,  lichname. 

herczogis  1393  —  den  weissen  herczog  1440  —  der 
herre  ....  herczog  1440  etc. 

leichnams  1447  —  lichnams  1472. 

Von  herczog  sind  in  B,  C  auch  sw- Formen  noch  vor- 
handen, doch  erlangen  die  st.  im  16.  Jahrdt.  die  Herrschaft. 

Umgekehrt  sind  von  son,  mhd.  sun,  allerdings  nur  in  C, 
auch  vereinzelte  sw- Formen  belegt:   g-s:   sonen  —  a-s:  sonen. 

Im  16.  Jahrhdt.  ist  der  nhd.  Gebrauch  durchgedrungen. 

Feminina. 

Die  fem.  auf  -ung  wahren  zunächst  e  der  Endung  in  allen 
Kasus  des  Singular:  betzalunge,  berichtunge,  zugehorunge, 
winnunge,  sperrunge,  furderunge,  beswerunge,  obilhandelunge, 
werbunge,  beschirmunge  etc.  etc. 

Die  Zahl  dieser  Beispiele  ist  sehr  gross.  In  B  sind  solche 
Formen  durchaus  herrschend.  In  C  finden  sich  schon  Werbung 
(n.  8.),  erwelung  (d.  s.),  awsrichtung  (a.  s.). 

Die  nhd.  Formen  gewinnen  immer  breiteren  Raum.  Im 
16.  Jahrhdt.  ist  mir  in  raichunge  (n.  s.)  1524  die  letzte  Form 
mit  e  begegnet.  Nach  diesem  Jahre  ist  der  nhd.  Gebrauch 
herrschend. 

Unflektiert  ist  der  nom.  acc.  pl.  von  mark. 

In  den  andern  cas.  pl.  tritt  Flexion  ein.    So  besonders  in  B. 

Neutra. 

Flexionslose  Plural-Formen  finden  sich,  auf  die  erste  Hälfte 
des  15.  Jahrdts.  beschränkt,  alle  unser  gebot  1430  —  die  recht 
1442  —  tuch  1440  (10). 

Die  pl-Endung  —  er  fehlt  bei  weih  nur  in:  mit  iren  weihen 
und  kindern  1431.     Später  nicht  mehr. 


85 

Bemerkenswert  ist  der  n.  pl:  guttere  1446  —  gutere  1446 
—  kindere  1420  —  geswistere  1446. 

W.  mhd.  Gr.  §  454. 

Diese  Formen  überschreiten  nicht  die  Mitte  des  15.  Jahrhdts. 

Von  den  substant,  Partizipien  ist  frund  in  der  ersten 
Hälfte  des  15.  Jahrhdts.  noch  flexionslos  gebraucht:  gute  frund 
1440  —  vor  frund  und  erber  lute  1445.  —  Daneben  greifen 
die  flektierten  Formen  Platz,  die  vom  Ende  des  15.  Jahrhdts. 
herrschend  sind:  lieben  frunde  1442  —  die  gekoren  frunde 
1446  etc.  etc. 

W.  mhd.  Gr.  §  465. 

Sw.  Deklination. 

W.  mhd.  Gr.  §  456. 

Masculina. 

Entsprechend  dem  nhd.  flektieren  stets  schwach  her,  furste. 
Der  mhd.  n.  s.  herre  findet  sich  nicht  mehr;  überall,  als  Titel 
vor  Eigennamen  oder  in  selbständiger  Stellung,  ist  nur  her 
belegt. 

furste  tritt  auf  z.B.  1419;  in  C  aber  schwindet  schon  e  im 
n.  s.  dieses  Wortes.  Im  übrigen  werden  beide  Worte  nur  sw. 
flektiert. 

Vormunde,  herczoge  schwanken  schon  in  B  (1418:  d.  s. 
herczog  —  a.  s.  herczog).  In  C  tritt  dieses  Schwanken  immer 
mehr  hervor.  Nur  sporadische  Erscheinungen  sind  in  C  wege, 
monde,  cardinale.  In  D  (16.  Jahrhdt.)  finden  sich  keine  Ab- 
weichungen vom  nhd.  Sprachgebrauche  mehr. 

Feminina. 

Stets  sw.  flektieren  in  B  die  Konkreta  vrauwe,  kirche,  ecke, 
gasse,  Sache,  summe,  z.  B.  g.  s.:  der  kirchen  1424. 

d.  s. :  von  frauwen  K.  1422  —  in  einer  summen  1422  etc. 

Schwankend  ist  woche  in  mittewoche,  mitewoche,  auch  in 
Bezug  auf  das  Geschlecht.  Schon  als  msc.  ist  es  belegt  in:  am 
mitwachen  1426.  So  später  öfter,  im  16.  Jahrhdt.  durchaus. 
In  B  ist  das  Wort  sonst  nur  fem.  und  vorwiegend  sw.  flektiert. 

st:  d.  s.  an  der  mittewoche  1418,  1420.  —  sw:  d.  s.  an 
der  mitwochen  1420,  1422,  1424  —  an  der  mittewochen  1421, 
1422,  1423,  1427  ...   —  an  der  mitwachen  1424,  1426. 


86 

In  C  begegnet  schon  der  g.  s.  kirche  —  a.  s.  fraw. 

Im  16.  Jahrhdt.  sind  die  sw-Formen  vereinzelt.  1524:  zu 
dieser  Sachen  —  1524:  der  Sachen  (g.  s.)  —  1560:  der  gassen 
(d.  s.).  —  W.  mhd.  Gr.  §  460. 

Abstrakta  sind  mir  nicht  aufgestossen. 

Über  die  Neutra  ist  nichts  zu  bemerken. 

Die  nhd.  Mischdeklination  ist  in  einer  Form  vertreten: 
C  des  gloubens. 

Rück.  Entw.  S.  234. 

Die  Eigennamen  flektieren  st.,  sw.,  oder  lateinisch.  Die 
sw.  -  Deklination  herrscht  vor. 

W.  mhd.  Gr.  §  468. 

Der  st.  d.  s.  wahrt  mit  Vorliebe  das  e  der  Endung:  vom 
Brige,  von  Präge,  gen  dem  Eibinge,  herrn  Andrisse,  zu 
Rome  etc.  md.  Erscheinung. 

Behem  flektiert  sw.  oder  ist  flexionslos. 

Adjectiva. 

Vor  dem  subst.  ohne  Artikel  tritt  die  st.- Flexion  ein:  irstes 
kouffes  1440. 

In  späterer  Zeit  sind  mir  Beispiele  für  solche  Genetive 
nicht  aufgefallen. 

Im  voc.  pl.  tritt  die  sw.- Flexion  ein  während  der  ganzen 
Periode:  lieben  herren,  lieben  frunde,  liben  sone,  edilen  herrn, 
namhaftigen  herrn,  ersamen  herrn,  ersamen,  liben,  getrewen  etc. 

W.  mhd.  Gr.  §  517. 

Erstarrt  ist  all,  alle:  all  des  teils  1393  —  mit  alle  irem 
gute  1408  —  alle  das  obgeschreben  gelt  und  silber  1408  — 
alle  seines  gutes  farnde  und  unfarnde  1437  —  alle  ir  gut  farnde 
und  unfarnde,  von  alle  solchem  gute  1437  etc. 

W.  mhd.  Gr.  §  508. 

Adverbia. 

Sie  endigen  1.  auf  -e  (alte  Endung  o)  —  z.  B.  gerne,  neste, 
alleyne,  dorynne  etc.  etc.  —  2.  auf  -en  (eigtl.  dat.  pl.):  allent- 
halben^,  eigentlichen,  wissentlichen,  mechticlichen  etc.  —  3.  auf 
den  blossen  Stamm.  —  Die  Endung  e  überwiegt. 

Adverbiale  genetive  sind  anders,  selbis  (z.  B.  doselbist). 


87 


Pronomina. 

Sehr  beliebt  ist  die  Kontraktion  im  d.  s.  der  Possessiva 
und  ein,  kein,  z.  B,  seyme,  syme,  eyme,  keyme  etc.  So  be- 
sonders in  B.     Im  16.  Jahrhdt.  erscheinen  die  nhd.-Formen. 

er  flektiert  das  ganze  15.  Jahrhdt.  hindurch  wie  mhd.  Im 
16.  Jahrhdt.  sind  mir  die  ersten  Beispiele  für  die  nhd.  Flexion 
begegnet  in:  g.  pl.  ihrer  1555,  1560  —  d.  pl.  yhnen  1545, 
1560  —  ihnen  1545,  1555,  1560. 

der,  das  flektieren  nach  mhd.  Kegel,  also  g.  s.  des  — 
g.  pl.  der.  So  in  überaus  häufigen  Fällen.  Erst  1560  ist  mir 
begegnet:  wegen  derer.  Der  d.  s.  lautet  in  B  vorwiegend  deme. 
Daneben  steht  dem.  Diese  Form  ist  seit  dem  Ende  des 
15.  Jahrhdts.  herrschend. 

W.  mhd.  Gr.  §  483. 

Ebenso  verhält  es  sich  mit  wer,  was. 

selb  in  seinen  Flexionen  wird  in  B  noch  vom  Artikel  ge- 
trennt geschrieben.  Seit  dem  Ende  des  15.  Jahrhdts.  sind  die 
nhd.  Formen  durchgeführt. 

Der  st.  n.  s.  selber  ist  mir  nicht  begegnet,  wohl  aber  in  B 
selbis,  der  eigentlich  eine  Genetivform  ist,  die  durch  Anfügung 
von  t  zu  seibist,  selbst  erweitert  ist.  Der  st.  g.  s.  steht  sogar 
in  Verbindung  mit  dem  Artikel:  desselbis  erbis  1442,  ferner 
durchweg  in  dem  Ortsadverb  doselbiste,  doselbist. 

Eine  erstarrte  Genetivform  ist:  ymands,  nymands  bezw. 
ymandes,  nymandes.  Sie  ist  in  B,  C  ausserordentlich  häufig, 
im  16.  Jahrhdt.  aber  verschwindet  sie. 

W.  Alem.  Gr.  §  322,  §  410.  -  W.  B.  Gr.  §  353. 

Das  ebenso  entstandene  nichtis,  nichts  erhält  sich  während 
der  ganzen  Zeit  und  ist  ins  nhd.  übergegangen. 

Conjugatlon. 

Vor  enklitischem  wir  ist  n  gefallen  in  habe  wir  1359  (2), 
1396,  1413  —  welle  wir  1352  —  froge  wir  1427  —  schatzce 
wir  1440  (6)  —  W.  mhd.  Gr.  §  369.  —  Nach  der  Mitte  des 
15.  Jahrhdts.  sind  die  nhd.  Formen  Regel. 

St.  verba. 

Von  komen  sind  die  qu- Formen  bemerkenswert  vgl.  S.  54. 


88_ 

Merkwürdig  ist  die  2.  p.  s.  ind.  praet.  von  lassen:  liste 
du  1470. 

Schon  mhd.  nahm  die  2.  p.  s.  ind.  praet.  nach  Analogie 
des  coniunct.  und  des  praes.  die  Endung  es,  est  an,  besonders 
im  md.  —  H.  Paul  §  155,  7.  —  Danach  wäre  zu  erwarten 
lissest,  list.  Nun  wurde  in  Analogie  zu  der  regulären  Form 
lisse  noch  e  angefügt:  liste.  Vgl.  jedoch  auch  dieselbe  Form 
bei  sw -Verben.  W.  mhd.  Gr.  §  402.  In  unsern  Denkmälern 
ist  von  solchen  sw- Verben  nur  hortste  1470  belegt. 

Wie  schon  liste  du  als  merkwürdige  Bildung  Esch.  zu- 
gehörte, so  auch  die  Beispiele  für  die  3.  p.  s.  ind.  praet.:  lisse 
1471  —  als  Girsik  ....  quome  1472  —  das  ....  einquome 
1471  —    der  andir  sun  hübe  sich  in  Hungern  einczuczihen  1472. 

W.  mhd.  Gr.  §  374.  -  H.  Paul  §  155,  6. 

Analogie  zu  den  sw -Verben  ist  anzunehmen.  Sie  tritt  bis- 
weilen schon  mhd.  in  Kraft. 

Für  die  Unterschiede  des  Ablauts  im  sg.  und  pl.  praet. 
sind  wenig  Beispiele  belegt,  da  diese  Zeitform  überhaupt  in  der 
Aktensprache  selten  ist.  Nur  zwei  Formen  sind  belegt,  in  denen 
der  nhd.  Ausgleich  vollzogen  ist:  blib  1530  —  standen  1550. 
—  Dagegen  schreib  1408  —  stunt  1442,  1445,  1505,  1520, 
1525,  1530  (2)  —  stunden  1429,  1472  (3)  —  hülfen  1472. 

In  entscheiden  1440,  1471  —  bescheiden  1442,  den  part. 
praet.  ehemaliger  reduplizierender  Verba,  ist  der  alte  Diphthong 
gewahrt.  Im  16.  Jahrhdt.  aber  dringt  der  nhd.  Gebrauch  durch: 
entschieden  1560. 

Sw.  verba. 

Wie  im  mhd.  so  sind  auch  in  unsern  Urkunden  sw.  praet. 
der  Verben  schaffen,  rufen  belegt:  geschaft  1447,  1470  — 
ruften  1472  —  anrufete  1472  —  wiedirruft  1445  —  widerrufft 
1524.  Ebenso  kommen  auch  für  unsere  Denkmäler,  wie  im 
mhd.,  die  sw.  part.  praet.  von  weisen,  preisen  in  Betracht.  — 
geweist  1405  —  geweiset  1413  —  beweist  1410  —  vorweist 
1417  —  gepreiset  1472. 

W.  Dial.  S.  127. 

Rückumlaut  liegt  vor  und  hält  sich  bis  ins  16.  Jahrhdt. 
hinein:  gesaczt,  erczalt,  entsaczt,  geschanckt,  dirczalt,  entwant  etc. 


89 


Im  16.  Jahrhdt.  stehen  nur  geschaczt  1524.  —  furgestalt 
1530.  — 

Jedenfalls  nimmt  dieser  Vorgang  bedeutend  ab. 

Rück.  Ent.  S.  263,  264.  —  W.  mbd.  Gr.  §  392.  —  W. 
Dial.  S.  128. 

Über  das  Abschleifen  der  Endung  des  part.  praet.  von 
Dentalstämmen  vgl.  t  im  Auslaut  S.  63. 

Das  part.  praes.  von  st.  und  sw.  verb.  endigt  noch  auf  e, 
wenn  es  flexionslos  gebraucht  ist. 

Beispiele:  helfende,  ratende,  farnde,  unfarnde,  gebietende, 
bekommende,  besuchende  etc. 

Noch  im  16.  Jahrhdt.  stehen  farnde,  unfarnde  1524. 

Rück.  Entw.  S.  263.  —  W.  mhd.  Gr.  373.  -  W.  Dial. 
S.  126. 

Verba  praet.  praesentia. 

wost,  wosten  1446  —  wüste  1413,  1445  —  wüsten  1442 
—  wüst  1520  —  gewust  1442  —  vorwust  1494  (2). 

W.  mhd.  Gr.  §  419.  —  Bahder  S.  50. 

Die  md.  u- Formen  dringen  ins  nhd. 

gegunst  1437  ist  eine  spezifisch  md.  Form  für  mhd.  ge- 
gonnen,  gegunneu. 

W.  mhd.  Gr.  §  412.  —  Rück.  Entw.  S.  265. 

über  die  Einführung  des  euphonischen  s  vgl.  W.  mhd. 
Gr.  §  208. 

Weitere  Beispiele  sind  mir  nicht  begegnet. 

torsten  1447;    dorste  1472. 

0  steht  obd.  und  md.  fest,  n  ist  in  unsern  Denkmälern  im 
praet.  nicht  belegt. 

W.  mhd.  Gr.  §  415. 

Es  sind  dies  die  beiden  einzigen  Formen. 

sal,  Salt  —  solde,  sulde. 

Vgl.  a  S.  13.  —  0  S.  23.     W.  mhd.  Gr.  §  411. 

mochte,  mochten  —  muchte,  muchten. 

Vgl.  S.  24.     W.  mhd.  Gr.  §  410. 

wellen. 

Die  Formen  wellen,  weide  sind  auf  den  Beginn  des  Zeit- 
raums beschränkt. 


90 

Über  die  verdunkelten  Formen  wollen,  wolde  —  wulde 
vgl.  0  S.  28.  —  u  S.  34. 

W.  mhd.  Gr.  §  421. 

haben. 

Sehr  zahlreich  sind  die  kontrahierten  Formen,  z.  B.  inf.  han 
1393.  —   2.  lind  3.  p.  s.  ind.  praes.  stets,  praet.  ebenso. 

Part,  praet.:  gehat  1424  (3),  1426,  1440  (3).  —  Die  ge- 
wöhnliche Form  ist  aber  gehabt,  die  seit  der  Mitte  des  15.  Jahr- 
hunderts durchdringt. 

Durchgedrungen  sind  auch  die  verkürzten  Formen  hatte, 
hatten,  hette,  hetten. 

Vgl.  Gemination  S.  77. 

Über  haben  vgl.  W.  mhd.  Gr.  §  394. 

sein. 

W.  mhd.  Gr.  §  363  ff. 

Im  praes.  sind  die  Formen  von  der  Wurzel  es  abgeleitet. 
Das  part.  praes.  lautet  aber  wesende. 

Die  3.  p.  pl.  ind.  praes.  ist  vorherrschend  sint  (sind),  selten 
md.  sent,  und  zwar  im  Anfange  der  Periode.  Auf  das  15.  Jahr- 
hundert beschränkt  ist  seint,  vgl.  ei  S.  37. 

Die  3.  p.  s.  ind.  praet.  ist  stets  was. 

Das  part.  praet.  lautet  in  erdrückender  Mehrheit  gewest. 
Noch  im  16.  Jahrhdt:  1524,  1530  (3),  1540,  1550. 

Erst  1560  beginnt  gewesen  (3)  einzudringen. 

tun. 

In  tun  ich  1424  (2)  ist  altes  n  (<  m)  erhalten.  —  W.  mhd. 
Gr.  §  362.  —  H.  P.  §  174. 

Wortsehatz. 

Bei  der  Behandlung  des  Wortschatzes  lassen  sich  zwei 
Gruppen  von  Wörtern  unterscheiden. 

Die  eine  setzt  sich  zusammen  aus  Wörtern,  deren  Be- 
deutungsveränderung vom  mhd.  zum  nhd.  in  den  einzelnen 
Perioden  deutlich  ersichtlich  ist.  Hierher  gehören  Konjunktionen 
und  Satzpartikeln  (als,  wie,  so,  wann,  wenn,  dann,  denn,  ab, 
ap,  ader,  aber,  da,  wo,  Negation). 

Die  zweite  Gruppe  besteht  aus  Subst.,  Adject.  und  Verben, 
die  in   der  lautlichen  Gestalt  oder  Bedeutung,   in   der    sie   von 


91 

mhd.  Boden  aus  in  unsern  Urkunden  noch  belegt  sind,  nhd. 
schon  veraltet  sind. 

Ich  wende  mich  zunächst  zu  der  Behandlung  der  ersten 
Gruppe,  d.  h.  der  Konjunktionen  und  Satzpartikeln. 

Von  vornherein  verweise  ich,  um  Wiederholungen  zu  er- 
sparen, auf  Grimms  D.  W.-B.,  Lexers  mhd.  Handwörterbuch, 
Stobbes  Mitteilungen  aus  Breslauer  Signaturbüchern  (B)  in 
Bd.  VI— X  der  Zeitschr.  f.  Gesch.  u.  Alt.  Schlesiens,  und  die 
handschriftlichen  Wortregister  des  Kgl.  Staatsarchivs  zu  Breslau. 

I. 

a)  als  allein  stehend. 

als  in  der  Funktion  des  nhd.  wie,  mhd.  als:  Paul  mhd.  Gr. 
§  317;  §  342,  1. 

Neben  diesem  als  steht  auch  so,  und  daneben  bricht  sich  wie, 
das  mhd.  in  dieser  Funktion  unbekannt  ist,  Bahn,  wie  ist  im 
16.  Jahrhdt.  am  häufigsten  und  lässt  darum  gleichfalls  das  Er- 
reichen der  nhd.  Sprachstufe  deutlich  erkennen.  Im  15.  Jahrhdt. 
ist  als  herrschend,  aus  dem  16.  Jahrhdt.  sind  mir  nur  be- 
gegnet: als  erbegeldes  recht  ist  1507,  1510  (2).  alß  mit  dem 
iren  ....  1520. 

Beispiele  aus  B:  alz  her  selber  1390,  1392  —  alz  her 
yn  gebeten  hat  1393  —  alz  abengeschreben  stet  1396  —  als 
vor  geschreben  stet  1421  —  bei  seinem  namen  bliben  als  her 
sich  in  der  Stat  buch  hat  schreiben  lassen  1426  —  als  sich 
das  geboret  1430  —  als  hernoch  geschreben  stehit  1440  — 
und  sollen  den  montag  erbeyten  als  ander  werkiltage  1444 
—  in  allirmosse  als  die  gescheen  ist  1447  —  etc. 

Beispiele  aus  C:  als  das  gancz  vor  owgen  und  offembar 
was  1471  —  als  schire  ....  als  andir  1471  —  als  euch 
wissentlich  ist  1472  —  in  sulchir  forme  als  ...  .  begriffen  ist 
1473  —  glich  halten  als  dieselben  lewte  1474  —  als  er  fur- 
gibt  1476  —  als  das  vormals  ....  gewest  ist  1477  —  sovil 
swerer  als  vil  ir  seit  irrende  1477. 

Zum  Vergleiche  mag  so  in  dieser  Funktion  folgen.  Es  er- 
scheint erst  spät,  erst  in  C. 

und  so  denn  unsire  meynunge  gancz  gut  ist  1471  —  so 
adir  wenig  bedewtet  1472  —  so  sie  sehen  1477. 


92 

D  so  em  uff  bewte  uffgereicht  ist  1507  —  so  er  em  uff 
hewte  vor  unns  uffgereicht  1510  —  so  jerlich  beim  erwerb 
wechselt  1560. 

Schliesslich  folgen  die  Beispiele  für  wie. 

B  in  solchirwys  wie  1396. 

C  wie  entlich  bliben  wirt  1471  —  wie  is  uf  dem  tag  ab- 
scheidlich  bleiben  wirt  1471  —  wie  ir  schreibet  und  claget 
1471  —  wie  wir  wellen  1476  —  wie  euch  zustet  1476  — 
wie  sich  das  finden  mochte  1477  —  wie  obberurt  ist  1477  —  etc. 

D  und  suste  wie  dasselbe  1510    —    wie  oben  1520,    1560 

—  wie  obberurt  1520  —  wie  recht  ist  1520,  1560  —  wie  das 
alles  ....  benant  oder  unbenant  sein  mag  1520  —  solche 
rinnen  wie  die  vor  alder  gewesen  sein  1530  —  wie  sie  es  ge- 
habt und  besessen  1540  —  sollen  do  pleyben  wie  lang  sy 
wollen  1540  —  wie  wir  es  im  werck  also  befunden  1560  — 
und  wie  sie  uns  berichtet  1560  —  wie  uns  selber  zum  teil 
bewust  1560  —  wie  erbegeldes  recht  ist  1560. 

Dieses  wie  ist  also  erst  eine  nhd.  Erscheinung. 

Stets  und  nur  wie  ist  belegt  nach  Verben  des  Sagens  und 
Denkens  und  ähnlichen,  d.  h.  dort,  wo  wie  einen  indirekten 
Fragesatz  einleitet. 

Hier  schliessen  sich  an  Sätze,  die  von  Verben  des  Sagens 
abhängen  und  mit  wie  das  eingeleitet  werden: 

B  und  haben  uns  gesaget  wie  das  sie  eynen  ....  betten 
gehabit  1413  —  und  haben  becant  wie  das  sie  ...  .  1414  — 
sulch  bekenntnis  wie  das  jm  wissentlich  were  1417  —  die 
sprechin  also^   wie  das   sie  nymands  ausin  lassen  wellin   1423 

—  und  hat  bekant  wie  das  her  ...  zu  halden  geben  hatte  1423 

—  hat  umbetwungen  bekant  wie  das  her  .  .  .  vorrichtit  sey  1424. 

C   wir  bekennen,  wie  das  wir  ....  1471. 

Diese  Erscheinung  stirbt  also  gegen  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts ab. 

b)   als  in  Verbindungen. 

1.  als  ap.  =  nhd.  als  ob. 

Diese  Funktion  ist  während  der  ganzen  Zeit  belegt. 

Vereinzelt  ist  sam  1471:  sam  sie  nicht  woste  von  den 
scheden.  —  Paul  mhd.  Gr.  §  347,  5. 


93 


Daneben  steht  glichsam  1473:  glichsam  sie  alle  do  weren. 
Im  Übrigen  ist  als  ap  durchgeführt. 

2.  Bei  Adverbien  =  so. 

B  als  vil  als  er  des  dorczu  bedarf  1403  —  als  verre  jm 
....  got  ....  beheldet  1408  —  als  lange  bis  er  ....  1415. 

als  lange  das  das  urteil  ....  die  Scheppen  ....  schreiben 
werden  1418  —  als  lange  als  ...  .  1430  —  als  lange  als  die 
1000  gülden  ....  beczalit  werden  1440. 

C  als  ofte  der  konig  zu  Behemen  ....  seine  sendebotten 
hatte  1470  —  als  lang  er  lebet  1471  —  als  ferre  unsir  macht 
wendet  1472  —  als  vil  an  im  ist  1473  —  als  vil  er  hat  ge- 
macht 1477. 

D  fehlt. 

Ins  16.  Jahrhdt.  reicht  diese  Bedeutung  nicht  mehr  hinein. 

Vgl.  so  in  diesen  Fällen: 

B  fehlt. 

C  wievil  der  bebstlich  stul  .  .  .  arbeit,  sovil  mer  .  .  .  1477 

—  sovil  swerer  als  vil  ir  seit  irrende  1477. 

D  so  lange  bis  gemeldt  sein  1507  —  so  balde  got  über 
mich  gebewt  1520  —  so  lang  bis  das  kyndt  mondisch  wirt 
1540  —  so  offt  die  wandelbar  wurde  1540  —  so  lang  wir  .  .  . 
1540    -    doch  so  fern  er  solches  bey  dem  hern  apt  .  .  .  1540. 

Neben  so  fern  steht  vereinzelt  1540  wofern. 

3.  Selten  ist  als  =  ebenso  in  als  wol: 
her  were  als  wol  unser  vorreter  als  her  1413. 
als  schire  als  andir  1471. 

Diesem  als  entspricht  einfaches  so: 

so  woll  auch  der  unmundiegen  Vormunden  als  den  .  .  .  1560. 

so  wol  auch  die  vorlegen  1560. 

4.  Pleonastisch  steht  als  vor  Präpositionen,  Adverbien, 
haben  globt  ....  vor  Jungehans   vor  Orfede  als  von  den 

des  gefenknis  wegen  ....  als  von  pferde  wegin  1430. 

als  nemlichen  1444  —  als  nemlich  1520,  1530,  1540,  1560 

—  als   itczunder  obir  ein  jar  1510    —   als  dann  sol  und  mag 
der  herczog  ansprechen  1529. 

Die  Formen  ohne  als  sind  bedeutend  in  der  Mehrheit.  Die 
Verbindung  alsdann  ist  ins  nhd.  übergegangen. 


94 

Während  der  ganzen  Zeit  steht  als  wie  nhd.  gewöhnlich 
als  Einleilung  zu  einem  appositionalen  Satzgliede,  z.  B.  als 
eigne  schult  zu  czalen  —  als  formen  Vormunden  —  als  vor- 
keuffer  eines  teils  —  als  keufferin  andern  teils  etc.  etc. 

Ebenso  ist  als  in  temporaler  Funktion  in  der  ganzen  Zeit 
belegt. 

so. 

so  in  relativer  Funktion,  mit  Beziehung  auf  ein  einzelnes 
Wort,  erscheint  erst  im  16.  Jahrhdt.: 

von  wegen  des  hauses,  so  er  em  vorkaufft  1507  —  die 
drei  gülden  hung.,  so  fraw  Hedwig  ....  schuldig  ist  1507  — 
in  der  macht,  so  sie  an  unns  beiderseit  uffgetragen  1510  — 
forderunge,  so  er  gehabt  hat  1520  —  trew  und  muhe,  so 
Iledwigis  meine  eliche  hausfraw  mit  mir  gehabt  1520  —  bei 
den  aiden  so  sie  ...  .  gethan  1530  —  den  vier  kindern  so 
sie  ...  .  geczeuget  hat  1530  —  der  erben  geld  so  sie  in  Ver- 
waltung gehabt  1540  —  bey  allen  jren  rechten  und  gerechtig- 
kaiten  so  sie  haben  1540  —  alle  und  jede  mengell  so  darinnen 
möchten  befunden  werden  1560  —  wegen  derer  so  die  zeit 
daher  unmündig  gewesen  1560  —  etc.  etc. 

Eine  bemerkunswerte  Verbindung  von  so  als  in  causaler 
Funktion  ist  Eschenloer  eigentümlich;  weder  in  B,  noch  in  D  ist 
sie  mir  begegnet: 

und  so  als  die  nicht  bey  mir  sein  1470  —  so  als  deine 
k.  gn.  villeichte  meynet  gerechtikeit  zu  haben  1471  —  so  als 
ir  .  .  .  .  vorsmehen  seit  1471  —  so  als  von  den  von  Breslow 
erkannt  ist  1471  —  darumb  so  als  wir  sulche  brife  .  .  .  haben 
sullen  breugen  1477  —  so  als  der  bebstlich  stul  dorynnen  hette 
richten  sullen  1477  —  so  als  die  beere  czwischen  euch  wüten  1477. 

Die  Bedeutung  dieses  so  als  wird  am  besten  durch  da 
wiedergegeben. 

wann,  md.  wenne,  wen. 

Über  die  md.  Formen  vgl.  e  S.  14.  —  Paul  mhd.  Gr.  §  348. 
—  W.  mhd.  Gr.  §  332. 

Das  kausale  wann  ist  in  B  selten,  am  häufigsten  in  C, 
in  D  fehlt  es. 


95 

B  wenne  her  weide  gerne  off  bindin  1393  -*  wen  her 
selber  .  .  .  fertigen  und  entschulden  weide  1421  —  wen  dovon 
vil  zuschreiben  were  1423. 

C  wann  uns  dorczu  beweget  ...  die  berurte  clausula  1470 

—  wann  wie  mag  der  eynikeit  machen  .  .  .  1471  —  wann  wir 
können  nicht  boten  bekommen  1471   —  wann  offenbar  ist  1471 

—  wann  den  turckischen   kaiser  haben  wir  .  .  .  getriben  1472 

—  wann  vil  Über  wolten  wir  1472  —  wann  durch  ire  lande 
die  kouflute  czihen  1474  —  wann  wir  ...  zu  schaden  kommen 
1476  —  wenn  ye  der  groste  schade  unsir  sein  muste  1476  — 
wann  als  .  .  .  der  bebstlich  stul  hoffende  was  1477  —  wann 
nymant  czweifilt  1477  —  etc. 

D  fehlt. 

Schon  in  C  erscheint  denn  in  gleicher  Bedeutung. 

denn  nichtis  libers  ist,  denn  .  .  .  1471' —  denn  von  stat 
an  derselb  furste  .  .  .  sal  ufsein  1474. 

Die  gewöhnlichste  Konjunktion  ist  in  dieser  Bedeutung 
do,  da. 

Nach  dem  Komparativ  ist  denn(e),  dann  gebraucht  =  als. 
Noch  niemals  erscheint  als  in  dieser  Funktion.  Nach  negiertem 
Komparativ  und  anders  sowie  nach  einfacher  Negation  erscheint 
wenn  (Paul  mhd.  Gr.  §  319),  nur  in  Fällen,  die  auf  den  Beginn 
des  15.  Jahrhdts.  beschränkt  sind. 

liffe  er  aber  nicht  verrer  wenn  bis  .  .  .  1411  —  anders 
nicht  wüste  wen  alles  gut  1424  —  anders  nichtes  wenne  gut 
1442  —  er  nicht  wüste  wen  alles  gut  1424. 

In  späterer  Zeit  erscheint  auch  denn  unterschiedslos  in 
dieser  Funktion 

ab. 
a)  ab,  ap  =  mhd.  obe,  ob  —  nhd.  wenn  in  konditionaler 
Funktion  ist  dem   gesamten  15.  Jahrhdt.   eigen.     Die  Beispiele 
sind  äusserst  zahlreich. 

Einzelne  Fälle:  ab  her  das  nicht  tete  1396  —  ap  das  nicht 
geschege  1417  —  ap  er  mit  ymands  zu  schaffen  hat  1425  — 
ap  es  im  not  tuen  wurde  1435    —    ap  got  wil   1470,   1471  (2) 

—  ap  es  geschege  1473  —  ap  er  woste  1473  —  ap  ymandis 
ein  storer  sein  .  .  .  weide  1477  —  etc.  etc. 


96 


Im  16.  Jahrhdts.  ist  ap  in  dieser  Bedeutung  nicht  mehr 
belegt.  Dafür  treten  ein  wenn  und  so.  wenn  ist  in  der  ganzen 
Zeit  belegt: 

B  und  wenn  die  400  golden  .  .  .  beczalt  werden,  do  sal 
.  .  .  1393  —  wenn  her  (sie)  dorumme  gemanet  wirt  1417  — 
und  sprach  das  wenn  er  mit  jm  gerechente  1420  —  und  wenn 
er  jn  des  obirczeugen  und  obirkomen  wurde  1421  —  wen  er 
dorumme  gemanet  wirt  ,1423  —  auch  wenn  sie  den  gezellin 
schenken  wellin  1428. 

C    wenn  die  unsiren  die  koafen  wolten  1476. 

D  wenn  sie  der  bedorffen  wirt  1507  —  wenne  sie  czu 
mundigen  iaren  komen  1507  (2)  —  wenne  sie  erwuchsen  1507 

—  wenne  wir  sie  fordern  lossen  1510. 

so  erscheint  in  der  Bedeutung  des  nhd.  wenn  erst  in 
C  und  hier  hauptsächlich. 

B  fehlt. 

C  sunder  so  wir  .  .  .  zusampne  kommen  1470  —  und  so 
der  Pole  stille  sitczet  1471  —  und  so  du  im  bettest  geoffem- 
baret  1471    —    so  ir  houpte  Girsik  nicht  were  gestorben  1472 

—  so  adir  sulch  roub  .  .  .  gescheen  würde  1474  —  so  es  not 
wurde  tun  1474  —  so  er  .  .  .  vermant  wurde  1474  —  so  es 
von  dem  andern  teil  erfordert  wirt  1477  —  so  ir  fortan  wurdet 
gehorsam  sein  1477. 

D  und  so  dis  allis  .  .  .  ausgericht  wirt  1520  —  so  sie 
bekhommen  möchten  1560. 

so  tritt  also  in  D  später  an  die  Stelle  von  wenn. 

b)   ap  =  nhd.  ob,  vgl.  als  ap. 

Ferner:  ab  dem  obgenan.  herrn  Johannes  .  .  .  usgericht  und 
worden  sey  1421  —  ader  ap  euch  alle  worden  sein  1471  —  etc.  etc. 

ap  in  dieser  Bedeutung  ist  während  der  ganzen  Zeit  belegt 
und  ja  auch  ins  nhd.  eingedrungen. 

Seltner  ist  ap  ...  wo  1  (stets  durch  andere  Worte  getrennt). 

und  ap  wir  es  wol  .  .  .  sulden  gesweigen  1472  —  der 
kaiser  ap  er  wol  uns  dorczu  glucke  gewunschet  1472. 

Häufiger  ist  wie  wol,  das  erst  in  C  erscheint. 

C  wiewol  .  .  .  antwort  gegeben  ist  1471  —  wiewol  wir 
uns  dowider  vil  tage  saczten  1472  —   wiewol  mit  smerczlichen 


9t 

herczen  1472  —  die  bürde  des  bebstlichen  stuls  die  wir  wiewol 
unwirdiglich  tragen  1477. 

D  und  wiewol  der  aide  brieff  1510  —  und  wiewol  . . .  1560. 

Im  16.  Jahrhdt.  erscheint  ap  (op)  nur  in  der  Bedeutung  ob, 
die  es  auch  ins  nhd.  hinübergerettet  hat. 

ader  und  aber. 

ad  er  (adir)  =  nhd.  aber. 

B  ader  was  jr  doran  nicht  beczalt  ist  1420. 

C  adir  sulche  antwort  nicht  augesehen  1470  —  ader  was 
die  gewest  ist,  kann  ich  nicht  wissen  1471  —  ader  ap  euch 
alle  worden  sein  1471  —  ader  der  gutige  got  hat  seyne  gnad 
gegeben  1471  —  so  adir  sulch  roub  .  .  .  gescheen  wurde  1474 
—  wer  ader  aus  eygenwillen  .  .  .  lest  ligen  1474  —  weide 
ader  seine  kon.  gn.  ...  anrichten  1476  —  geschege  adir 
ymandis  zu  kurcz  1477  —  adir  uns  hat  unser  beduncken  ge- 
feiet  1477  —  adir  laider  .  .  .  1477  —  ir  adir  irrende  von  dem 
rechten  wege  1477. 

D  fehlt. 

Im  16.  Jahrhdt.  ist  ader  =  nhd.  aber  nicht  belegt. 

aber  =  nhd.  aber. 

B  behilde  er  aber  das  hus  1403  —  were  aber,  das  .  .  . 
1412  —  queme  er  aber  .  .  .  nicht  1412  —  liffe  er  aber  nicht 
verrer  wenn  bis  .  .  .  1411  —  geschoge  aber  das  nicht  1421. 

C   fehlt. 

D  hat  durchaus  aber  durchgeführt. 

Bemerkenswert  ist  C.  —  Im  Dialekt  ist  ader  für  aber  heute 
noch  lebendig.  Die  der  Mundart  gleichfalls  geläufige  Ver- 
wendung von  aber  für  oder  ist  in  unseren  Quellen  nicht  belegt, 
die  Form  ader  herrscht  in  dieser  Bedeutung  allein. 

aber  =  nhd.  wieder. 

B  dornach  bette  her  in  aber  nach  Essins  gefraget  1393  — 
dornach  hat  Patricius  abir  abekamft  1393  —  dornach  santten 
sie  .  .  .  aber  zu  jm  1413. 

C  haben  wir  euch  abir  .  .  .  wellen  vormanen  1477. 

D  fehlt. 

aber  stirbt  im  15.  Jahrhdt.  in  dieser  Bedeutung  ab.  wider 
(wieder)  tritt  an  seine  Stelle. 

Arndt,  Entwicklung  der  Breslauer  Kanzleisprache.  7 


96 

da,  dar  und  wo,  wor. 

Relativisch  gebrauchtes  da,  dar  (do,  dor),  das  im  Beginn 
der  Periode  vorherrscht,  macht  in  späterer  Zeit  wo,  wor  Platz. 

B  dorynne  ytel  safferan  were  gewest  1393  —  doran  sie  jn 
sollen  .  .  .  genügen  lassen  1394    —    dovor  er  .  .  .  globt  hatte 

1418  —  dorober  czwene  brife  gewest  sein  1418  —  dovor  er 
vor  Ichel  luden  globt  hatte  1418  —  dovor  sie  .  .  .  Burgen  sein 

1419  —  dorczu  jn  ir  vater  gekorn  hat  1420  —  doruber  sie 
den  gotsphennig  genomen  1421  —  doruff  her  jm  ein  Wechsel 
gemacht  1422    —    dorumbe  her  .  .  .  gehalden  ist  gewest  1424 

—  domite  .  .  .  begnadet  sein  1440  —  dovon  sie  jm  jerlich 
pflichtig  und  schuldig  ist  zugeben  1444. 

C  dowider  1473  —  doruff  1473  —  dodurch  unsir  jormorgt 
dirniderligt  1476  —  dodurch  her  uns  abgewendet  1477  —  do- 
durch er  menniglichen  gebewt  1477  —  dodurch  sie  uns  er- 
manten  1477  —  domit  wir  dich  vormanet  haben  1477. 

D  doran  em  wolgenugte  1507  —  dogegin  er  Barbaran 
seyner  ß wester  geben  sal  1507  —  dagegen  obgemelte  Dorothea 
...  hat  gantz  kweit  frei  .  .  .  gesagt  1507  —  davor  er  sich 
und  jnn  .  .  .  globte  1510  —  doran  er  im  allezeit  .  .  .  aus- 
gericht  habe  1510. 

Die  Formen  mit  wo,  wor  fehlen  noch  in  B. 

C   wodurch  1474. 

D  woran  die  gewest  weder  dein  noch  gros  1507  (2)  — 
woran  das  alles  sey  1507  —  woran  das  sey  keinerley  aws- 
geczogen  1510  —  woran  die  gewesen  sein  1530  (2)  —  woran 
es  gewest  1540. 

Das  Verhältnis  der  Formen  sowie  die  Entwicklung  zum 
nhd.  ist  deutlich. 

Ich  schliesse  wo  =  wenn  in  konjunktionaler  Funktion  an. 
Der  Übergang  der  lokalen  Bedeutung  in  die  konditionale  ist 
meist  noch  ersichtlich,  besonders  in  den  Beispielen  aus  dem 
15.  Jahrhdt. 

B  das  er  sie  .  .  .  nemen  mag  ...  wo  er  das  bekomen  mag  1413. 

C  wo  man  bey  uns  .  .  .  placken  solte  1476  —  wo  es 
lenger  also  sal  vorhangen  werden  1476. 

D   und  wo  er  eynen  dyßer  tage  nicht   halden  wurde  1507 

—  wo  auch  ein  teil  .  .  .  vormeinet  1507    —   und  wo  ich  euch 


69 

doran  zu  nohe  gewest,  bit  ich  euch  1507  —  und  wo  vater 
Wisener  .  .  .  nicht  hilde  1520  —  sal  Agathis  Becke,  wo  sie 
.  .  .  wurde  nemen  1520  —  wo  auch  dieselb  Ottilia  .  .  .  neme 
1520  —  wo  sy  sich  .  .  .  nicht  vortragen  1540  —  wo  aber 
nicht,  das  her  (so  soll  .  .  .)  1540  —  wo  sy  sich  aber  .  .  . 
nicht  vortragen  1540  —  etc. 

Beachtung  verdient,  dass  wo  in  dieser  Bedeutung  im  16.  Jahr- 
hundert stark  verbreitet  ist,  im  Gegensatz  zum  15.  Jahrhdt. 

en  und  nicht. 

en  =  nicht:  nicht  ensey  1412,  1413.  Nach  1413  ist  en 
(ne)  nie  mehr  belegt. 

nicht  neben  kein  und  niemand:  keine  nachrede  nicht .  .  . 
1417  —  jn  noch  nymands  forbas  me  nicht  anczusprechen  1421 
—  keine  briefe  nicht  mer  .  .  .  1424  —  kein  .  .  .  nicht  tragen 
1433  —  keine  feier  nicht  haben  .  .  .  1436  —  kein  geleite 
.  .  .  noch  der  stat  geleite  nicht  komen  sal  1438.  —  Paul 
mhd.  Gr.  §  312. 

II. 

A. 

algereit,  alsbald  1471,  1472. 

alreit,  alsbald,  schon  1540. 

angewinnen,  einem  abgewinnen:  die  guter,  die  uf  beiden 
teilen  anenander  sint  angewonnen  1471. 

anneme,  angenehm:  die  der  hobst  nicht  alleyne  anneme  gehabt 
hat,  sunder  die  erweler  sere  gepreiset  1472. 

ansehen,  in  Betracht  ziehen:  adir  sulche  antwort  nicht  an- 
gesehen 1470  —  ansehende  unsire  fruntschaft  1472  —  an- 
gesehen das  .  .  .  1477  etc. 

ansprechen  noch  anlangen  eines  dinges:  wegen  eines  Dinges 
belangen.  —  Diese  Verbindung  kehrt  stets  wieder  und  ist 
überaus  häufig  in  allen  Jahren. 

anstaut,  Waffenstillstand:  bestendiger  frid  und  anstaut  .  .  . 
1473  —  fridlicher  anstaut  1473  —  gutlichen  anstaut  1477. 
Also  nur  bei  Esch. 

antworten:  überantworten.  —  Überaus  zahlreich  die  ganze 
Periode  hindurch. 

7* 


lOö 

sich  ancziehen  eines  dinges:  Anspruch  machen  auf. . .:  welcher 

macht  er  sich  anczoch   1510,    1530   —   der  macht  sie  sich 

anczogen  1550. 
auflassen,   feierlich   aufgeben:    solch   haus   abzutreten,   einfzu- 

rewmen  und  aufzulassen  1540. 
awsrichten:  1.  bezahlen:  awsgerichtt  und  beczalet  1000  gülden 

1446  —  beczalt,  awsgericht  und  vorgulden  habe  1510,  1515 

—  awsgericht  und  beczalit  1530.  —  2.  versorgen,  mit  dem 
Nötigen  versehen:  das  wir  in  der  cancelley  wol  sint  aws- 
gericht 1471. 

awßrichtunge,  Bezahlung,  Vergütigung:  rechnung  und  awß- 
richtunge,  es  sey  an  gelt  .  .  .  1507. 

awswendig,  ausserhalb:  aws wendig  allen  behelff  und  Wider- 
rede 1530. 

B. 

becruden,  hindern,  stören:  die  eynikeit  becruden  und  czweyen 
1470  —  niederl.  bekroeden.  —  Vgl.  md.  krot  Beschwerde, 
Bedrängnis. 

begrifen:  als  oben  begriffen  ist  1445  (=  supra  memoratus). 

sich  behelfen,  als  Hülfe  brauchen:  sich  behelfen  mit  eyme 
fursten,  houptman  etc.  1474. 

beide  —  und:  sowohl  —  als  auch:  beide  houptgut  und  ver- 
sessene czinse  1440  —  beider  clager  und  antworter  wille 
1447.  —  Später  erscheint  nur  als  wol  —  als  oder  so  wol 

-  als.    Vgl.  als,  so.  —  Paul  mhd.  Gr.  §  315. 
beyfrid,  Waffenstillstand  1473. 

beredung,  Verabredung  1540. 

berichtung,  Austrag,  Schlichtung  1399  —  das  wir  eine  frunt- 
liche  berichtunge  gemacht  haben  1426  —    1494. 

bescheiden,  einrichten,  bestimmen:  jnns  erste  hat  er  beschaiden 
funff  margk  1515. 

besem  und  briefe:  Peter  Stronichin  hat  lassen  frede  schreien 
eyme  manne,  des  namen  her  nicht  weis,  der  im  besem  und 
briefe  gehangen  hat  1425.  Vgl.  Ztschrft.  f.  Gesch.  u.  Alt. 
Schi.,  Bd.  Vir,  S.  356  Anm.:  »Den  Besen,  als  Zeichen,  dass 
er  des  Staupenschlags  werth  sei;  die  Briefe  waren  jedenfalls 
Scheltbriefe,  Pasquille,  wie  sie  Gläubiger  gegen  ihre  säumigen 


101 

Schuldner  veröffentlichen  zu  dürfen  sich  häufig  ausbedangen.« 
Vgl.  brende  und  besem. 

besetczen,  festsetzen,  abmachen:  und  haben  vor  uns  becant 
und  besaczt  einen  kauff  1445. 

bestelnis^  Anordnung,  Besorgung:  den  nachfolgenden  erben  ane 
bestelnisse  verlossen  1507. 

betadingen,  unterhandeln,  vertragsmässig  feststellen:  1510, 
1515;  1520.  —  Andere  Formen  sind:  bethadingen  1530  — 
betaidingen  1540  —  betedingen  1494,  1540  —  bethadingen 
1507.    Vgl.  teydingen. 

be willen,  einwilligen  1507. 

brende  und  besem:  der  do  brende  und  besem  uff  seyme  gute 
gehangen  hat  1431  —  der  do  besem  und  brende  uff  dem 
gute  doselben  gehangen  hot  1436.     Vgl.   besem   und   briefe. 

broch  (mhd.  bruch),  Bruch  des  Gesetzes,  Rechtes,  Friedens,  der 
Treue  (vgl.  D.  W.-B.  s.  v.  14):  solche  broche  und  obirtretunge 
bessern  und  busse  dorobir  empfoen  1430.  —  Ferner  1434, 
1440,  1442,  1444  —  vgl.  auch  1317  all  die  bruche  und  werre, 
Schles.  Reg.  3649  —  gesunet  um  alle  broche  1329,  Grün- 
hagen u.  Markgraf,  schles.  Lehnsurkundeu  I,  302. 

brotesse,  Diener,  Gesinde:  mit  iren  weihen  und  kindern  und 
allen  brotessen  1431  —  vgl.  auch  1399  Jocob  zum  Brige  alle 
seyne  diner,  dyneryn  und  Schulmeister  und  alle  ere  brotessen 
(leider  aus  Versehen  das  Citat  ausgelassen)  —  1499  Schulden 
der  Glogauer  brotessir;  Weingarten,  fasc.  jur.  IL  Beilagen  77. 

C.  vgl.  K. 

D. 

dankneme  (angenehm,  willkommen),  dankbar:  ich  wil  alleczeit 
dankneme  sein  1470. 

dingtag,  gerichtstag  1447. 

dingstorunge,  Störung  der  Gerichtssitzung  1433. 

sich  dirfaren,  sich  erkundigeUj  sich  Rats  erholen  1413,  1414. 
Hierher  gehört  auch:  uff  ein  dirfaren  1417.  Vgl.  Ztschrft. 
f.  Gesch.  u.  Alt.  Schi,  Bd.  VII,  S.  176  Anm.:  *uff  ein  dir- 
faren ist  eine  sehr  häufige  Klausel;  ihr  Sinn  ist,  dass  die 
Strafe  auf  den  Fall  zu  bezahlen  ist,  dass  der  Angeschuldigte 
wirklich  das  Vergehen  begangen  hat.     Es  scheint,    dass  auf 


102 

die  Anschuldigung  hin  der  Rat  als  Polizeibehörde  sogleich 
die  Strafe  verhängte;  erhob  der  Angeschuldigte  keinen 
Widerspruch,  so  erfolgte  kein  weiteres  gerichtliches  Ver- 
fahren; leugnete  er  oder  protestierte  sonst,  so  ergab  erst 
das  weitere  Verfahren,  ob  er  schuldig  sei  oder  nicht;  durch 
dasselbe  erfuhr  man  erst,  ob  die  Strafe  zu  erlegen  ist.  — 
Der  latein.  Ausdruck  ist  super  inquisicione.« 

dorfen,  bedürfen  1422. 

dringen,  drängen:  gedrungen  und  genötigt  1472. 

droe,  Drohung  1471.    Nebenform  von  drowe. 

E. 

eindechtig,  erinnerlich:  wir  wissen,  das  euch  eindechtig  ist 
1440  —  ich  meine,  das  dir  eindechtig  sey  1470. 

sich  entreden  eines  dinges:  sich  von  einer  Anklage  vor  Gericht 
durch  Beweis  frei  machen:  wo  sie  sich  an  geczeigter  be- 
schuldigung  nicht  entreden  .  .  .  wurde  1510. 

entrewmen,  befreien,  räumen:  hat  daruff  entrewmet  und  ab- 
getreten alle  der  schuldebriefe  .  .  .  1424.  —  Ähnlich  1437, 
1440. 

entrichten,  in  die  bessere  Lage  bringen,  schlichten,  bessern: 
ap  sie  die  selben  (d.  i.  gebrechen)  denne  nicht  entrichten 
konden  1428. 

entsagbrif,  Fehdebrief:  do wider  von  dem  houptman  zu  Ostro 
entsagbrife  awsgangen  sint  1473. 

entscheitlewte,  Schiedsleute,  Schiedsrichter  1446. 

entschichter,  Entscheider:  was  also  durch  die  entschichter 
adir  korrichter  vorricht  ader  awsgesprochen  wirt  .  .  .  1473. 

entschulden,  von  der  Schuld  befreien,  freisprechen:  fertigen 
und  entschulden  1421. 

enttragen,  wegtragen:   enttragen  und  entwant  1520. 

erbegeldt,  Erbschaft  1515,  1530. 

erbfall,  Anfall  einer  Erbschaft  1540. 

erbschichtung,  hereditatis  divisio  perpetua  1540. 

ergehn,  geschehn:  waß  billich  und  Recht  ist,  wir  wullen  ergehn 
lassen  1515. 

erstkumftig:  von  data  dis  brifis  bis  uf  sand  Bartholomes  tag 
erstkumftig  1477.  —  Wörtliche  Übersetzung  der  in  Urkunden 


103 

so  häufigen  Termin -Bezeichnung:    proxime  venturus,    wie    uf 
S.  Walpurgis  tag  nehste  anczuhebin.    Schirmacher,  Liegnitzer 
Urkundenbuch  220  (1388). 
ertzstei,  Heilkunde  1422. 

F. 

farnde  und  unfarnde  gut:  stereotype,  unzählige  Mal  wieder- 
kehrende Verbindung  in  A — F. 

Dieselbe  Bedeutung  hat  stehende  und  gehende  1417  — 
beweglich  und  onbeweglich  1530.  —  Doch  noch  nach  1530 
erscheint  farnde  und  unfarnde  sehr  oft. 

fertigen,  fertig  machen,  abfertigen,  entlassen  fertigen  und  ent- 
schulden 1421:  rechtfertigen  und  .... 

fewerwerk,  Brennmaterial  1403. 

firdung,  Viertel  eines  Masses  oder  Gewichtes,  namentlich  eines 
Pfundes  (Geldmass)  1419,  1437,  1445,  1490,  1520  .... 

freyenstul,  Freigericht:  in  das  heymliche  gerichte  vor  den 
freyenstul  1441. 

freien  sc  heppen,  Beisitzer  desselben  1442. 

freigrefe,  Vorstand  des  Freigerichtes  1442. 

fürnemen,  Vorhaben:  von  dem  loblichen  furnemen  wider  die 
ungloubigen  Turcken  1477. 

G. 

geen  uff,  dazukommen,  steigen:  so  sollen  die  obgeschr. 
530  mark  gr.  steen  bis  uff  .  .  .  und  das  bynnen  der  selben 
czeit  30  mark  doruff  geen  sollen  .  .  .  1417. 

geistlich  noch  wertlich  (weltlich).  Stehende  Redensart 
in  A— F. 

gerechtikeit,  Anrecht,  Anspruch:  so  als  deine  k.  gn.  .  .  . 
villeichte  meynet  gerechtikeit  zu  haben  zu  dem  konigreiche 
zu  Behem  1471  —  von  wegen  aller  und  ider  gerechtikeit, 
so  an  sie  khomen  ist  1510  —  all  und  ides  recht  und 
gerechtigkait  so  sy  gehabt  haben  (so  er  gehapt)  1540  — 
bey  allen  jren  rechten  und  gerechtigkaiten  so  sie  haben 
1540  —  recht  und  gerechtikeit  so  sie  gehabt  1560. 

gerone  (mhd.  gertine),  umgehaune  Baumstämme  1437. 

geschefftiger,  Testamentsvollstrecker:  testamentarien  und  ge- 
schefftiger  1520. 


104 

geschefftnis,  testamentarische  Anordnung:  leczten  willen  und 
geschefftniß  1494  —   testament  und  geschefftniß  1494. 

geschos,  Abgabe:  der  sein  geschos  nicht  geben  hat  1403  — 
her  habe  denne  sein  geschos  gegeben  1403  —  das  er  seyn 
geschos  der  stat  richten  sal  1417  —  frey  von  allem  ge- 
schosse  und  von  aller  beswerunge  1425  —  des  gesaczten 
geschosses  1445  —  1515. 

gewalttrager,  Bevollmächtigter  1507. 

gewartig,  dienstbereit:   gehorsam  und  gewartig  1439. 

gleubebriefe,  Beglaubigungsschreiben  1421. 

gotsphennig  1421.  —  Vgl.  Stobbe,  Ztschrft.  f.  Gesch.  u.  Alt. 
Schles.,  Bd.  VII,  S.  346,  Anm.  2:  »Bei  Abschliessung  von  Kon- 
trakten wurde,  um  die  Perfektion  des  Vertrages  recht  deutlich 
zu  bezeichnen,  eine  Summe  an  die  Armen  gegeben,  Gottes- 
pfennig, denarius  sancti  Spiritus,  und  ein  Mahl  ausgerüstet, 
an  welchem  auch  die  Zeugen  des  Geschäftes  Theil  nahmen. 
Der  allgemeine  Name  für  dieses  Mahl  oder  Gelage  ist  Wein- 
kauf, lit  cauf  mercipotus,  in  Schlesien  heisst  es  wissebier. 
Diesen  Ausdruck  finde  ich  auch  in  einigen  Schöffenurteilen 
in  Wasserschieben,  Sammlung  deutsch,  ßechtsquellen  etc.  I, 
S.  317,  318,  347.  —  In  dem  Braunschweiger  Stadtrecht 
Anfang  des  15.  Jahrhdts.  §518  (Braunschw.  Urkund.  Buch  L 
S.  114):  myt  goddes  penninghe  unde  beerkop.« 

H. 

hals:  undir  strecken  ire  helse  dem  gehorsam  1477  —  umb  die 
helse  brengin  1389  —  das  er  sich  an  jm  und  an  seyme 
halse  rechin  weide  1434  —  ander  gefangen,  di  do  eins  teils 
uf  den  hals  und  eins  teils  umb  schulde  sossin  1434. 

hals  wird    also  oft  in  Verbindungen   gebraucht,   wo   es 
sich  um  Leben  und  Tod  handelt.  —  D.  W.-B.  Bd.  IV,  247,  248. 

hant,  zahlreich  in  Verbindungen  wie:  mit  gesampter  haut  1418, 
1420,  1422,  1428  etc.  —  mit  getrauer  hant  1446  etc.,  wo  der 
Begriff  des  Adjektiv  hervorgehoben  werden  soll. 

hanthaben,  schützen,  erhalten:  schirmen  und  hanthaben  von 
allen  feintschaften  1474. 

hantyrunge,  Kaufhandel:  koufmanscbacz  und  hantyrunge  1421. 


m 

harmbalge,  Hermelinpelze  1440. 

hausen,  beherbergen:  und  wer  einen  sulchen  hauset  ader  hofet 

.  .  .  1474  —  hausen  noch  hofen  1477. 
hofen,   in   den   Hof  aufnehmen,    beherbergen    1474,    1477.    — 

Vgl.  hausen, 
houptbrief,  Originalurkunde,  Schuldbrief  1520.  —  Vgl.  Grimm, 

IV,  609. 
huffnitzen,  Haubitzen:  item  czwu  Steynbuchsen,  die  man  nennet 

huffnitzen  1438.    —   houfenicze,  XV.  Jahrhdt.  Ss.  rer.  Siles. 

oder  Grünhagen,  VI,  55,  168.  -  Vgl.  D.  W.-B.  IV  (2),  S.  567. 

I. 

jnne  gehalt  1510.  —  Sonst  jnhalt. 

innemen,  verhören,  vernehmen:  item  als  uns  sulche  Sachen  und 
broche  vormeldet  wurden,  haben  wir  jn  lasen  innemen  1434. 
ynnern,  erinnern:  geynnert  und  jnne  worden  1442. 
irne  (mhd.  iergen),  irgend:  irne  ein  laut  1474. 
irnisse,  Hindernis,  Störung  1507. 

J. 

iowort,  Bejahung,  Zusage  1470. 

K. 

keHirhals,  vorspringender,  gewölbter  Eingang  eines  Kellers  1438. 
koffslaen,    ein   koufslac   machen,   vom   Handschlag,   mit   dem 

der   Kauf  abgeschlossen   wird,   Handel   treiben:   mit   unsern 

eldisten  koffluten,  die  ken  Venedien  pflegen  czu  koffslaen  1433. 
ku glichen:  ire  kuglichen  recht  rucken  1471:  den  Kopf  zurecht 

rücken. 

kuglichen  <  kugel;  mhd.  gugele,  kugel,  kogel,  bedeutet 

die  Kapuze,    die  vom  Rock  oder  Mantel  aus  über  den  Kopf 

gezogen  wird.     Also  eigentlich:  Die  Kapuzchen  .  .  .  zurecht 

rücken. 

L. 
laube,  Erlaubnis  1444.  —  Vgl.  lowbe. 
ledig  und  los:  sehr  häufige  alliterirende  Verbindung;  z.  B.  ledig 

und  los  sagen  eines  dinges. 
leymat  (mhd.  linwät,  leimbat,  leimut),  Leinwand:    czween  baln 

leymat  1520» 


106 

leipgedinge,  Leibrente:   morgengabe  und  leipgedinge  1408  — 

leibgedinge  1540.  —  vgl.  D.  W.-B.  Bd.  VI,  S.  600. 
lowbe,  Erlaubnis  1429,  1476. 

M. 

macht,  1.  Vollmacht:  in  macht  der  Stadt  Neisse  1440  etc.  — 
1446  —  1494  —  in  macht  Dorothee  —  1510  —  in  macht 
seines  eheweibes  1540,  1550.  —  2.  macht  haben  eines 
dinges:  das  ich  jrre  nyinme  macht  habe  1424  —  wen  ich 
des  nicht  macht  habe  1424  —   etc. 

machtlute,  machtlewte,  Bevollmächtigte  1473. 

machtraan  1507,  ebenso. 

marter,  Krucifix:  eine  martir  setczen  1440,  1445,  1446. 

mauerczins  1444:  Mauerzins  für  die  an  die  Stadtmauer  stossen- 
den  Grundstücke. 

mechtigen,  ermächtigen,  Vollmacht  geben:  den  sie  dorczu 
mechtigen  wurden  1426  —  1494. 

mechtig  machen  eines  dinges:  ebenso.  1390,  1397,  1407,  1408, 
1408,  1418  .  .  .  1507  etc. 

miserisch:  ein  misrisches  leben  1472.  —  miserich  oder  mistrich 
verkümmert,  dürftig  von  Kindern,  Tieren  und  Pflanzen, 
Schlesien  und  Oberlausitz.  Weinhold,  Beiträge  zu  einem 
schlesischen  Wörterbuche,  S.  62. 

D.  W.-B.  und  Lexer  kennen  das  Wort  nicht. 

mitnamen,  namentlich  1444. 

mitsamkeit:  ane  mitsamkeit  und  keginwortikeit  1477  —  mit 
den  sere  hesslich  ist  einirley  mitsamkeit  zu  haben  1477.  — 
In  diesen  Beispielen  hat  das  Wort  nicht  sowohl  die  bei 
Lexer  und  im  D.  W.-B.  allein  belegte  Bedeutung:  »Umgänglich- 
keit, Freundlichkeit«  als  vielmehr  die  von:  »Beisein,  Verkehr, 
Gemeinschaft«. 

0. 

obir:  do  er  .  .  .  obir  tische  sas:  als  er  bei  Tische  sass  1471. 
obirkomen,    überzeugen,    überreden:     obirczeugen    und     obir- 

komen  1421. 
offbin din,   im  Sinne   von:    zur  Last  legen:    wenue   her   weide 

gerne  offbindin  1393.  —  D.  W.-B.  I,  622. 
offenbar,  öffentlich:  die  offenbaren  Strossen  1474. 


107 


ongerete   (mhd.  ungersete)    böser   Rat:    wein  ongerete   gesehen 

wer  czu  dem  gute  1393. 
ort,    der  vierte  Teil  von  Mass,  Gewicht,  Münze,    besonders  von 

einem  Gulden.  —   (ort  =  ferto,  vierdung  =    V4  Mark,  Cod. 

dipl.  Siles.  XIII,  S.  2  und  dazu  Anm.  1.)  —  4  gülden  minus 

1  ort  1440  —  311  guldin  1  ort  1440  —  5334  guldin  1  ort  1440. 
ortilgelt,  Gerichtsgeld  1446. 

P. 

pflichtig,  verpflichtet  1474  etc. 

pitczil,  pitschil,  Petschaft  1408.  —  Ztschrft.  f.  vgld.  Sprach- 
forschung I,  429:  das  Wort  ist  slavischen  Ursprungs. 

placken,  Strassenraub  üben  1476.  —  D.  W.-B.  VII,  1873. 

strosplackerei,  Strassenraub  1476.  —  D.  W.-B.  VII,  1875. 

possatke:  das  fortan  nymant  sulche  possatken  ader  newe 
festen  sal  anrichten  1474.  —  (vgl.  posädka:  czechisch  Festung, 
urkundlich  häufiges  Vorkommen  aus  dem  XV.  Jahrhdt.  in 
den  Ss.  rer.  Siles.  VI  ed.  Grünhagen  nach  dem  Sach- 
register S.  190.) 

provent  (mlat.  provenda,  Nf.  z.  praebenda  —  mhd.  phrüende, 
phruonde),  Unterhalt,  Einkünfte:  1507  czinse  und  provent. 

Q  (kW). 

quit,  queit  ist  ein  Fremdwort:  frz.  quitte;  mlat.  quitus;  lat. 
quietuSi.  Lex.:  vielleicht  mit  Anlehnung  an  das  deutsche 
wette.  Die  Bedeutung  ist:  ledig,  los,  frei.  —  Es  erscheint 
stets  in  der  Verbindung  queit  ledig  und  los;  in  A — F. 

quytbrive,  Quittung  1396. 

R. 

recht   haben    czu  .  .  .:    Anrecht   haben   auf   1422    —    als    wer 

dorczu  recht  haben  wirt  ...  —  Noch  im  16.  Jahrhdt.  belegt, 
rechtfertikeit,    Gerechtigkeit:    das    wir   in   unsir  rechtfertikeit 

bisher  sint  bestanden  1471. 
reichunge,  Schenkung  1442. 
richten,  1.  in  Ordnung  bringen,  vergüten:  richten  den  schaden 

1399,  1401.  —  2.  bezahlen:  gelt  richten  und  beczalen  1413. 

-  Weitere  Beispiele:    1415,   1417,   1418,  1419,  1420,  1421^ 

1423,  1424  etc.  etc. 
richtunge,  Ausgleich  1445, 


108 

S. 

schelunge,  Zwist  1436,  1440.  —  D.  W.-B.  VIII,  2532. 
schid,    richterliche    Entscheidung:     sulchen    schid    beide    part 

lobten  1515. 
schuldig:  schuldig  rechter  und  redlicher  schulde  1413,  1415  etc. 
scot,    bestimmte  Anzahl  von  Stücken:    andirhalb  hundert  mark 

und  czwey  scot  silbirs  1408  —  2  scot  guetes  Crocawischen 

Silbers  1408.  —  Sodann  1417. 
selewarter,  Testamentvollstrecker  1494  —  zel warten  1411.  — 

Noch  im  16.  Jahrhdt. 
selewarterey,  Testamentvollstreckung  1494. 
synnig,   bei  Verstände,   verständig:   der  nicht  wol  synnig  noch 

bey  guter  vornunfft  was  1437. 
sintemal  1520  =  sint  dem  male, 
smocheit,  Schmach:  schände  und  smocheit  1471. 
sperren,  in  Beschlag  nehmen:  als  er  gesperret  hat  50  mark  1407. 
sperrunge,  Beschlagnahme  1407. 
sticken,   heften,   pfählen:   die  sal  er  sticken  mit  seime  eigen 

holcze  1438. 
stickeholcz  1438;  vgl.  sticken, 
steyde,  Nebenform  von  stsete;  md.  stete,  stede,  steite:  aws  vil 

und  steyder  ermanunge  1471. 
sunderheit:  in  sunderheit:  besonders.  —  Sehr  zahlreich  belegt, 
sunderlich,  desgleichen. 

sunlewte,  Schiedsleute,  Schiedsrichter  1446  —  sunlute  1507. 
swerheit,  Schwere,  Bedeutung:  umb  swerheit  willen  der  Sachen 

1471. 

T. 

te dingen,  verhandeln,  Gericht  halten  1424. 

teiding,  Gericht:  dy  teidingis  lute  1389. 

tey dingen,  verhandeln,  Gericht  halten  1435. 

teilen,    1.  zuteilen:    do  wart  jn  die  frist  geteilet  1447    —    das 

wart  jn  geteilet  1447.    —    2.  urteilen,  entscheiden:  do  teilte 

der  scheppe  1447. 
torstikeit,  Kühnheit  1471,  1477. 
trankgeld,  Geldbusse,  die  nachmals  vertruncken  wird:    Veffler 

mit  synen  gesellen  hat  besait,  Wal  ich  der  ein  elich  man  ist, 


109 

das  si  den  vundin  han  bey    eyner   frawen,   unde  des  habin 
si  genomen  5V2  f,  czu  trankgelde  1393. 

U. 

ufheben:  erheben:  sulch  geld  ufezuhebende  1426. 

uflassen,  hinterlassen,  feierlich  aufgeben,  in  eines  andern  Hand 
übergeben:  .  .  .  uffgelassen  und  abegetreten  .  .  .  alle  die 
macht  .  .  .  1437. 

ufr eichen,  darreichen,  tibergeben  1436,  1439. 

uffrichten,    bewilligen:    .  .  .  hat  uffgericht  .  .  .  ir  haus  1446. 

uffslahen:  das  ein  jor  ein  frid  ufgeslagen  und  gemacht  wurde 
1471.  —  Grimm  kennt  »aufschlagen«  im  Sinne  von:  be- 
ginnen: frid  uffslahen  und  machen  =  Friedensunterhandlungen 
eröffnen  und  zustande  bringen. 

ufsein:  so  sullen  beide  teile  wider  dieselben  ungehorsamen 
ufsein  als  wider  feinde  1473  —  denn  von  stat  an  derselb 
furste  ader  landt  ader  creisz  sal  ufsein  ane  sewmen  1474. 
—  Ähnlich  1477. 

ufczog,  Aufschub,  Verzug:  ane  lengeren  ufczog  und  beswerunge 
1473. 

umbslag:  item  primo  86  stregener  tuch  zu  472  guldin  und 
102  gorliczer  tuch  und  2  umbslege  zu  4  guldin  minus  1  ort 
1440.  —  Bei  Lexer  II  1739  eine  Stelle  vom  Jahre  1486, 
wo  umbschlag  ein  nicht  näher  zu  bestimmendes  Quantum 
oder  Gewicht  von  Wolle  bezeichnet. 

umfangin  =  entf.,  annehmen:  habe  wir  umfangin  meystir 
Niclos  .  .  .  czu  eyme  dyner  der  stat  Breslow  1396. 

undancksamkeit,  Undankbarkeit  1472. 

undersessen  (mhd.  undersäze  —  sseze  —  sezze),  Untergebenen, 
Unterthanen  1424,  1446. 

undirscheit,  Unterschied  1472,  1477. 

undirstän,  bewirken,  erreichen:  wir  haben  es  uf  dismol  undir- 
standen,  das  .  .  .  1476. 

sich  undirczihen  eines  dinges:  in  Besitz  nehmen:  sich  des 
konigreiches  u.  1471. 

ungelt,  Zehrsteuer,  Accise:  item  es  ist  ungelt  doruffe  ge- 
gangen .  .  .  1440. 

usrichten,  bezahlen:  her  jnn  das  gelt  usrichtet  und  beczalet  1439. 


110 

usrichtunge,  Bezahlung;  usrichtunge  und  rechenunge  1437.  — 
Im  D.  W.-B.  verschiedene  Stellen  im  Sinne  von  Berichtigung, 
Ausgleichung,  Bezahlung,  z.  B.  einer  Schuld. 

V. 

verdenken,  Übles  denken,  verargen:  nicht  hassen,  feyden  noch 

vordenken  1418,  1428. 
verhenng,    Einwilligung,   Erlaubnis:    gutten  beschaid  und   ver- 

henng  gethan  1520. 
verbeugen,    geschehen   lassen,    gestatten:    einem    sulchen    sein 

eigen  willen  nicht  v.  1477. 
vergewissen,  mit  Gewissheit  kund  thun  1473. 
vergewissunge  1473. 
verlassen,    zu  Ende  bringen,    vereinbaren:    es  ist  also  beredt 

und  verlossen  mit  Hans  Popplen  1445. 
verschreiben,    schriftlich  abmachen,    zuerkennen:    andir  czinse 

keuffen  und  verschreiben  1446  —  seinen  erben  verschreiben, 

das  .  .  .  1446  -   1473. 
verschreibung,   schriftliche  Festsetzung  oder  Zusicherung:    er- 

manete    uns    der    fruntschaft,     glubde    und    verschreibunge 

zwischen  seyner  kaiserlichen  mai.  und  uns  gestift  .  .  .  1472. 
voranderweiten,    wiederholen:    in    Schriften   ....  vorander- 

weitet  1471. 
vorantwerten,  erklären  als,  verteidigen:  item  so  bot  der  selbe 

Kussiel  lüde  .  .  .  di  vorantwertet  vor  eyne  ludynne  1434. 
vordechtnis,    Verdacht:    in  Ungunst  und  vordechtnis  1424.  — 

Ferner  1442. 
Vorgang,    Fortgang,  Fortschritt,   Erfolg:    so  sal  dese  richtunge 

entczwei  sein  und  nicht  Vorgang  haben  1445.  —  Ferner  1474. 
vorhalden,  1.  vorenthalten:  das  er  mir  mein  vatirlich  erbe  mit 

rede  vorbilde  1436.    —    2.  verschliessen,  versperren:  jm  den 

weg  an  czween  Strossen  vorhalden  und  vorlegt  1440. 
voriohen,  bejahen  1472. 
vorkisen,  nicht  beachten,  verzeihen:  sulche  missetat  ist  wurden 

vorgeben  und  vorkoren  1434.  —  Ähnlich  1444. 
vorderen,    erläutern:    noch   lawte  und  usweisunge  des   reces- 

brifes  vorderen  1442. 
vorclerunge,  Erklärung  1442. 


111 

vorreichen,    gerichtlich  übergeben,   vermachen:    400  mark  vor- 
reichen und  vormachen  1399.  —  Ähnlich  1408,  1419. 
vorrichten,    versöhnen:    das    er   gutlichen    sich    vorrichtet   hat 

mit  .  .  .  1417.  -  Zahlreiche  Belege,  so:   1419,  1423,  1424, 

1436,  1439,  1446,  1490. 
vorrichtunge,  Vergleich,  Vertrag:    vorrichtunge  und  entscheid 

1423.  —  Ferner  1424,  1445,  1473  .  .  . 
vorricht,  Ausgleich:  vorricht  und  schidt  1515. 
vorsehen,  übersehen,  nachsehen:   vorkysen  und  vorsehen  1444. 
sich  vorsehen,    erwarten,    fürchten    1471 — 1472:    das  wir   von 

nymandis  uf  erden  uns  fehde  adir  crige  dorften  vorsehen, 
vorsessen,    rückständig:    vorsessens    czinse    1437.    —    Ferner 

1440,  1444. 
Vorsitzen,   versäumen,    ausser  Acht  lassen:    und  nu  her  denne 

solche  unser  gebot  frevillichen  vorsessin  .  .  .  1439. 
Vorsorgen,  sicher  stellen  vor:  und  bat  uns,  das  wir  jn  dorumme 

Vorsorgen  sulden,  das  .  .  .  1442. 
vorstorunge,    Verwirrung,    Zerstörung:    wie   der  kaiser  unsire 

vorstorunge  wartende  und  begerende  ist  gewest  1472. 
sich  vortragen,  Vertrag  schliessen.  —   Sehr  zahlreich  in  allen 

Jahren  belegt, 
vor  willen,  sich  freiwillig  verpflichten.  —  Desgl. 
vor  wissen,  für  unschuldig  halten:  und  sal  sy  allir  bosir  dinge 

vorwissen  1389.  —  Ferner  1421,  1442. 
vorczeyunge,  Verzichtleistung:  doran  vorczeyunge  tun  1446. 

W. 

wandilgeld,  Strafgeld,  Ersatzgeld:  so  sal  her  .  .  .  drysig  Schock 
gr.  geben  czu  wandilgelde  1396.  —  Vgl.  wendilgeld,  —  wändel- 
busse  1358  erwähnt  Filla,  Gesch.  v.  Striegau,  S.  54,  auch 
blos  Wandel:  die  tuchmacher  haben  das  wandel  genomen 
von  den  sneidern,  von  eynem  tuche  3  gr.  1471  Laus. 
Magazin  LXV,  166. 

wandeln,  1.  ändern:  so  mag  nichts  gewandilt  werden  1471  — 
das  sich  hat  gewandelt  1471.  —  2.  wechseln,  vertauschen: 
ire  sendeboten  wandiln  und  andire  an  ire  stelle  seczen  1473. 
—  3.  ändern,  ersetzen:  sulchen  schaden  ufif  ire  eigene  kost 
selbst  wandeln  wullen  1510. 


112 

warten  eines  dinges,  Acht  haben  auf,  sorgen  für,  wahroehmen: 

jres  rechtes  warten  1428. 
wendilgeld,  Strafgeld:  in  den  30  Schocken  Wendilgeldis  1396. 
werburge,  Gewährleister:  werburgen  desselbin  erbis  1419. 
wergelt,  Geldbusse  1417,  1445. 
widerkeren,  ins  Gegenteil  kehren:  das  den  unsiren  ire  scheden 

abgelegt  und  widerkart  werden  1471. 
widerkauff,  Rückkauf,  Wiedereinlösung  eines  Pfandes  1530. 
Widerrede,  Antwort  des  Beklagten;  rechtliche  Replik  1446. 
widerteil,  Gegenpartei  1446. 
widerwertig,    feindlich,    entgegengesetzt:    der    des  vatirlandes 

frid  und  gemach,  des  konigreiches  zu  Behem  widerwertig  ist 

1470   —   deiner  schrifte  und  werten  gancz  widerwertig  und 

unformelich  1470. 
widerzame,  unlieb,  verhasst,  Feind  1472. 
wissebyer  1421,   1447.  —  Vgl.  gotsphennig. 
wost,  wüst.  Wissen:  mit  irer  beider  teile  wost  und  willen  1446 

—  mit  wüst  und  willen  der  kynder  1520. 

Z. 

czewg,  Ausrüstung,  Gewaffen:  vil  raisigen  czewgis  1471. 

sich    cziehen   an,    sich    berufen    auf:    und   czoch    sich   des    an 

Bernhard  Skal,  der  jm  das  gesagt  hett  1442. 
Zuspruch,  Anspruch  1446. 
czweien,  sondern,  trennen:    die  eynikeit  becruden  und  czweien 

1470. 
czwelewftig,  zwistig,  zwieträchtig  1477. 
czwelewftigkeit,  Zwietracht  1507. 

Schluss. 

Indem  ich  zum  Schluss  die  gewonnenen  Resultate  zusammen- 
fasse, sei  zugleich  die  Frage  nach  dem  Einfluss  der  böhmischen 
Kanzlei  des  14.  Jahrhunderts  auf  die  Breslauer  wenigstens  in 
aller  Kürze  erörtert.  Burdach  (Vom  Mittelalter  zur  Reformation, 
Halle  1893,  Heft  I,  S.  36)  hat  die  Meinung  geäussert,  dass 
Diethmar  v.  Meckebach,  Notar  Karls  IV.,  der  1351 — 57  die 
Kanzlei  der  Königl.  Landeshauptmannschaft  zu  Breslau  leitete, 
diesen  Einfluss  vermittelt  habe.  Aber  dem  stehen  gewichtige 
Bedenken    entgegen.      Zunächst    sind    deutsche    Urkunden    aus 


113 

Meckebachs  Kanzlei  überhaupt  nicht  vorhanden,  wie  ja  auch 
das  sogenannte  Landbuch  von  Breslau,  das  von  Diethmar  ver- 
fasst  ist,  lateinisch  ist.  Nur  die  Namen  von  Dörfern  und 
Städten  sind  deutsch.  Sie  kommen  jedoch  für  eine  Unter- 
suchung der  Sprache  im  allgemeinen  nicht  in  Betracht.  Das 
Landbuch  ist  ediert  im  Jahresbericht  der  Schlesischen  Gesell- 
schaft 1842,  S.  47  ff. 

Allerdings  ist  im  Breslauer  Stadtarchiv  Parit.  II,  52,  53 
eine  Übertragung  einer  lateinischen  Urkunde  aus  dem  Jahre  1357 
vorhanden,  die  dem  Conrad  von  Falkenhayn,  houptman  zu 
Breslaw,  zuzuweisen  ist.  Aber  diese  deutsche  Übertragung,  die 
obd.  Gepräge  hat,  stammt  der  Schrift  nach,  aus  weit  späterer 
Zeit:  aus  dem  15.  Jahrhdt.  Sie  kommt  daher  für  unsern 
Zweck  nicht  in  Betracht. 

Die  Breslauer  Urkunden  des  14.  Jahrhdts  aber  tragen  ein 
wesentlich  anderes  Gepräge  als  die  Böhmischen.  Wie  die  Unter- 
suchung gezeigt  hat,  trägt  A  streng  md.  Charakter. 

Es  fehlt  noch  die  bayr.- österreichische  Diphthongierung  von 
1  >  ei,  ü  >  au,  iu  >  eu;  ferner  wahrt  A  altes  ei,  während  erst 
das  15.  Jahrhdt.,  besonders  in  seinem  Ausgange,  obd.  ai  dafür 
einsetzt;  schliesslich  ist  in  A  nur  ou,  nie  au,  das  erst  im 
15.  Jahrhdt.  erscheint,  belegt.  • 

A  weist  aber  ferner  alle  spezifisch  md.  Erscheinungen  auf: 
u  für  uo,  e  für  se,  i  für  ie  (M.  S.  Denkm.^  Vorrede  XXV).  Das 
Gleiche  gilt  von  B,  soweit  diese  Gruppe  noch  nicht  ins  15.  Jahrhdt. 
hineinreicht.  Die  Diphthongierung  erscheint  in  B  zum  ersten 
Male  in  folgenden  Fällen:  1.  mhd.  i  >  ei:  1393  bey,  seye  — 
1396  seyn.  —  2.  mhd.  ü  >  au  (aw):  1393  herausse,  aws- 
genomen  ~  1413  aws  —  1417  lawte.  —  3.  mhd.  iu  >  eu 
(ew):  1408  prewssisch  —  1411  prewsisch,  Prewssen  —  1412 
geewssert,  ewer. 

Zum  Vergleiche  mit  dem  Lautstande  von  A  mag  eine  Über- 
sicht der  charakteristischen  Eigentümlichkeiten  mehrerer  obd. 
Urkunden  folgen,  die  aus  der  Prager  Kanzlei  Karls  IV.  stammen. 
Sie  umfassen  die  Jahre  1350—1377  und  befinden  sich  in  dem 
Breslauer  Stadtarchiv  unter  den  Signaturen:  Fg,  Fn,  Hga,  Fg, 
EE4,  E9,   EEöa,  EEi,   EE7,   EE9,  F4,    EE12,    Ei4,  Visr.     Ver- 

Arndt,  Entwicklung  der  Breslauer  Kanzleisprache.  8 


114 


öifentlicht  sind  sie  in  dem  Breslauer  Urkundenbuch  von  Korn. 
Breslau  1870. 

Ich  handle  zunächst  von  der  bayrisch-österreichischen  Di- 
phthongierung: i  >  ei,  ü  >  au,  iu  >  eu. 

1.  i  =  mhd.  1. 

ziten  1350  —  cziten  1372  —  zeiten  1359,  1377  —  czeiten 
1363,  1366,  1367  (2),  1370  (3),  1371,  1372,  1373  (2),  1374  (2) 

—  zeit  1359  —  czeit  1367. 

richs  1350,  1359,  1371  —  kunigrichs  1370  (2)  —  konig- 
richs  1370  —  reichs  1366,  1367  (2),  1370  (2),  1372  (2),  1373, 
1374,  1377  —  reiches  1363  —  kunigreichs  1374. 

riebe  1350,  1359  —  kunigriche  1374  —  reiche  1363,  1366, 
1367  (2),  1370  (2),  1371,  1372  (2),  1373,  1374,  1377. 

wise  1359  —  weis  1363,  1366. 

sin  1350  (2)  —  siner  1377  —  sein  1359  (3),  1363,  1366, 
1371,  1372,  1377  (2)  —  seiner  1363  —  seyne  1359  -  seynes  1359. 

wibes  1359  —  weyp  1359,  weip  1359. 

Swidnitcz  1363,  Swidnicz  1373  (2)  -  Sweidnitcz  1363  — 
Sweidnicz  1366. 

Nur  i-Formen  sind  belegt;  wiset  1350,  1359  —  bliben  1359 

—  quyt  1367  (2),  1371  —  quit  1370  -  glich  1359. 

Nur  ei-Formen  sind  belegt:-  sey  1363  (4),    1366  (3),    1377 

—  sei  1366  (2)  —  bey  1367  —  bei  1359  —  drei  1359  (2), 
1366,  1372  —  drey  1366,  1367  (2),  1370,  1371,  1372  (2), 
1373,  1374  —  dreisigsten  1363  —  fleissige  1363,  1366  — 
freytage  1367  (2),  freytag  1372  —  freiheiten  1374  —  frey- 
heiten  1374  —  deinen  1373  —  leichnams  1363  —  Reichen- 
bach 1367. 

Der  obd.  Charakter  ergiebt  sich  aus  dieser  Statistik  ohne 
weiteres.  Die  wenigen  i- Formen  kommen  gegen  das  bedeutende 
Übergewicht  der  ei-Formen  nicht  auf. 

2.   u  =  mhd.  ü. 

uf  (uff)  1366,  1367  (2),  1370  (2),  1371,  1372  (3),  1374, 
1377   -  auff  1363,  1366. 

uzgelegt  1367,  ussgegeben  1367  —  awß  1366. 

Nur  u- Formen  sind  belegt:  Budissin  1350  —  gebruches 
1359  —  gebruchen  1373. 


115 


Nur  au  ist  belegt  in  tausent  1372  (2). 

Nach  den  Belegen  zu  urteilen,  scheint  au  hinter  u  nach- 
zustehen. Indessen  sind  für  beide  Erscheinungen  zu  wenig  Bei- 
spiele vorhanden,  als  dasä  ein  klares  Bild  über  das  gegen- 
seitige Verhältnis  zu  gewinnen  wäre. 

3.    u,  ü  =  mhd.  iu. 

getrwen  1350,  getruwen  1359  (2),  1366  (2),  1371  —  ge- 
trwen  1370  —  getrewen  1367  (2),  1370,  1372  (2),  1374  (2), 
1377  (2)  —  getrewn  1372  --  getrewlich  1374  —  trewen 
1373  (2),  1373. 

amptluten  1374  —  mten  1350,  liit  1350  -  Ratlewten  1370. 

unfruntschaft  1359,  vruntschaft  1359,  vrunden  1359  — 
freuntlichen  1372. 

Nur  eu  (ew)  ist  belegt:  neun  1359  —  newn  1367,  1374  — 
newnden  1363  —  newnczenden  1373  —  geczeuge  1363  —  euch 
1377  (2)   —   Newenmarkt  1367  (3),  1372  —   Neunmarkt  1371. 

aw  ist  nur  belegt  in  getrawin  1363  (2). 

Die  Diphthongierung  ist  hier  in  so  offenbarer  Weise  durch- 
geführt, dass  der  obd.  Charakter  augenscheinlich  ist. 

Ich  wende  mich  nun  zu  den  Schreibungen  der  Diphthonge 
(altes)  ei  und  ou,  die  gleichfalls  für  das  obd.  entscheidend  sind. 

Altes  ei  wird  ai   geschrieben  schon  in  2  Fällen:    ain  1367 

—  ayn  1371.  —  Daneben  ist  belegt  ai  <^  age:  Hayn  1366  (2) 

—  Hainrich  1367. 

ou  (ow)  bezw.  au  (aw)  ist  belegt: 

vrouwe  1359,  vrouwen  1359  ~  frawen  1373,  1374  (2). 

ouch  1359,  1367,  1370,  1371    —   auch  1350  (3),   1363  (3), 

1366  (4),  1374. 

kouffen  1370,  kouffmanschaft  1363  —  kauffmanschafft  1366 

—  kawfmanschafft  1373  —   gekaufft  1370   -  vorkauffen  1370. 

Breßlow   1363    —    Bresslaw    1350   (2),    1359    (3),    1363, 

1367  (2),    1372  (4),    1374  (2)    —   Breslaw    1370  (4),    1377    — 
Breczlaw  1359,  1366  (2)  —  Breßlaw  1313  (2)  —  Brezlaw  1367 

—  Brezslaw  1367  —  Bretslaw  1371  (2). 

Nur  ow  ist  belegt  in  Nampslow  1371. 
Nur   au   (aw):    hauptman    1350    —   hawptmanne    1377    — 
Sittaw  1374. 


116 


Die  Schreibungen  ai  (ay)  und  au  (aw)  treten  als  obd. 
Charakteristika  genügend  hervor. 

Von  md.  Eigentümlichkeiten  treten  folgende  auf: 

e  =  mhd.  ae. 

Streng  durchgeführt. 

Ebenso  u  =  mhd.  uo. 

i  =  mhd.  ie. 

si  (sy)  1350  (8),  1363  (2)  —  sie  1359  (3),  1366  (2),  1367  (4), 
1371  (3),  1372  (3),  1373,  1374,  1377. 

dy  1363  (5)  —  die  1350  (7),  1359  (2),  1357  (6),  1370, 

1371  (7),  1372  (5),  1373  (3),  1374  (3),  1377  (3). 

vir  1363,  1370,  1372  —  vier  1367,  1374  —  virden  1357 

—  vierden  1350. 

briue  1363  —  briues  1363  (2),  1373  —  brife  1370  — 
brifes  1370  (2)  —  brieue  1367,  1372,  1374  —  brieues  1370, 
1374  -  briefe  1359,  1366,  1367,  1371,  1372  -  briefes  1359, 
1367,  1372  (2)  —  briefs  1350,  1367,  1371,  1374  —  brieffs 
1366  (2)  —  brief  1350  (2),  1359  —  brieff  1366. 

(dinstage  1366,  dinstag  1372  (2)  —  dienste  1374.) 
üben    1363    (2),    1373,    lip    1363    —    lieben    1350,    1359, 
1366  (2),    1367,    1370,   1371  (2),   1372  (4),    1374  (2),   1377  (2) 

—  liep  1366. 

wy  1363  -  wie  1350  (3),  1366. 

embiten  1373  —  embieten  1370,  1377  —  gebieten  1363, 
1366,  1373,  1377  (2)  —  vorbieten  1374. 

Nur  i- Formen  sind  belegt  von:   krig  1359  —  prister  1370 

—  nymands  1370. 

Diese  Statistik  beweist,  dass  die  nhd.  Schreibung  ie  tiber- 
wiegt, wobei  das  Nebeneinhergehen  der  i- Formen  die  mono- 
phthongische Aussprache  dieses  Diphthonges  darlegt. 

ie  ist  sogar  vorgedrungen  und  steht  für  mhd.  i.  In  A  ist 
diese  Erscheinung  unbekannt. 

versiegelt  1359  —  ingesiegel  1359  —  diesem  1366^  1367  (3), 

1372  (3)    —   diesen  1366   —   diessis    1366   —   dies   1366   — 
diese  1367. 

Zum  Schluss  verdient  Erwähnung,  das  i  =  mhd.  i  durch- 
aus durchgeführt  ist.     md.  e  ist  nie  belegt. 


117 

Ans  diesem  Vergleiche  des  Lautstandes  der  Urkunden- 
gruppe aus  der  böhmischen  Kanzlei,  die  ich  Ai  bezeichnen  will, 
mit  demjenigen  von  A  ergiebt  sich  die  Verschiedenheit  des 
einen  vom  andern.  A  ist  durchaus  md.  und  ist  noch  weit  vom 
nhd.  Sprachgebrauch  entfernt.  Ai  zeigt  jene  Verbindung  von 
bayr.-öster.  und  md.  Dialekteigenheiten,  aus  denen  die  nhd. 
Schriftsprache  hervorgeht. 

Ein  Einfluss  der  böhmischen  Kanzlei  auf  die  Breslauer  ist 
also  zur  Zeit  Diethmars  von  Meckebach  und  Karls  IV.,  überhaupt 
nicht  erkennbar.  Die  Breslauer  Kanzleisprache  nimmt  erst  lange 
nach  Diethmars  Amtszeit  allmählich  und  im  Zusammenhang  mit 
der  Entwickelung  der  Mundart  jene  Züge  an,  die  für  die  nhd. 
Schriftsprache  charakteristisch  werden. 

B  schliesst  sich  an  A  an,  so  zwar,  dass  stellenweise  schon 
die  Kette  der  md.  Merkmale  durchbrochen  wird.  Die  Diphthon- 
gierung der  alten  Längen  i,  ü,  iu  beginnt,  wird  in  C  fortgesetzt 
und  erlangt  in  D  die  Herrschaft.  B  und  C,  zum  Teil  auch  D, 
können  als  Gruppen  der  Übergangsperiode  angesehen  werden, 
d.  h.  im  15.  Jahrhdt.  und  Beginn  des  16.  Jahrhdts.  geht  die 
Entwickelung  vom  mhd.  zum  nhd.,  der  Kampf  um  die  Herrschaft 
vor  sich,  ein  Kampf,  der  im  16.  Jahrhdt,  zu  Gunsten  des  nhd. 
entschieden  wird. 

Er  lässt  sich  besonders  klar  verfolgen  an  der  Entwickelung 
der  Konsonanten-Verbindungen  sl,  sm,  sn,  sw. 

In  B  überwiegen  die  s- Formen  bedeutend,  nur  zwei  sch- 
Formen  sind  belegt.  In  C  ist  sogar  nur  eine  seh- Form  ver- 
treten. In  D  dagegen  wird  das,  was  in  BC  Ausnahme  war, 
Regel.  Von  der  Mitte  des  16.  Jahrhdts.  ab  herrscht  seh  in 
diesen  Verbindungen. 

Dass  die  Diphthongierung  zu  ei,  au,  eu  in  D  durch- 
gedrungen ist,  braucht  nicht  weiterer  Ausführung. 

Doch  nicht  nur  die  Entwickelung  von  md.  zu  obd.  Lautformen 
führte  den  nhd.  Sprachgebrauch  herauf.  In  manchen  Punkten  basiert 
die  nhd.  Lautstufe  auf  md.  Fundamenten.  Hierher  gehört  md. 
0  für  u,  die  Monophthongierung  von  ie  zu  i,  von  uo  zu  u,  üe 
zu  ü  (e),  und  die  Dehnung  ie  für  kurz  i. 


118 

Einen  Gradmesser  für  den  Stand  der  Entwickelung  im 
16.  Jahrhdt.  haben  wir  in  der  Orthographie  des  F.  Frangk. 
Vgl.  S.  4. 

Tm  allgemeinen  deckt  sich  der  Sprachgebrauch  unserer 
Denkmäler  des  16.  Jahrhdts.  mit  den  Regeln,  die  der  Magister 
aufstellt.  Einzelne  Besonderheiten  fallen  nicht  weiter  schwer 
ins  Gewicht,  herrschte  doch  damals  noch  in  so  vieler  Be- 
ziehung Willkür  im  Schreibgebrauche  vor.  Wie  gross  diese  war 
und  wie  schwer  es  gewesen  sein  musste,  bestimmten  Normen 
zu  folgen,  erhellt  daraus,  dass  F.  Frangk  oft  selbst  seinen 
eigenen  Regeln  zuwider  handelt  bezw.  schreibt. 

Deklination  und  Konjugation  zeigen  entsprechende  Er- 
scheinungen. Im  Anfang  unserer  Periode  herrscht  Schwanken 
zwischen  Altem  und  Neuem  —  im  16.  Jahrhdt.  aber  ist  der 
nhd.  Sprachgebrauch  vorherrschend. 

Im  Wortschatz  ist  besonders  zu  beachten  die  Entwickelung 
von  als  und  wie,  die  gleichfalls  auf  der  nhd.  Sprachstufe  an- 
gelangt ist.  Im  übrigen  verweise  ich  auf  die  einleitenden 
Bemerkungen  zu  den  Wortschatzgruppen. 

Kurz,  auf  allen  Gebieten  des  Sprachkomplexes  ist  um  die 
Mitte  des  16.  Jahrhdts.  die  Entwickelung  vom  mhd.  zum  nhd., 
sei  es  auf  obd,,  sei  es  auf  md.  Grundlage,  zum  Abschluss  ge- 
kommen. 


Druck  der  Breslauer  Genossenschafts-Buchdruckerel,  E.  G.  m.  b.  H. 


Germanistische  Abhandlungen 


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